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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held
Autoren: Unbekannt
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Standardmodells. Der Kleinbetrieb baute niemals mehr als eine Jet zur gleichen Zeit. Mehr ließen weder seine Kapazität noch der freie Markt zu, auf dem er seine Produkte schließlich verkaufen musste. Aber allein dies scheinbar wenige erforderte einen respektablen Produktionsapparat.
    Stets wurde Banther Richsen in der APFER-Werft freundlich und von den hochspezialisierten Technikern mit einer Art gutmütiger Herablassung behandelt; im Grunde war das berechtigt, denn Richsen hatte niemals viel geleistet, sondern diente als eine Art „gute Seele" des Betriebs. Die Kollegen nannten ihn gerne „Panther", womit sie seinen Vornamen verballhornten und auf seine zahlreichen Fehlleistungen anspielten. Er war im Produktionsprozess das, was man ein „kleines Licht" nannte, weder talentiert noch sonderlich geschult. In den komplexen Fertigungsprozessen der Kleinwerft erfüllte er dennoch die ihm zugeteilten kleinen Aufgaben zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten.
    Was also konnte ein Arkonide von ihm wollen? Banther Richsen landete seinen Mietgleiter vor dem Verwaltungsgebäude und stieg aus. Sein Magen rebellierte jetzt förmlich. Seine Handflächen waren feucht, der Hals trocken. Als er den Eingang erreichte, hob der Gleiter selbsttätig ab und nahm Kurs zurück zum Hafen. Richsen fühlte sich von ihm im Stich gelassen, gerade so, als ob es sich um ein lebendes Wesen gehandelt hätte, das ihm jetzt hätte beistehen können. Vom Pförtner wurde ihm gesagt, dass man ihn bereits erwartete. Sein Kommen sei der Werft vom Hafen aus avisiert worden. Er solle sich gleich im Büro der Betriebsleitung melden.
    Das war der nächste Schlag für ihn. Man überwachte ihn also. Keinen Schritt konnte er tun, ohne beobachtet zu werden. Was stand ihm bevor? Er unterdrückte mit Gewalt den Impuls, sich einfach umzudrehen und davonzulaufen, nur nicht zur Betriebsleitung. Sie würden ihn einfangen, ehe er das Werftgelände noch verlassen hatte. Sicher wurde er auch jetzt beobachtet. Bestimmt hatte Allan Dispatin, der Pförtner, den Auftrag, dafür zu sorgen, dass er dort ankam, wo man auf ihn wartete. „Es ist gut, Al", sagte Richsen niedergeschlagen und mit zitternder Stimme. „Du kannst hinaufmelden, dass ich unterwegs bin."
    „Banther, ich ...", begann Allan, aber beließ es dabei. Er hob nur entschuldigend die Schultern. Richsen setzte sich in Bewegung, die Hände geballt. Nun gut, dachte er trotzig, bringen wir es hinter uns! War es, weil er zu lange auf See geblieben war?
    Er musste zugeben, dass er die Zeit vergessen und seinen Urlaub um einige Tage überschritten hatte. Aber deshalb zitierte man ihn doch nicht gleich zur Betriebsleitung.
    Banther hielt die Ungewissheit nicht mehr aus und beschleunigte seine Schritte bis zum Antigravlift, der ihn bis in die elfte Etage des Verwaltungsgebäudes trug. Hier wandte er sich nach links und stand Augenblicke später mit klopfendem Herzen vor der Tür des Büros. Er musste zweimal ausholen, um den Türmelder zu betätigen. „Ja?" fragte eine bekannte Stimme aus einem verborgenen Lautsprecher. Banther kannte sie. Jeder in der Werft kannte und fürchtete sie. „Ihr wisst es doch!" antwortete Richsen. Wieder brach der Trotz in ihm durch. „Banther Richsen.
    Ich glaube, ich werde erwartet." Sofort verwünschte er sich für seinen Ausbruch. „Sofort", sagte die weibliche Stimme. Die Tür fuhr auf, und mit einem tiefen Atemzug trat der Techniker ein. Zuerst sah er Kinda Apfer, die „Stimme" und Leiterin der Werft. Sie war die Erbin des Betriebes, die das vormals marode Geschäft in kurzer Zeit wieder hochgeführt hatte: schätzungsweise fünfzig Jahre alt, mit einer strengen Frisur und einer strengen, schmucklosen Kombination. Dann erblickte Richsen den Arkoniden und, noch ärger, hinter ihm einen arkonidischen Kampfroboter, der einen halben Meter über dem Boden schwebte. Das machte die Machtverhältnisse in der Werft auf einen Schlag klar.
    Hinter Richsen schloss sich die Tür. Er fühlte sich gefangen. Er wich dem stechenden Blick des weißhaarigen, rotäugigen Arkoniden aus und sah fast hilfesuchend Kinda Apfer ins von dem schwarzen, glatt nach hinten gekämmten Haar umrahmte Gesicht. Diese Frau führte ein strenges Regiment. Sie duldete keine Fehler. Banther wusste, dass sie ihn von ihrem Vater nur „übernommen" hatte, weil dieser es ihr ans Herz gelegt hatte. Zwischen ihnen hatte nie ein normales Chefin-Angestellter-Verhältnis bestanden, Kinda hatte ihn immer nur toleriert und ihm
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