Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2318 - Der Dunkle Obelisk

Titel: 2318 - Der Dunkle Obelisk
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Daellian war bislang der Reaktivierung des Kristallschirms um keinen einzigen Schritt näher gekommen.
     
    *
     
    „Vollalarm für das Sonnensystem aufheben", sagte Rhodan. „Kurs des Traitank hochrechnen."
    Er fragte sich kurz; wer den Begriff Vollalarm geprägt hatte. Hätte er etwa Halbalarm für das Sonnensystem geben sollen oder Fünfundsiebzig-Prozent-Alarm? Aber das war nur ein Anflug von Galgenhumor. Oder ein Versuch, die schreckliche Anspannung, die ihn drei Stunden lang im Griff gehalten hatte, so schnell wie möglich zu verdrängen.
    Wie konnte man mit solch einer Anspannung leben? TRAITOR konnte jederzeit zuschlagen, und die Milchstraße war ihr völlig schutzlos ausgeliefert. Das traf auch auf die Erde zu, auf die LFT, der seine größte Sorge galt, sogar wenn es ihnen als Einzigen gelungen war, zumindest das Kolonnen-Fort zu beseitigen. Das allerdings eher durch Glück oder die Kombination glücklicher Umstände.
    Wenn die Terminale Kolonne nun erneut tätig werden sollte, war Terra nicht bereit.
    Das hatte das Auftauchen eines einzigen Feindschiffes erneut unter Beweis gestellt.
    Welche Abwehrmöglichkeiten hätten sie im Ernstfall gehabt? Keine!
    Der Resident empfand es als Glücksfall, dass die breite Öffentlichkeit, soweit sie über TRAITOR informiert war, die Kolonne im ultimaten Ausmaß ihrer Bedrohung nicht zur Kenntnis zu nehmen schien. Die Terraner machten weiter, bauten dank ihres Erfindungsreichtums und Engagements ihre Wirtschaft wieder auf, die 1331 NGZ einen derart herben Rückfall erlebt hatte, dass sie sich bis heute noch längst nicht völlig erholt hatte.
    Es war, als könnte nicht morgen, nicht in drei Stunden schon alles zu Ende sein. Sie hatten ihre Sorgen, lebten ihr Leben und scherten sich ansonsten einen Dreck um TRAITOR.
    Das hatte Rhodan schon öfter erlebt, praktisch bei jeder großen Krise.
    Menschen und ihre galaktischen Verwandten schienen über die Fähigkeit zu verfügen, selbst in größter Not einfach weiterzumachen und auf ein Wunder zu hoffen.
    Vielleicht sogar mit einer gewissen Berechtigung, dachte Rhodan. Wunder hatte es in den letzten drei Jahrtausenden immer wieder gegeben. „Kurs des Traitank extrapoliert!"
    In der Solaren Residenz herrschte zielgerichtete Aktivität, die ein Außenstehender stehender vielleicht für Hektik oder noch Schlimmeres gehalten hätte. Hier liefen alle Fäden zusammen, hier wurden alle wichtigen Entscheidungen getroffen. „Ich höre", sagte Rhodan. „Das Schiff ist auf Kurs Richtung Hayok gegangen. Weitere Informationen stehen aufgrund des Mangels an Daten nicht zur Verfügung."
    „Danke." Beim Sternenarchipel Hayok stand ein weiteres Kolonnen-Fort.
    Entwickelte sich der Sternenarchipel wieder zum Brennpunkt? Braute sich dort etwas zusammen? Oder gab es eine völlig andere Ursache, die Rhodan nicht erahnen konnte? Etwas viel Banaleres? „Über die Funkbrücke Kontakt mit Hayok aufnehmen!", befahl er. „Ich brauche eine aktuelle Lageanalyse. Und fordert unsere Stützpunkte in der Nähe des Archipels zu besonderer Wachsamkeit auf. Ich möchte sofort informiert werden, falls sich dort etwas Ungewöhnliches tut." Er überlegte kurz. „Und dann möchte der Residenz-Koordinator bitte in mein Büro kommen, falls er gerade abkömmlich ist.
     
    2.
     
    Rhodan fragte sich, ob er genauso müde und übernächtigt aussah wie der älteste noch lebende Mensch. Homer G. Adams' Oberkörper wirkte noch verkrümmter als sonst. Zweifellos Einbildung, doch irgendwie erschien Rhodan das Bild mehr als passend. „Neue Katastrophen?", fragte der Residenz-Koordinator für Wirtschaft, Finanzen und Strukturwandel im Rang eines Residenz-Ministers und schloss die Tür hinter sich. „Kolonnen-Einheiten auf dem Mars? Ein Fort über der Venus?"
    Rhodans Lächeln wirkte blass. „Nein, nichts Akutes, Homer, ich ... wollte nur mal mit jemandem sprechen."
    Adams setzte sich ihm gegenüber und betrachtete ihn aus müden Augen. „Und da die meisten Unsterblichen in der Milchstraße unterwegs sind, bist du auf mich gekommen."
    Rhodan schüttelte erschöpft den Kopf.
    Auch wenn andere Wegbegleiter seit Jahrtausenden ihm vielleicht näher standen, bei allem, was sie seit den Tagen der Dritten Macht gemeinsam durchgestanden hatten, hatte sich durchaus so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.
    Und Vertrauen. „Ich frage mich", sagte er nachdenklich, „ob die dreigeteilte Strategie der Regierung die richtige ist. Nach dem Fehlschlag mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher