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223 - Die Sünden des Sohnes

223 - Die Sünden des Sohnes

Titel: 223 - Die Sünden des Sohnes
Autoren: Jo Zybell
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hierher zurückgelegt, um Tod und Verderben über Menschen zu bringen, die besser sind als du!« In seiner Hosentasche schloss sich seine Faust um die beiden Patronen mit dem Schlangengift.
    Daa’tan hob abwehrend die Hände und wich bis zum Kaiserthron zurück. »Warum musstest du mir folgen? Am Uluru habe ich dir das Leben geschenkt! Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?« Er fiel in den Thronsessel zurück. »Die Wolkenstadt gehört mir! Ich habe sie mir verdient! Ich war der Stärkere! Sonst hätte ich die Kaiserlichen nicht besiegt!«
    »Du hast sie nicht besiegt.« Bis auf fünf Schritte trat Matt Drax an den Thron heran. »Ein wildes Barbarenheer hat sie besiegt, ein schwarzer Hüne und ein verdammter Daa’mure!«
    »Es ist meine Stadt!« Daa’tan schlug sich mit der Faust vor die Brust. »Sie waren zu schwach, um sie gegen mich zu verteidigen! Sie haben verdient, was sie bekommen haben!«
    Die Tür wurde aufgestoßen, Rulfan trat ein. Matt Drax registrierte es aus den Augenwinkeln, ohne den Blick von Daa’tan zu wenden. Offensichtlich hatte sich der Bruder und Freund aus den Pflanzenfesseln befreien können – eine willkommene Unterstützung, wenn es hart auf hart ging.
    Aber warum ergriff Aruula nicht für ihn Partei? Er hätte auch ihre Unterstützung gebrauchen können, doch sie stand nur da und blickte zwischen ihm und Daa’tan hin und her. Rulfan trat zu ihr.
    »Es ist die Stadt von tapferen, phantasievollen Menschen«, fuhr Matt fort und trat einen weiteren Schritt näher. Die Patronen mit dem Schlangengift schienen in seiner Hand zu glühen. »Hast du jemals etwas geschaffen, das einer Wolkenstadt vergleichbar wäre? Nein, Daa’tan! Du rennst nur durch die Welt, tötest, zerstörst und verletzt!«
    »Hör auf!« Daa’tan hielt sich die Ohren zu.
    »Du lässt deine gottverdammten Dornen sprießen und bildest dir etwas ein auf…« Matt verstummte, denn plötzlich packte Rulfan Aruulas Arme und zwang sie ihr auf den Rücken.
    Daa’tan schreckte hoch, als die Kriegerin aufschrie, und Matt Drax traute seinen Augen nicht. Auf einmal zerfloss die Gestalt Rulfans und verwandelte sich in den Daa’muren. Der hielt die sich windende Aruula fest. »Gib auf, Mefjuu’drex!«, sagte er ruhig. »Gib auf, oder ich töte dieses Lügenweib!«
    Matt war wie paralysiert. Mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Seine Gedanken rotierten fieberhaft.
    »Was fällt dir ein, Grao?«, brauste Daa’tan auf.
    »Sie haben sich gegen dich verbündet, merkst du das nicht?«, rief der Daa’mure. Daa’tan sah erschrocken von einem zum anderen, und Matt war starr vor Schreck. »Deswegen hat sie dich auch belogen und dich gegen mich aufgehetzt!«
    »Glaub ihm nicht!«, zischte Aruula. »Diese Bestie lügt!« Grao’sil’aana rammte ihr das Knie ins Kreuz und sie stöhnte auf.
    Daa’tan war völlig verunsichert, Matt sah es ihm an. Der junge Bursche sprang von seinem Thron hoch und brüllte los. »Da siehst du, was du angerichtet hast, Mefjuu’drex! Du hetzt meine Mutter gegen mich auf und verfolgst mich bis ans Ende der Welt! Und jetzt willst du mir auch noch die Stadt wegnehmen, die ich mir doch durch meinen Mut und meine Tapferkeit verdient habe…!«
    Aus den Dielen und aus dem Holz des Thrones Sprossen plötzlich grüne Ranken. Unkontrolliert ringelten sie sich in den Raum, als hätte Daa’tans Wutausbruch sie hervorgebracht. Noch griffen sie nicht nach ihm – aber das würde nur eine Frage der Zeit sein.
    »Ich bin ohne dich aufgewachsen, Vater«, Daa’tan spuckte ihm das Wort vor die Füße, »während du jene, die mich aufzogen, ohne Gnade bekämpft hast! Ich weiß von deinen Verbrechen, nicht nur von denen, die du an mir begangen hast! Ich weiß um die schwache Natur der Menschen, um ihre Minderwertigkeit! Und dass nur die daa’murische Lebensart verhindern kann, dass man so wird wie sie – indem man Stärke und Mut zeigt und keine Emotionen! Meine Mutter kann ich vielleicht noch retten, aber du bist… totes Fleisch!«
    Matthew Drax war fassungslos. Daa’tan klang, als würde er herunterbeten, was eine Gehirnwäsche der Daa’muren ihm über Jahre hinweg eingetrichtert hatte. Fraglich, ob er überhaupt wirklich verstand, was er da von sich gab.
    Im gleichen Moment spürte er die Berührung dünner Pflanzenstränge um seine Fußknöchel – und begriff, dass Daa’tan gerade das Todesurteil über ihn gesprochen hatte.
    Er wollte vorspringen, so lange es noch ging. Doch dann überschlugen sich
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