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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held
Autoren: Unbekannt
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alles, was sie bei sich hatte. Und es genügte ihr. Tia liebte diese Einsamkeit. Sie liebte die Natur, vor allem die unberührte. Sie gab ihr Kraft und Freude am Leben. Irgendwann würde sie auf einen Menschen stoßen. Dann konnte sie vielleicht mit ihrer Arbeit beginnen.
    Das einzige, was momentan nicht in die friedliche Idylle passen wollte, waren die drei kleinen Raumschiffe, die etwa zwanzig Kilometer östlich von ihr reglos in der Luft hingen. Es waren Sechzig-Meter-Raumer vom Typ Korvette, zweifellos arkonidische Schiffe. Nach der verheerenden Schlacht um das Solsystem konnte es gar nicht mehr anders sein. Nicht einmal hier, in einer der entlegensten Gegenden der Erde, schien man den Nachwehen dieses Kampfes entgehen zu können. Selbst hier demonstrierten die Sieger ihre Überlegenheit. Tia de Mym ruhte sich eine halbe Stunde lang aus. Dann federte sie in die Höhe und schnallte sich ihr Gepäck wieder um. Die junge Frau mit den kurzen, wirr abstehenden rotblonden Haaren, den grünen Augen und den Sommersprossen um die Nase ging weiter nach Westen. Es gab keinen Weg mehr. Sie musste ihn sich zwischen Sukkulenten, hohen Gräsern und tage alten Regenpfützen hindurch selbst bahnen. Im Zweifelsfall half eine Art Machete, die ihr schon gute Dienste geleistet hatte - obwohl es ihr um jede Pflanze leid tat, die sie in Stücke hauen musste, weil sie ihr den Weg versperrte. Tia liebte die Natur, und dies war eines der letzten original belassenen Paradiese der Erde. Sie konnte den Ursprung geradezu einatmen.
    Sie marschierte weiter, stieg Anhöhen hinauf und hinab, und immer wenn sie sich von einem Gipfel aus umsah, sah sie die drei arkonidischen Korvetten am Himmel, unverändert ihr Standort.
    Sie standen dort, als kontrollierten sie etwas. Oder bewachten sie etwas? Tia sprach während einer weiteren Rast Notizen in einen winzigen Recorder an ihrem Hals. Die Sonne sank bereits hinter den Gipfeln herab. Ihre letzten Strahlen stachen wie Speere durch die Luft. Tia wendete geblendet den Blick ab und sah zum hundertsten Mal zurück zu den drei Arkon-Schiffen. Sie sah sie auch noch am Himmel, als sie ihr Zelt sich aufblasen ließ und hineinkroch.
    Am anderen Morgen waren sie immer noch da. Tia de Mym rollte das Zelt zusammen, aß und trank etwas von ihren Vorräten. Dann lud sie ihre Ausrüstung wieder auf den Rücken und begann ihren Tagesmarsch. Diesmal führte er sie nach Südosten, also wieder ein wenig näher an die drei Raumer heran. Sie musste von ihrer Machete Gebrauch machen, wenn die Kakteen zu dicht standen. Einmal benötigte sie die Metallklinge, um eine ihr unbekannte, möglicherweise giftige Schlange abzuwehren. Und mehrere Male fingerte sie mit der Spitze an einer seltsamen Pflanze herum, die wie Klee aussah. Aber Klee hatte seltsamerweise hier in den Anden absolut nichts zu suchen. Es war Mittag, als sie die Hütte sah. Eine Viertelstunde später stand Tia vor ihr.
    Es handelte sich nicht um ein Fertigprodukt, das erkannte sie sofort, sondern um einen primitiven Eigenbau, hier mitten in der Bergwildnis. Vor ihr stand ein altersschwacher Gleiter, der vermutlich nicht mehr benutzt wurde. Tia de Mym entschied sich, die Hütte aufzusuchen und ihren eventuellen Bewohner zu bitten, ihr hier, fernab jeglicher Zivilisation, für einige Zeit Zuflucht zu gewähren. „Ist hier jemand?" rief sie laut. Sie bekam keine Antwort. Tia trat geduckt durch die offenstehende Tür der Hütte. Sie nahm eine kleine Lampe aus einer ihrer Taschen und leuchtete.
    Niemand war zu sehen. An einer Seite der Hütte, unter einem kleinen Fenster, erhob sich eine Liege. Die Laken waren unordentlich zurückgeschlagen. Neben dem Kopfende erkannte Tia eine Flasche. In der Mitte der Hütte stand ein kleiner Tisch mit Essensabfällen darauf. Auf der anderen Seite war nichts.
    Tia nahm ihr Zelt und ihren Schlafsack vom Rücken und rollte den Sack auf dem Boden aus. Erst danach machte sie sich auf die Suche nach dem Bewohner der Hütte. Er konnte auf Jagd sein und erst spät am Tag zurückkommen, vielleicht erst in der Nacht. Er konnte aber auch... ... hinter ihr stehen? Für einen Moment hatte Tia dieses Gefühl. Sie wirbelte herum, die Hand am Griff der Machete, die in ihrem Stiefel steckte. Aber da war nichts, nur Luft. Tia atmete tief durch und verließ die Hütte wieder durch die niedrige Tür. Als sie sie umrundete - was sie früher hätte tun sollen, sie wusste das -, sah sie die halb großen Bretterverschläge und den Mann, der vor ihnen
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