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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades
Autoren: Mia Zorn
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Notfall verlassen.
    Während Matt sich ans Werk machte und mit einem Klappspaten das kostbare Nass in eine der Boxen schaufelte, verschwand der Drachenmeister hinter den Schneedünen. Der Mann aus der Vergangenheit vermutete, dass er sich erleichtern oder ein Schneebad nehmen wollte und kümmerte sich nicht weiter um ihn. Erst als er die drei großen Boxen gefüllt und auf den Schlitten geladen hatte, kam ihm die Dauer von Kor’naks Morgentoilette doch etwas lange vor.
    Er rammte den Spaten in den Schnee und stapfte auf die andere Seite der Dünen. Hier war Kor’nak nicht. Suchend schaute Matt sich um. Schließlich entdeckte er in der Ferne die Gestalt des Hydriten. Er kauerte in der Nähe der Kultstätte, die Chacho gestern errichtet hatte. Direkt neben der Eisspalte.
    Verdammter Narr, dachte Matt. Missmutig machte er sich auf den Weg, um ihn zurückzuholen. Beim Näherkommen sah er, dass Kor’nak merkwürdig zusammengekrümmt am Rand der Spalte kniete. War ihm nicht gut? Oder war er verletzt? Genaueres konnte er nicht erkennen. Der Drachenmeister hatte ihm den Rücken zugewandt.
    Der Mann aus der Vergangenheit rannte los. »Kor’nak, alles in Ordnung?«, rief er ihm zu. Erleichtert sah er, dass der Hydrit seinen Körper aufrichteten konnte. Doch die Erleichterung wich blankem Entsetzen, als er bei Agat’ols Freund angekommen war. Kor’nak war über und über mit Blut besudelt – sein Gesicht, sein Brustpanzer, der Verband seiner Rechten, das Messer in seiner Linken, der Schnee, in dem er kniete: überall Blut. »Allmächtiger, was ist geschehen?«
    Kor’nak starrte ihn aus glasigen Augen an. Scheinbar stand er unter Schock. Matt beugte sich zu ihm hinunter und suchte nach Wunden. Nichts! Dann glitt sein Blick über eine blutige Schleifspur im Schnee, die von den Schenkeln des Hydriten zur Spalte führte. War es möglich, dass Kor’nak von einer dieser Bestien angegriffen worden war?
    Matt zog sich die Handschuhe aus und holte seinen Colt Python aus dem Holster. Dann ging er auf die Knie und spähte vorsichtig über den Rand der Spalte.
    Sie war nicht breiter als eine Beinlänge, und ihre glatten Wände gingen ungefähr zehn Meter nach unten. Etwa drei Meter unter dem Spaltenrand ragte ein zersplitterter Vorsprung aus der glatten weißen Wand. Matt verschlug es den Atem, als er den zerrissenen Kadaver einer toten Robbe darauf entdeckte.
    Langsam begann er zu begreifen: Weder hatte ein Kampf stattgefunden, noch war Kor’nak verletzt. Das schuppige Geschöpf hatte einfach nur seinen Hunger gestillt. Seinen Hunger nach Blut und rohem Fleisch.
    Er war ein Mar’os-Jünger!
    Das war es, was er die ganze Zeit vor ihnen zu verbergen versucht hatte. Matt dachte mit Schaudern an Kor’naks glasigen Blick: kein Schock… ein Blutrausch!
    Blitzschnell warf er sich herum. Zu spät! Der Mar’os-Krieger war schon über ihm. Matt hatte keine Chance, auch nur einen Schuss abzufeuern. Kor’nak warf sich auf ihn und die beiden wälzten sich gefährlich nahe am Spaltenrand über den Schnee.
    Unvermittelt biss der Mar’os-Krieger zu. Seine spitzen Zähne gruben sich tief in Matts Waffenhand. Der schrie auf und verlor den Python. Die kräftigen Flossenarme Kor’naks drückten ihn in den Schnee. Matt drosch mit der freien Hand auf seinen Gegner ein. Doch erst als er die Wundstümpfe unter Kor’naks Verband erwischte, ließ dieser zischend und klackend von ihm ab.
    Matt nutzte die Chance, rollte sich unter dem Angreifer weg und kam wieder auf die Beine. Fast gleichzeitig warf Kor’nak sein Messer nach ihm. Drax konnte dem fliegenden Geschoss gerade noch ausweichen. Doch um welchen Preis?
    Er spürte, wie sein Fuß ins Leere trat. Seine Beine sackten in den Eisriss. Er fiel. Sein Oberkörper prallte gegen die Kante. Im letzten Moment krallten sich seine Finger in den kalten Schneeharsch am Rand. »Du wirst sterben, du elender Oberflächenkriecher!«, hörte er über sich Kor’nak zischen. »Und dann nehme ich mir deine Barbarin vor.«
    Matt biss wütend die Zähne zusammen. Irgendwie musste es ihm gelingen, hier rauszukommen. Doch seine Füße suchten in der Spalte vergeblich nach Halt. Und schließlich gab auch der Schnee unter seinen Fingern nach.
    »Nein«, keuchte Matt, »nein!« Dann rutschte er in den Riss.
     
    ***
     
    »Maddrax!« Aruula war gerade dabei gewesen, mit Chacho und Agat’ol die Lederplane der Jurte im Schlitten zu verstauen, als sein mentaler Schrei sie erreichte. Sie war schreckensbleich geworden.
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