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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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sie es. Diese Leute haben die Abwehr unterwandert und mich ganz gezielt ausgewählt. Natürlich um das Projekt zu sabotieren, das auch sie irgendwann vernichten kann. Auf jeden Fall hatte er mit Raynas Verschwinden nichts zu tun.
    Moriarty beugte sich vor. »Ich hoffe, Ihnen ist bewusst, dass Ihre Verantwortung jetzt noch größer ist.« Er seufzte schwer. »Ich fürchte, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt… Ich kann Clark nicht ewig täuschen.« Er stand auf. »Ich muss Sie bitten, nicht in Ihr Quartier zurückzukehren – und wenn Sie noch so müde sind. Bitte suchen Sie Lieutenant Rayna. Wenn wir nicht schnellstens erfahren, was bei ihr schief gelaufen ist, muss ich unser Projekt – mein Lebenswerk – als gescheitert ansehen.«
    »In Ordnung.« Bob Kenner nickte, obwohl er vergrätzt war. Jäh aus dem Schlaf gerissen zu werden, hatte ihn schon als Schüler immer auf die Palme gebracht.
    »Sie sind nun unser einziges aktives Medium. Sozusagen die Lanzenspitze im Kampf gegen den Agenten.«
    Du hast nicht die geringste Ahnung. »Ich bin hier, um meinen Beitrag zur wirksamen Bekämpfung des Feindes zu leisten, Sir.«
    Die Gedanken in Kenners Kopf überschlugen sich. Der Feind, das waren nun nicht mehr die Fundamentalisten. Denn nach dem überzeugenden Sieg der westlichen Nationen in den Religionskriegen galt die Kommandoebene der Fundamentalisten als zerschlagen. Das neue Feindbild des Westens wurde seither im Fernen Osten lokalisiert: die immer aufsässiger werdenden Chinesen, die in einem unglaublichen Tempo aufrüsteten. Dass die verbliebenen Krieger Allahs nur noch zahnlose Papiertiger seien, höchstens noch in der Lage, Nadelstiche zu setzen, diese Einschätzung des Westens war allerdings ein gefährlicher Irrtum, wie er am eigenen Leib verspüren musste. Ihre Kampfmoral schien ungebrochen!
    »Ich gehe mal was frühstücken. Ich hab Hunger.«
    Dr. Moriarty nickte. »Tun Sie das.«
    Auf dem Weg zum Kasino dachte Kenner über seine Zukunft nach. Lohnte sich ein Weiterleben überhaupt? Ein gigantischer Komet raste auf die Erde zu. Wenn die Berechnungen stimmten, schlug er in wenigen Tagen in Sibirien ein und hob die Welt aus den Angeln. Dann würden zahllose Menschen sterben, eine neue Eiszeit würde ausbrechen.
    Und wir, dachte Kenner ironisch, sind mit einem zwei Milliarden Dollar teuren U-Boot unterwegs, um eine neue Waffe gegen die Feinde, vorzugsweise die Gelben zu testen. Wenn dieser verdammte Komet erstmal abgeräumt hat, dann gibt’s keine Feinde mehr, dann wird die übrig gebliebene Menschheit genug mit sich selbst zu tun haben… Vielleicht hat Rayna ja eine Möglichkeit gefunden, sich zu verdünnisieren. Rayna, willst du mich nicht mitnehmen? Komm zurück und hol mich.
    »Hallo, Mister Kenner. Setzen Sie sich doch zu mir.«
    Kenner, tief in Gedanken, schaute verwirrt hoch. Er stand mitten im Kasino, ohne bemerkt zu haben, dass er bereits da war. Zu dieser Stunde waren nur zwei Tische besetzt. Lieutenant Naomi Goldwyn schaute zu ihm auf. Sie war weiß, schwarzhaarig und blauäugig. Welch exotische Mischung. Ihr Haar war kurz, ihre Zähne makellos. Dass sie nichts gegen Schwarze hatte, bezeugte ihr Lächeln. Ihre Schönheit brachte Bob Kenner jedoch nicht aus dem Konzept. Er fürchtete sie in ihrer Funktion als Sicherheitsoffizier an Bord.
    »Gern«, log er und nahm Platz. Die Ordonnanz kam und brachte Kaffee und eine Ration.
    »War die Konferenz ein Tiefschlag für Sie?«
    Bob Kenner zuckte die Achseln. »Ich mache mir natürlich Sorgen.« Er schaute sie treuherzig an, weil er wusste, dass sie auf treuherzige Männer stand. »Haben Sie zuerst…?«
    Goldwyn nickte. »Ich habe die Meldung erhalten. Eine Bundeswehreinheit im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet hat ein Gebirgslabyrinth ausgehoben und dabei ’ne Menge interessanter Funde gemacht. Die NATO-Abwehr hat gestern in Europa vierhundert Schläfer hochgenommen. Im Zuge dieser Festnahmen haben wir von dem Maulwurf hier an Bord erfahren.« Sie setzte eine finstere Miene auf. »Leider wissen wir nicht, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Wir wissen auch nicht, ob er aktiviert wurde und was im Fall der Aktivierung seine Aufgabe wäre.« Sie beugte sich vor. »Wir verlassen uns jetzt hauptsächlich auf Sie, Lieutenant.«
    »Auf mich?«
    »Auf Ihre Einheit.« Goldwyn hüstelte. »So klein sie auch ist, und wenn man auch nichts Konkretes über sie weiß: Man sagt ihr Wunderdinge nach.«
    Kenner versuchte unauffällig in ihren Augen zu lesen. Sie
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