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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari
Autoren: Christian Schwarz
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der Tempelbauwerkstätte und andere Künstler schmückten die Grabkammer und die Höhle davor mit Szenen aus dem Leben Nefertaris. Rahotep, königlicher Baumeister und Leiter der Tempelwerkstätten von Abu Simbel gab zu bedenken, dass er in der Kürze der Zeit keine wirksamen Fallen gegen eventuelle Grabräuber mehr installieren könne, und Mosa war bereits geneigt, die Grabschließung zu verschieben, als ein mysteriöser Vorfall seine Meinung änderte.
    Amun-Priester, die im Schein der Fackeln neben dem Sarkophag Totenwache hielten und die vorgeschriebenen Texte rezitierten, vernahmen in der Nacht plötzlich ein leises Schaben. War außer ihnen noch jemand in der Grabkammer?
    Entsetzen packte die Priester, als sie feststellten, dass das Geräusch aus dem Sarkophag kam! Auch Mosa und dem Oberpriester des Amun, Pepinacht mit Namen, stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben, als sie, von der Totenwache alarmiert, das Kratzen aus dem Inneren des Sarges vernahmen.
    Mosa, der seine schlimmsten Ahnungen bestätigt sah, verbot den Sarkophag zu öffnen, und erklärte die Geräusche damit, dass Ungeziefer mit in das Behältnis geraten sein müsse, ein Skorpion vielleicht, oder ein Skarabäus. Um weitere Zwischenfälle zu vermeiden, sollte Rahotep das Grab nun doch ohne Aufschub und ohne Fallen schließen und zusätzlich das Auge des Osiris, ein Abwehrzeichen gegen das Böse, auf die Steinplatte malen, die den Zugang verschloss.
    Der Baumeister tat, wie ihm geheißen, und zur Sicherheit ließ Mosa anschließend außer den Amun-Priestern alle töten, die bei der Beisetzung seiner Mutter mitgewirkt oder vor Ort gewesen waren. Selbst Rahotep und Merire entkamen diesem Schicksal nicht; Letzterer schon aus dem Grund, weil er der einzige Mitwisser war, der die Wahrheit um Nefertaris Tod kannte. So hoffte Mosa das Wissen um ihr Grab auf immer zu wahren.
    In der Folgezeit stritt er sich mit Merenptah um die Thronfolge – und sein Bruder setzte sich durch. Mosa fiel, Ironie des Schicksals, einem Giftanschlag zum Opfer.
    Dem neuen Pharao kamen bald Gerüchte zu Ohren, nach denen Nefertari nicht in das Totenreich eingegangen wäre. Zwar hatte Mosa alle Beteiligten beseitigen lassen, die von ihrem Grab wussten, doch nun blühten umso stärker die Legenden, die von einer Rückkehr der Königin sprachen, die im »Zeichen der Ewigkeit« beigesetzt sein sollte. Gerade weil man ihre letzte Ruhestätte nicht kannte, munkelten viele, sie hätte die Sonnenbarke ins Jenseits nie bestiegen.
    Merenptah war ein Hasenfuß und fürchtete die Toten mehr noch als die Lebenden. Er reiste nach Theben zurück, denn er hatte Pi Ramesse, der Stadt, in der ihn alles an seine Eltern erinnerte, längst den Rücken gekehrt. Während der neue Pharao die in Stein gehauenen Andenken an seine Mutter landesweit zerstören oder zu ihren Ungunsten umschreiben ließ, traute er sich an die Tempel von Abu Simbel nicht heran. Aus Angst, der Geist seiner Mutter könnte etwas von seinen schändlichen Taten bemerken und ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. (So kommt es, dass uns Nefertari heute hauptsächlich durch die beiden Tempel in Abu Simbel bekannt ist)
    ***
    Todeswüste / Vulkanberge
    Anfang Juni 2524
    Viele Wochen hatte sich das ungleiche Paar durch die Todeswüste gekämpft. Ohne Daa’tans Pflanzenkräfte, die ihnen immer wieder Flüssigkeit bescherte, und das Jagdgeschick Graos, der kleine Tiere und Insekten unter dem Sand aufspürte und mit dolchartig geformten Fingern aufspießte und hervorzog, hätten sie die Tortur kaum überlebt.
    Trotzdem lauerten noch jede Menge Gefahren auf die Wanderer. Einen halbtägigen, gigantischen Sandsturm, der riesige Dünen vor sich her schob, konnten sie nur überstehen, indem Daa’tan mit seinem Schwert Nuntimor zwei mächtige Kakteen aufschnitt und aushöhlte, in denen sie Schutz fanden.
    Anfang Juni hatten Daa’tan und Grao die Durchquerung der Todeswüste tatsächlich erfolgreich hinter sich gebracht. Mehr tot als lebendig kamen sie bei der Stadt Gulu heraus und stellten fest, dass sie ein ganzes Stück in westliche Richtung von ihrem ursprünglich geplanten Kurs abgekommen waren.
    In Gulu, das am Rande des beginnenden Dschungels lag und von wilden schwarzen Kriegern beherrscht wurde, musste Daa’tan einen Zweikampf mit dem Häuptling ausfechten. Er gewann ihn, indem er eine Liane veranlasste, sich um den Knöchel seines Gegners zu legen und diesen vier Meter in die Höhe zu ziehen. Danach wurde er als Zauberer verehrt und
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