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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz
Autoren: Julia James
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1. KAPITEL
    Leon Maranz nahm sich ein Glas Champagner von dem Tablett am Eingang und betrat den überfüllten Gästesalon des exklusiven Apartments am Regent’s Park, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Er befand sich auf einer typischen Cocktailparty, wie er sie schon etliche Male besucht hatte. Die oberen Zehntausend ließen sich von uniformiertem Personal bedienen, und alle Gäste einte ein gemeinsamer Nenner: Reichtum.
    Immenser Reichtum.
    Vor Leons Augen wogte ein Meer aus teuersten Designerkleidern, und an den Händen, Ohren und Dekolletés der Damen funkelten unzählige kostbare Schmuckstücke. Sie alle teilten den gleichen Gesichtsausdruck übersättigter, verwöhnter Grazien, und neben ihnen standen die dazugehörigen Männer mit selbstsicherer, fast wichtigtuerischer Miene.
    Leons Lippen wurden noch eine Spur schmaler. Zu oft hatte er erleben müssen, dass der Schein dem wirklichen Sein nicht entsprach. Suchend ließ er den Blick über die Anwesenden gleiten und erkannte Alistair Lassiter sofort, obwohl dieser mit dem Rücken zum Eingang des Salons stand. Und Leon entging nicht, wie verkrampft die Haltung des anderen Mannes wirkte. Zufrieden hob Leon sein Champagnerglas und wollte gerade einen Schluck nehmen, als er stutzte.
    Eine Frau starrte ihn an, was er aus dem Augenwinkel wahrnahm, ohne dabei den Kopf zu drehen. Ihre intensive Musterung verriet ihm, dass sie sich selbst unbeobachtet fühlte.
    So weit nichts Besonderes! Seit etwa zwei Jahrzehnten erregte Leon überall weibliches Interesse, noch lange bevor er den Reichtum erworben hatte, der viel zu häufig das entscheidende Lockmittel für die Damenwelt war. Früher war die magnetische Anziehungskraft auf Frauen seiner markanten, kräftigen und hochgewachsenen Statur zu verdanken gewesen und dem rätselhaften, finsteren Mienenspiel in seinem überraschend attraktiven Gesicht.
    Nach all den Jahren, in denen er weibliche Gesellschaft genossen hatte, wusste Leon genau, wann eine Frau an ihm interessiert war. Und diese Fremde meinte es offenbar ernst!
    Er stürzte einen Schluck Champagner hinunter und wandte sich langsam seiner Beobachterin zu.
    Sie wirkte wie eine Engländerin mit ihren zarten Zügen, der hellen Haut und den großen, klaren Augen. Ihre kastanienbraunen Haare waren zu einem hohen, geflochtenen Zopf zusammengefasst, der bei einer weniger schönen Frau unangenehm streng ausgesehen hätte. Ein indigoblaues, knielanges Seidenkleid schmiegte sich um ihre perfekte Figur, und die zierlichen Füße steckten in hohen, offenen Sandaletten.
    Der auffallend hübschen Figur gönnte Leon einen zweiten Blick: Schmale Taille, gerundete Hüften, und trotz des moderaten Ausschnitts war ein durchaus üppiges Dekolleté erkennbar. Er war positiv überrascht und freute sich darüber, dass seine Verehrerin sich an diesem Abend nicht für ein langes Kleid entschieden hatte.
    Irgendwie kamen ihm die anderen anwesenden Damen plötzlich overdressed und geschmacklos vor. Ein Schuss Adrenalin breitete sich in ihm aus. Womöglich würde sich dieser Abend doch nicht nur um Geschäfte drehen …?
    Mit gerunzelter Stirn ließ er seinen Blick auf der Fremden ruhen und horchte in sich hinein, was für Gefühle sie in ihm auslöste. Einen Hauch von Begierde, das war nicht abzustreiten. Erst jetzt blickte er ihr in die Augen und erkannte den abweisenden Ausdruck darin. Ihr ovales Gesicht schien wie eingefroren.
    Und sie sah praktisch durch ihn hindurch. Als wäre er gar nicht da. Als würde er nicht existieren. Als würde er in ihrem Universum nicht die geringste Rolle spielen …
    Abrupt drehte sie sich um und kehrte so Leon den Rücken zu. Damit löste sie eine Emotion in ihm aus, die er lange nicht mehr verspürt hatte. Wenige Sekunden starrte er auf ihren wohlgeformten Po, dann setzte er sich entschlossen in Bewegung.
    Flavia zwang sich zu einem höflichen Lächeln und tat so, als würde sie das laufende Gespräch verfolgen. Dabei hatte sie heute keinen Sinn dafür, die Gäste ihres Vaters zu unterhalten. In ihrem Kopf spukten ganz andere Gedanken herum.
    Sie wollte überhaupt nicht hier in dem opulenten Regent’s-Park-Apartment ihres Vaters sein. Dieses ganze verlogene Getue um sie herum bereitete ihr starke Übelkeit. Man verlangte von ihr, die verwöhnte Tochter des ungemein nachsichtigen und großzügigen Multimillionärs zu spielen. Dabei wussten sie beide am besten, wie wenig das mit der Realität zu tun hatte.
    Was geht mich diese bescheuerte
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