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2153 - Die Tributschmiede

Titel: 2153 - Die Tributschmiede
Autoren: Unbekannt
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aufgestiegen.
    Wer einen solchen Weg zurücklegen wollte, der musste auch seine Ellenbogen gebrauchen, und das hatte er reichlich getan.
    Genau das aber erwartete die Inquisition von ihm. Sie setzte voraus, dass er alle seine Fähigkeiten nutzte. Er hatte alle Schwachen aus dem Weg geräumt und sich durchgesetzt. Das war gut so, denn er hatte auch Fehler begangen. Einige Fehler hatten zu schweren Verlusten geführt, die er jedoch stets durch andere Finanztransaktionen wettgemacht hatte. Und dann waren da noch einige illegale Transaktionen gewesen, bei denen er sich bereichert hatte.
    Es waren diese Fehler, die Zweifel in ihm aufkommen ließen und die zu einer gewissen Unsicherheit führten. Es gab nur eine Macht in Tradom, die er fürchtete und die er respektierte: die Inquisition der Vernunft. Sie entzog sich seinem Durchblick und seinem Verständnis. Sie blieb bis auf den heutigen Tag rätselhaft für ihn, so dass er niemals einzuschätzen wusste, wie sie reagieren würde. Hatte sie von seinen verbotenen Geschäften erfahren? Hatte sie herausgefunden, dass er auf seine Weise für sein Alter vorgesorgt hatte?
    Was brachte der Bote? Die erhoffte Anerkennung für viele Jahre treue Arbeit für die Inquisition? Oder die Strafe für einige Fehler? Stand ihm ein ruhiger Lebensabend bevor, oder drohte ihm die Vernichtung? Einer seiner Mitarbeiter meldete, dass seine Assistentin vor der Tür stand und ihn zu sprechen wünschte. Can Jumptey ging zu seinem Arbeitstisch zurück und setzte sich. Seine Hände legten sich auf die schimmernde Platte aus Formenergie, aus der sich ein kleiner Holo-Würfel erhob. Ansonsten war die Platte leer. Unerledigtes erregte seinen Widerwillen - und seine Assistentin war geradezu eine Repräsentantin des Unerledigten.
    Die junge Frau trat ein. Sie trug eine sehr elegante rote Robe, die sich hauteng an ihren makellosen Körper schmiegte. „Was gibt es, Mina Rafid?", fragte er unfreundlich und abweisend.„Ich hoffe, du hast nicht vor, mich mit kindlichen Schwärmereien aus der Cholinhy-Arena oder mit Details aus deinem Liebesleben zu belästigen. Es interessiert mich nicht, welche Neigungen du hast."
    Die Hohe Einnehmerin presste die Lippen zusammen, und ihre vorspringende breite Nase schien sich zu krümmen. Nervös griff sie sich an die dunkle Brille, hinter der ihre Augen verborgen waren. Für einen kurzen Moment senkte sie den Kopf. Seine Worte hatten sie getroffen, und das befriedigte ihn. Er wollte sie demütigen. Das versuchte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit, und es erfüllte ihn mit Freude, wenn es ihm gelang. Wenn er sie sah, musste er daran denken, dass sie ihn abgewiesen hatte. Das hatte zuvor noch keine Frau gewagt.
    Es gab Hunderte von Frauen in seiner Behörde, mit denen er geschlafen hatte. Mina Rafid hatte sich ihm verweigert, und das konnte er nicht vergessen. Er hatte versucht, sie mit Gewalt und Drohungen gefügig zu machen. Es war ihm nicht gelungen. Sie leistete ihm bis zur Stunde Widerstand. Andere Frauen wären unter dem Druck zusammengebrochen. Sie nicht. Einige Frauen hatten den Freitod gewählt, weil sie nicht mehr ertrugen, wie er sie seine Macht spüren ließ. „Es geht um das Projekt CaJu-Perfekt", sagte sie mit schwankender Stimme. Er glaubte zu wissen, was sich hinter ihrer Stirn abspielte. Sie hasste ihn, und sie dachte daran, dass er nur noch wenige Tage im Amt war. Diese Zeit musste sie überstehen, um seine Macht nicht mehr länger spüren zu müssen. „Perfekt?" Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. „Der Name ist ein wenig hochtrabend, findest du nicht? Es ist weit davon entfernt, perfekt zu sein." Überraschend sprang er auf, kam um den Arbeitstisch herum und baute sich dicht vor ihr auf. Drohend blickte er auf sie hinab. „Der Verdacht liegt nahe, dass jemand gegen mich arbeitet", schleuderte er ihr entgegen. „Mir ist egal, wer das ist. Du bist als Leiterin des Teams der neun Hohen Einnehmer auf jeden Fall dafür verantwortlich. Dabei geht es nicht um mich. Ich bin unbedeutend."
    Er ließ sie spüren, dass er genau das Gegenteil meinte. Er war nicht unbedeutend. Ganz und gar nicht. „Allein die Interessen Tradoms zählen. Wer gegen mich intrigiert, schadet nicht in erster Linie mir, sondern Tradom. Darauf kann es nur eine Antwort geben." Er starrte sie lange schweigend an, während sie nicht wagte, irgendetwas zu erwidern. „Muss ich Sivkadam sagen?" Sie war so erschrocken, dass sie auch jetzt kein Wort über die Lippen brachte
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