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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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gemeinsam. Denn es handelte sich um eine etwa fußballgroße Lebensform, die ein wenig Amöben ähnelte. Ständig zerfloss der annähernd kugelförmige, von einer grauen, straffen Haut überzogene Körper und bildete neue Formen aus. Ihr rötlich-grünes Fleisch ließ sich selbst mit einem stumpfen Messer zerschneiden, so zart und weich war es. Allerdings zerteilte man es erst beim Essen; zum Braten hatte Borisov drei der Kreaturen vollständig auf den Rost gepackt, wodurch ihre Körperfülle um gut zwei Drittel eingeschrumpft war.
    Eine solche Lebensform hatte Matt auf der postapokalyptischen Erde bisher noch nie gesehen. Und das, obwohl er nach den Gesprächen mit den Schelfländern – den Bewohnern einer vorgelagerten Inselgruppe – davon ausging, dass in der Antarktis wohl keine Daa’muren-Kristalle niedergegangen waren. Somit wäre der sechste Kontinent nicht den Experimenten der Daa’muren ausgesetzt gewesen, die im Rest der Welt die Menschen degenerieren und mannigfache Mutationen in Fauna und Flore entstehen ließen. Dass die Antarktis-Bewohner tatsächlich nicht verdummt waren, lag auf der Hand: Sie wussten ziemlich genau Bescheid darüber, was »Christopher-Floyd« vor über fünfhundert Jahren angerichtet hatte.
    Aruula trat aus dem Führerhaus des zehn Meter langen Bootes. »Na, ausgeschlafen?« Matt lächelte seine Gefährtin an.
    Aruula streckte sich und gähnte dabei herzhaft. »Wie soll ich schlafen, wenn Nikolaus dauernd solche Lieder singt? Andererseits sind sie recht… anregend.« Aruula grinste zurück und zog den Fellmantel zurecht, den sie zum Abschied von der Familie Rozhkoi erhalten hatte. Auf offener See war es empfindlich kalt und das steckte selbst eine Kriegerin der Dreizehn Inseln nicht so ohne weiteres weg.
    Matt legte den Arm um ihre Hüfte und hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. Der Geruch nach Seetang stieg ihm in die Nase, denn nicht nur der Laderaum, sondern auch die zwei sardinenbüchsengroßen Kajüten des kleinen Handelsschiffes waren für die Ladung reserviert. Der Rest bestand aus einem »Gemeinschaftsaufenthaltsraum«, sprich: der Küche mit einem winzigen Tisch und drei Stühlen.
    Man hauste derart beengt in den Quartieren, dass sich Matt und Aruula nicht einmal richtig ausstrecken, geschweige denn zusammenrollen konnten. So blieb ihnen nichts übrig, als halb aufeinander zu schlafen. Auf Matts diesbezügliche Beschwerde hatte Nikolaus Borisov grinsend gekontert: »Wenn es dir zu eng ist, schick deine Begleiterin doch einfach zu mir. Du hast dann mehr Platz, und mir wird schon was einfallen, die Towaritschka bei Laune zu halten.« (Towaritschka: verballhorntes russisches Wort für »Freundin«)
    Von wegen!
    »Hm, das riecht gut«, sagte Aruula und schnupperte in den Wind. »Ich glaube, dass uns Nikolaus bald zum Essen rufen wird.«
    »Ja.« Matt starrte hinaus auf die ruhige, bleiern daliegende See. Nach einem wunderschönen Tag mit strahlender Sonne und nur wenigen Wolken zog nun Dunst über dem Wasser auf, während sich »der Planet«, wie Borisov zu sagen pflegte, mit einem herrlichen Farbenspiel am Himmel in die Nacht verabschiedete.
    »Was hast du?« Aruula war sofort gespannte Aufmerksamkeit.
    »Da hinten, schräg rechts, siehst du das?«
    »Ich sehe es, Maddrax«, murmelte Aruula und kniff unwillkürlich die Augen zusammen. Wie aus dem Nichts waren größere Wellen entstanden, die sich nach links und rechts ausbreiteten und eine kleine Bugwelle hinterließen. »Ich würde sagen, da schwimmt irgendwas knapp unter der Oberfläche und kommt direkt auf uns zu.« Aruulas Hand legte sich unwillkürlich um den Schwertgriff, der über ihrer rechten Schulter aufragte.
    »Du hast recht«, sagte Matt. »Ich beobachte weiter. Hol du Borisov her, schnell.«
    Aruula nickte und ging zwei Schritte auf die Kabine zu. Matts Keuchen ließ sie innehalten. Sie fuhr herum – und erstarrte für einen Moment. Gut fünfhundert Meter von der WELLENSPRINGER entfernt war ein wahrer Berg aus dem Wasser getaucht. Aus gut zwanzig Metern Höhe fixierten die Augen einer monströsen Kreatur das kleine Schiff.
    »O shit«, murmelte Maddrax und zog seinen Colt Python. »Eine Seeschlange. Und was für ein Koloss! Sieht beinahe aus wie ein Saurier.«
    Ihr viel zu kleiner Kopf saß wie eine Art Pfropf auf einem mächtigen, muskulösen Hals, der ständig hin und her pendelte, so als müsse sich die Schlange erst auf ihr Ziel einjustieren. Knapp über der Wasseroberfläche ging der Hals in einen
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