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223 - Die Sünden des Sohnes

223 - Die Sünden des Sohnes

Titel: 223 - Die Sünden des Sohnes
Autoren: Jo Zybell
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Häusern Schüsse und die Hilferufe verängstigter Frauen.
    ***
    Den Schlangenkopf schnitt Matthew Drax ab, wickelte ihn in die großen Blätter einer Pflanze, die er am Seeufer fand, und steckte ihn in die Hosentasche. Er schlich sich unter die Stadt, solange es noch dunkel war. Und selbst als die Sonne aufging, tarnte ihn noch das Buschwerk, das er sich auf Kopf und Rücken gebunden hatte. Chira hatte er gut zugeredet, damit sie am Seeufer auf ihn wartete.
    Im ersten Morgenlicht presste Matt die Giftzähne der toten Schlange in die Patronenhülsen. Das giftige Sekret war schon ziemlich zähflüssig, doch es spritzte noch aus den Zahnkanälen. Zwei Patronenhülsen füllte er bis Rand mit dem stinkenden, schaumigen Zeug.
    Über sich aus der Stadt hörte er Geräusche, die ihn beunruhigten. Männer brüllten dort, und Frauen schrien auf eine Weise, dass Matt sich lieber nicht vorstellen wollte, was mit ihnen geschah. Bis auf fünfzig Schritte schlich er sich an den Aufzug heran. Dann stand er auf, legte seine Kalaschnikow an und lief ohne Tarnung auf die Kabine zu.
    Nur zwei Wächter hatte die Einheit zurückgelassen, die nach Norden marschiert war, kurz nachdem das Luftschiff dort irgendwo in den Wald gestürzt war. Sie schienen sich ziemlich sicher zu fühlen, dieses wilden Eroberer.
    Beide Wächter griffen sofort nach den Faustfeuerwaffen in ihren Gürteln. Matt blieb gar nichts anderes übrig, als den Abzugsbügel durchzuziehen.
    Einer der Wächter brach tot zusammen, der zweite hob die Arme und wich zurück. Matt Drax rannte zu ihm und entwaffnete ihn. Mit dem Lauf der Kalaschnikow winkte er nach Süden.
    »Lauf!«, rief er. »Lauf, lauf!«
    Der schwarze Krieger begriff und spurtete davon. Der Mann aus der Vergangenheit wartete, bis auch sein Federbusch zwischen den vom Absturz der Stadt platt gedrückten Sträuchern verschwunden war. Dann betrat er die Aufzugskabine und fuhr in die Stadt hinauf.
    Er dachte an die schreienden Frauen, um seine Wut anzuheizen. Er dachte an die tot geglaubte Chira, die plötzlich wieder munter war, um sich Mut zu machen. Und er dachte an seine geliebte Aruula und seinen Blutsbruder Rulfan, um seine Angst zu verscheuchen.
    Der Aufzug stoppte. In den zwei Sekunden, in denen sich die Tür öffnete, fragte er sich, wohin er sich durchkämpfen musste, um Aruula zu finden. In den Palast, entschied er. Dort würde er Daa’tan finden, und Daa’tan würde wissen, wo seine Mutter steckte. Und wenn sich ihm der Daa’mure in den Weg stellte? Nicht daran denken…
    Die Aufzugstür stand offen. Matt Drax verließ die Kabine. Mit angelegter Waffe stieg er die Treppe von der Aufzugsstation zur Hauptebene der Stadt hinauf. Raues Männergebrüll und -gelächter rückten rasch näher.
    Die Wächter oben am Treppenabgang runzelten die Stirn, als sie ihn sahen. Sie versperrten ihm den Weg und zogen ihre Klingen. Matt Drax drückte ab, zielte aber auf ihre Beine. Es reichte aus, sie kampfunfähig zu machen; er hatte nicht vor, ein Massaker zu veranstalten und sich damit auf eine Stufe mit den Eroberern zu stellen.
    Er hielt nicht einen Moment inne, als er oben angekommen war, lief einfach weiter, hielt schnurstracks auf den Palast zu. Er drehte sich um sich selbst, während er über den Marktplatz lief, feuerte aber nur dann gezielt, wenn Krieger ihre Schusswaffen auf ihn richteten. Die meisten ergriffen vor der bloßen Feuerkraft der Kalaschnikow die Flucht.
    Auf dem Markplatz fand er ein mit hohem Drahtgitterzaun eingefriedetes Terrain. Hinter dem Gitter kauerten kaiserliche Soldaten in blauen und roten Fräcken. Ihre Bewacher nahmen vor der lärmenden, tödlichen Waffe Reißaus. Matt trat vor das Tor de Zaunes. »Zurücktreten!«, rief er und zerschoss das Schloss.
    Er kümmerte sich nicht um die kaiserlichen Soldaten, die durch das offene Tor strömten und in alle Richtungen rannten, er hörte nicht die Befehle, die ihre Offiziere brüllten – er marschierte weiter dem Palast entgegen. Sich um seine eigene Achse drehend füllte er das Magazin seines halbautomatischen Gewehres; die vorletzte Füllung, schätzte er; die Beintaschen seiner Hose waren fast geleert. Aber er musste auch nur noch selten einen kurzen Feuerstoß abgeben; die Feuerkraft seiner Waffe schien eine äußerst demoralisierende Wirkung auf die Gegner zu haben.
    Matthew Drax erreichte den kleinen, aus künstlich angefertigten Pflanzen angelegten Park vor dem Palast. Er drehte sich um. Etwa sechzig Soldaten des Kaisers hatten sich
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