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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held
Autoren: Unbekannt
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Arbeit und die Freude, die sie ihm machte - aber auch über die Mühen und Schwierigkeiten. „Die Königin", sagte er schließlich, „produziert momentan mit Hochdruck Nachwuchs für den Bienenstaat. Schließlich ist Sommer. Das kleine Volk ist inzwischen auf über fünfzigtausend Arbeiterinnen plus Königin angewachsen."
    „Das alles ist sehr beeindruckend", meinte Tia, und sie meinte es ehrlich. „Ja", sagte Plato. Und dann schwieg er wieder. Tia sah ihm weiter bei der Arbeit zu. Bienen umschwirrten auch sie und setzten sich auf ihre Haut und die Bekleidung. Anfangs war Tia unsicher und etwas scheu, aber das legte sich, als sie auch nach einer Stunde noch nicht gestochen worden war. Eine Stunde - zwanzig bis dreißig Kilometer, vielleicht mehr ...
    Mittags aßen sie zusammen auf einer Holzbank vor der Hütte. Plato verzehrte aus einer Schale irgendein abgekochtes Grünzeug, während Tia sich in diesem Fall mit ihrer Konzentratnahrung begnügte. Aber sie nahm sich vor, den Imker bei Gelegenheit danach zu fragen, wovon er sich hier in der Wildnis ernährte. Hatte er so etwas wie einen Gemüsegarten angelegt? Sie erfuhr es früher, als sie gedacht hatte. „Heute habe ich bei den Stöcken nichts mehr zu tun", sagte Plato, nachdem sie gegessen hatten. „Ich werde meine Felder inspizieren." Er stand auf und ging zum Wasserbottich, um seine Schale abzuspülen. Dann verschwand er in der Hütte und kam nach zehn Minuten mit neuer, leichterer Kleidung wieder heraus.
    Er musterte Tia, als sähe er sie zum erstenmal. „Hast du Lust, mich zu begleiten?" fragte er dann.
    Tia de Mym ahnte, dass es eine Auszeichnung für sie war. Umso freudiger nahm sie an. Bei Tageslicht konnte sie ihren Plan ohnehin nicht verwirklichen. Sie marschierten einen schmalen Weg entlang, den wahrscheinlich Plato angelegt hatte. Die Sonne stach von einem wolkenlosen Himmel- und im Osten waren die drei Schiffe der Arkoniden zu sehen, die über dem Land standen wie stumme Wächter. Plato drehte sich kein einziges Mal nach ihnen um. Wenn er sie gesehen .hatte, zeigte er es nicht. Tia fragte sich, ob er tatsächlich nicht wusste, was im Solsystem geschehen war. Falls es so war, dann wusste sie nicht, ob sie ihn beneiden oder bedauern sollte.
    Nach drei Stunden Fußweg erreichten sie in einem Tal ein dürres Feld, etwa quadratisch und rund dreißig Mal dreißig Meter groß. Plato hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Jetzt machte er mit beiden Armen eine Geste, die wohl das ganze Feld umfassen sollte. „Das ist eines meiner Gemüsebeete, mein Kind", sagte er mit leichtem Pathos in der Stimme. „Ab und zu komme ich her und ernte - im Sommer. Im Herbst muss alles umgegraben und gedüngt werden, und im Winter habe ich nichts zu tun. Im Frühjahr wird wieder gesät, mit den Samen aus den alten und in die Blüte gekommenen Pflanzen. Ab und zu muss ich hacken, das ist alles."
    „Und warum züchtest du dein Gemüse nicht gleich bei deiner Hütte?" fragte Tia. „Es würde dir doch den weiten Weg ersparen."
    „Das Geheimnis", antwortete Plato, „ist die Erde. Mein Gemüse wächst zwar fast überall, aber nur hier gedeiht es so gut." Tia sah fast melonengroße grüne Köpfe, mit denen sie nicht viel anfangen konnte. Sie hatte nie zuvor in ihrem Leben ein richtiges Gemüsebeet gesehen und kam sich vor wie eine Schülerin. Ihre Achtung vor dem alten Imker stieg. Sie beobachtete Plato dabei, wie er vier von den Köpfen erntete und in einen mitgeführten Sack steckte. Dann verschloss er den Sack und warf ihn sich über die Schulter. Er nickte ihr auffordernd zu, zeigte dabei nach Norden.
    Im Laufe des Nachmittags erntete der alte Mann eine Kakteenweide ab und sah nach einem weiteren Gemüsefeld, auf dem Wurzelfrüchte wuchsen. Auch hiervon nahm er in einem zweiten Sack einige mit. Am Abend erreichten sie schließlich wieder die Hütte, und Plato verstaute seine Ausbeute in einem Erdloch unter drei breiten Brettern. Nur von den Kaktusgewächsen behielt er eines bei sich. Er aß und trank nichts zu Abend außer einer Schale voll ausgepresstem Kakteensaft. Danach begab er sich ausgesprochen früh zur Ruhe, aber im Licht des Spenders konnte Pia sehen, was wirklich mit ihm los war.
    Plato lag mit offenen Augen auf dem Rücken und zuckte manchmal leicht mit den Lidern und den Mundwinkeln. Sie sah seine braunen Zähne, wenn er lautlos lachte und seine Brust' sich hob und senkte. Die Pupillen waren unnatürlich geweitet, und Tia wusste: Er befand sich im
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