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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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Kettenfahrzeugs, dass sich das Eisfeld keineswegs so eben präsentierte, wie es von oben den Anschein gehabt hatte. Der »Pfadfinder« arbeitete sich langsam zwischen schroffen Eisklippen durch, die vier, fünf Meter hoch ragten, überquerte Sättel mit steilen Flanken und schob sich in kleine Täler vor. Am kritischsten wurde es, als er in gefährlicher Nähe eines monströsen Eisspalts entlang fuhr, dessen Breite Matt auf gut zwanzig Meter schätzte.
    Überall knirschte und knackte es im Eis. Die Geräusche, die manchmal wie das Stöhnen sterbender Tiere klangen, verursachten einen Schauer nach dem anderen bei den Gefangenen. Vor allem Soldat Polly Stanley zuckte immer wieder zusammen oder schaute sich panisch um.
    Auf einer weiten Fläche, die harmlos aussah, die es aber nicht war, weil der Pilot immer wieder Ausweichmanöver vornahm und die knisternden Geräusche dabei an- und abschwollen, begegneten sie zwei entgegenkommenden »Pfadfindern«. Sie waren voll besetzt mit Georgshüttern, die zuerst freundlich winkten, dann aber abrupt versteinerten, als sie die Clarkisten sahen. Schmährufe ertönten. »Au!«, entfuhr es Darnell, weil ihn ein geworfenes Stück Eis am Kopf getroffen hatte.
    »Niemand mag die Clarkisten«, murmelte Aruula in der Sprache der Wandernden Völker, die hier nur Matt verstand. »Sie leben nicht in Frieden mit den anderen Völkern. Hatte ich es nicht gesagt?«
    Matt schluckte eine pampige Erwiderung herunter. Sie hatte ja recht, auch wenn er Mühe hatte, es sich einzugestehen.
    Nachdem der »Pfadfinder« die schwer bewachte Brücke, eine Konstruktion aus Stahl und Holz mit je einem Wachhäuschen auf jeder Seite, sowie den Palisadenzaun passiert hatte, glitt er auf einer breiten, unebenen Schneestraße nach Georgshütte hinein.
    Für die Fußgänger gab es hölzerne Gehsteige, die sich an den Häuserzeilen und einzelnen Hütten entlang zogen und nur durch die Straßen unterbrochen wurden. Wozu der mit roter Farbe abgegrenzte Streifen neben der Fahrbahn gut sein sollte, erschloss sich Matt nicht. Zahlreiche Menschen, die auf den Gehsteigen unterwegs waren, blieben kurz stehen, um einen neugierigen Blick auf die Insassen des Kettenfahrzeugs zu werfen. Nicht wenige verzogen angewidert das Gesicht.
    Plötzlich horchte Matt auf. Hundegebell! Und schon bog ein Hundeschlitten, bespannt mit acht Tieren, die entfernt an Huskies erinnerten, in Zweierreihen um die Ecke. Der Schlittenführer sorgte dafür, dass die Hunde den rot abgetrennten Fahrstreifen nicht verließen.
    Ah, die Hundespur also, dachte Matt. Ohne Zweifel eine deutsche Siedlung: Alles muss seine Ordnung haben…
    Der »Pfadfinder« fuhr schließlich auf den riesigen Platz zwischen den Halbröhren. Zahlreiche Fahrzeuge unterschiedlichster Bauart standen hier, korrekt nebeneinander geparkt, auf ausgewiesenen Parkplätzen.
    Matt beobachtete eine weißblonde Frau im weißen Pelz, die eine Art Haustier an der Leine spazieren führte. Das Tier faszinierte Matt mehr als die Frau: Es musste sich um eine Abart der Rollmollys handeln. Es besaß ebenfalls ein grünbraunes Fell und ein einziges zentrales Auge, hatte aber die Größe eines Fußballs. Den entscheidenden Unterschied machten die beiden kräftigen Beine, die große Ähnlichkeit mit denen von Hühnern besaßen.
    Erneut wurde Matt an die seltsamen Tiere und Pflanzen erinnert, die es hier in der Antarktis gab und bei denen es sich unmöglich um Mutationen bestehender Arten handeln konnte, weil sie viel zu fremdartig waren. Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf die Infrastruktur des Platzes gelenkt. In seiner Mitte befand sich ein hoher Mast, an dem eine Flagge mit vier Streifen wehte: unter dem deutschen Schwarz-Rot-Gold gab es einen weiteren roten Streifen. Und über alle vier Farben weg bäumte sich ein schwarzes Ferrari-Pferd auf.
    Ich glaub’s nicht, dachte Matt verblüfft. Entweder war der Flaggendesigner Michael-Schumacher-Fan, oder die Italiener haben sich mit den Deutschen verbrüdert.
    Auf der Stirnseite der linken Halbröhre wehte ebenfalls die wunderliche Flagge. Sechs mit Gewehren bewaffnete Soldaten standen davor.
    »Der Regierungspalast«, stellte Unter-Clark Adolfo Darnell fest. »Dort also wetzt Kanzelor Michailovic mit seinem fetten Hintern die Stuhlbespannungen durch… au!«
    Der Bewaffnete hinter Darnell hatte ihm erneut den Gewehrkolben ins Kreuz gedonnert. »Wenn du noch einmal unseren Kanzelor beleidigst«, blaffte er, »schlag ich dir die Rübe ein und
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