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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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riesigen, mit Hörn besetzten Leib über, den Matt auf fünfzig, sechzig Meter Länge schätzte. Wie die Zacken einer Säge ragten die Hornplatten aus dem Wasser.
    Matt erkannte, dass er dieses Ungetüm mit dem Colt nur durch einen gezielten Schuss in den Kopf erledigen konnte – und dafür war es zu weit entfernt. Da war ein größeres Kaliber vonnöten. »Die Harpune!« Drei Sätze brachten ihn zur Kabine, auf deren Dach die Waffe montiert war.
    Die Pendelbewegungen des Halses endeten abrupt. Die Schlange hatte sich auf ihr Ziel justiert. »Sie greift gleich an!«, rief Aruula, die längst ihr Schwert aus der Rückenkralle gezogen hatte. »Beeil dich, Maddrax!«
    Matt stand hinter der gut einsfünfzig hohen Drehlafette, auf der die Harpune gelagert war. Er packte die Griffe und drehte die Waffe in Richtung der Seeschlange.
    In diesem Moment ertönte ein tiefes Brummen, das schnell höher wurde und sich innerhalb weniger Sekunden in ein schrilles Kreischen verwandelte.
    Matt schrie auf, presste die Hände gegen die Ohren und sank auf die Knie. Er hatte das Gefühl, sämtliche Adern in seinem Kopf würden platzen. Aruula erging es nicht anders. Sie lag auf dem Deck und wand sich vor Schmerzen.
    Käpt’n Borisov kam aus der Kabine geschossen. Mit einem kurzen Rundblick peilte er die Lage. Drei mächtige Sätze brachten ihn zu Aruula. Er kniete sich neben sie und schob ihr etwas in die Ohren. Dann turnte er aufs Kabinendach und verpasste Matt die gleiche Prozedur.
    Der Schmerz ließ nach. Mit tränenden Augen sah Matt, wie sich Borisov die Harpune schnappte, sie drehte und auf die Seeschlange ausrichtete. Eine Zieleinrichtung mit Kimme und Korn half ihm dabei.
    Borisov löste das Geschoss aus. Die gut einen Meter lange Harpune mit der eisernen Spitze, einer kleinen Kugel dahinter und den Stabilisierungselementen am hinteren Teil zischte auf die Seeschlange zu. Der dünne Draht, an dem sie hing, rollte sich von einer Trommel ab.
    Volltreffer!
    Die Spitze mit der Kugel bohrte sich auf halber Höhe in den Hals des Ungeheuers. Sie hatte die lederne Haut problemlos durchschlagen. Borisov drückte einen Knopf auf dem Bedienungspanel der Waffe. Im selben Moment flogen Hals und Kopf der Seeschlange in einer grellen Explosion auseinander!
    Blutige Fetzen zischten durch den Himmel und taumelten der Wasseroberfläche entgegen, während der verbliebene Halsstumpf noch für einige Sekunden in die Luft ragte.
    Nikolaus Borisov tanzte wie Rumpelstilzchen auf dem Kabinendach umher und klatschte in die Hände. Matt und Aruula, die ihre Ohrstöpsel herausnahmen, hörten ihn brüllen: »Da hab ich dich sauber in den A… gef… (zensiert!) , Towaritschka, was? Damit hättest du nicht gerechnet, du geiles Miststück!«
    »Oje«, seufzte Matt.
    Borisov hielt inne. Der schmächtige Mann mit dem zu großen Kopf auf den kaum vorhandenen Schultern grinste Matt und Aruula an. Durch die Tatsache, dass Spinat aus seinen Ohren zu wachsen schien, wirkte der Anblick geradezu grotesk. In seinen stahlblauen Augen funkelte es vergnügt, während nun auch er die grünen Ohrstöpsel heraus nahm, sie kurz betrachtete und in die Hosentasche steckte.
    »Na, geht’s wieder? Ihr müsst entschuldigen, dass ich euch nicht auf die Gefahr durch eine Brüllschlange hingewiesen habe. Aber die Biester sind extrem selten in diesen Breiten, und das ist erst die zweite, mit der ich es in über zwanzig Jahren zu tun bekommen habe.« Er kratzte sich in den verfilzten Haaren, die oben wesentlich dünner als im unteren Teil des Gesichts waren.
    »Eine Brüllschlange, aha«, gab Matt zurück, dem das Echo des Schreis noch im Gehörgang vibrierte.
    »Ja, eine Brüllschlange.« Nikolaus Borisov rollte den Zünddraht wieder auf und beobachtete dabei in der nun herrschenden Dämmerung, wie der mächtige Kadaver hin und her schaukelte. Erste Fische schienen daran zu ziehen und ihn von unten her aufzufressen. Dann legte der Kapitän einen neuen Harpunenpfeil auf, während er weiter redete. »So groß sie ist, jagt sie ihre Beute doch nicht mit roher Gewalt. Sie betäubt sie vielmehr mit Tönen und muss sie dann nur noch runterschlucken. Aber ich hab sie sauber weggeputzt.«
    »Das war ein guter Schuss«, bestätigte Matt. Die Sprengharpunen stammten laut Juri Rozhkoi, dessen Bekanntschaft sie auf den Inseln gemacht hatten und dem das Handelsboot gehörte, von den Innenländern. Die Schelfländer tauschten Rohöl, Technik und was sie sonst noch brauchten, gegen begehrte
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