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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari
Autoren: Christian Schwarz
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Grao und er bekamen nicht nur zwei Tage Obdach und die Häuptlingstochter angeboten, sondern schließlich auch noch zwei Tsebras zum Reiten und jede Menge Proviant mit auf den Weg.
    Obwohl sie sich mit den Gluu, wie sich dieses kleine Völkchen nannte, nur per Handzeichen verständigen konnten, erfuhren sie etwas über die Fliegenden Städte. Sandzeichnungen bewirkten da wahre Wunder und der Häuptling wies mit ausgestrecktem Arm nach Süden. Daa’tan glaubte in dem ganzen Kauderwelsch immer wieder das Wort ›Rosseer‹ wahrzunehmen.
    »Rozier«, sagte er aufgeregt. »Das heißt Rozier! Sie wissen tatsächlich etwas.«
    Drei Tage später ritten sie über weite Grassavannen und durch dichten Dschungel. Wieder leistete ihnen die Sandrose gute Dienste. Nachts, als Daa’tan schlief, bildete Grao wieder die Gestalt einer Frau nach, wie er es in den letzten Wochen häufiger getan hatte. Dieses Mal diente ihm die Häuptlingstochter der Gluu als Vorbild. Wiederum weckte er Daa’tan.
    Der schlug umgehend die Augen auf. »Sehr hübsch, Grao«, sagte er, »wirklich sehr hübsch. Aber die Häuptlingstochter war absolut nicht mein Fall. Sie hat gestunken und war noch unerfahrener als ich. Es ist nichts passiert. Ab jetzt kannst du deine Spielchen sein lassen. Ich habe sie schon beim zweiten Mal durchschaut.«
    Grao verwandelte sich wieder in seine Echsengestalt. »Dann gefällt es dir also nicht, wenn ich dich in Gestalt einer Frau begleite? Ich wollte herausfinden, welche dir am ehesten zusagt. Denn ich möchte, dass du dich in meiner Gesellschaft wohl fühlst.«
    Daa’tan grinste schräg. »Nein, Grao, es gefällt mir überhaupt nicht. Ehrlich. Es war amüsant, dir bei deinen Bemühungen zuzusehen und den Ahnungslosen zu spielen, der die Erscheinungen für Träume hält. Das hat mir die Zeit besser vertrieben. Aber mal ehrlich: Wenn du als Frau neben mir gehst, dann weiß ich doch genau, dass du keine bist, sondern eine außerirdische Echse. Lass es also ab heute bleiben, auch wenn es gut gemeint war. Wenn ich erst Herr der Welt bin, bekomme ich genug Frauen. Richtige, ohne Schuppenflechte.« Er lachte laut.
    Grao, der weder den Witz noch die Argumentation verstanden hatte, stellte seine diesbezüglichen Experimente von diesem Tag an wieder ein.
    Mitte Juni zogen sie durch fruchtbares Bergland. Ihre Reise führte sie entlang einiger Vulkanberge. Vier mächtige Bergkegel ragten aus dem grünen Meer des Dschungels empor, zwei davon stießen schwere schwarze Rauchwolken in die Luft. Immer wieder bebte der Boden. Daa’tan und Grao hatten alle Mühe, ihre Tsebras zu beruhigen, die nervös tänzelten und auszubrechen versuchten.
    Als sie über ein Hochplateau ritten, ertönten plötzlich seltsame Geräusche. Daa’tan galoppierte zum Rand. »Was ist denn das?« Fasziniert starrte er über die weite Grasebene tief unter ihm. Grao zügelte sein Reittier neben Daa’tans.
    Sie hatten in den letzten Tagen öfters Menschen getroffen und ahnten, dass die Gegend gut besiedelt war. Aber das hier schlug der Häuptlingskrone die Pfauenfeder aus: Ein mächtiges Heer durchzog die Grasebene! Bunte Federbüsche wippten auf den Häuptern der schwarzen Krieger. Viele ritten auf Tsebras wie sie. Andere trieben Wakudas an, die mindestens drei Dutzend Kanonen auf Lafetten zogen. Zahlreiche gedeckte Wagen fuhren im Tross mit. In der ungefähren Mitte des Heeres wogte ein großer hölzerner, mit Tierfellen bezogener Thron. Acht Träger mühten sich mit ihm ab. Der Mann, der darauf saß, trug ein Lepaadenfell um die Hüften und eine Kopfbedeckung aus dem gleichen Material. In der Hand hielt er einen Stab.
    Einige Männer hatten große bunte Trommeln umhängen, die sie unablässig bearbeiteten. Der eigentliche Lärm – und das war das seltsamste Schauspiel – stammten von zwei- und vierrädrigen Maschinen, die die seitliche Begrenzung bildeten. Die zweirädrigen wurden von je einem Krieger gefahren, die viel größeren vierrädrigen mit einem Aufbau hinter der Fahrerkabine und aufmontierten Geschützen waren mit je drei Kriegern besetzt. Neben dem Lärm spuckten sie so viel Dampf in die Luft, dass sie fast sogar die Vulkane übertrafen.
    »Die haben tatsächlich Dampfmaschinen«, sagte Grao’sil’aana, der sich in menschlicher Geschichte recht gut auskannte, weil das einst zu seinem Erziehungsauftrag gehört hatte. »Recht altertümliche zwar, aber immerhin.«
    »Sieh mal einer an, ein Heer«, murmelte Daa’tan, der seinen eigenen Gedanken
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