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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held
Autoren: Unbekannt
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Unterwäsche und kroch unter die Decken auf seiner Liege. Ohne gute Nacht zu wünschen, drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Tia runzelte die Stirn. Sie glaubte nicht, dass es Unhöflichkeit von ihm war. Plato war es nur nicht mehr gewohnt, andere Menschen um sich zu haben. Umso höher war seine Bereitschaft einzuschätzen, sie für eine gewisse Zeit als Gast bei sich zu dulden. Tia de Mym seufzte und kroch in ihren Schlafsack. Kaum lag sie, da hörte sie auch schon die Schnarchtöne von der anderen Seite der Hütte. Sie lag lange wach. Viele Gedanken jagten ihr durch den Kopf.
    Als sie am anderen Tag erwachte, war Plato schon auf. Jedenfalls war seine Liege verlassen und die Hütte leer. Die Tür stand offen. Tia de Mym schälte sich aus dem Schlafsack, gähnte und reckte sich. Als sie aufstand, sah sie, dass auf „ihrer" Seite des Tisches zwei Honigbrote lagen.
    Dazu kamen ein leerer Becher und eine Thermoskanne mit grünem Tee. Plato hatte ihr ein Frühstück bereitet. Tia nickte beeindruckt und aß. Der Tee duftete verführerisch. Tia kam zum Bewusstsein, dass dies ihr erstes Frühstück aus „erster Hand" war - kein Essen vom Servo, nichts aus dem Automatenrestaurant, kein Fast food. Dies hier war Natur pur, und sie liebte es.
    Als sie fertig gefrühstückt hatte, fehlte ihr nur noch eine Waschgelegenheit für die Morgenhygiene.
    In der Hütte fand sie nichts, also trat sie hinaus und sah Plato bei den Bienenstöcken. „Danke fürs Frühstück", sagte sie, als sie zu ihm gegangen war. „Einen guten Morgen wünsche ich."
    „Dort drüben kannst du dich waschen", antwortete er und zeigte nach rechts, hinter die Hütte. Und das war schon wieder alles. Tia zuckte mit den Achseln und ging zu einem Bottich voller Regenwasser.
    Sie verließ sich darauf, dass es ohne schädliche Keime war, und wusch sich.. Als sie sich die Zähne geputzt und das Gesicht abgetrocknet hatte, ging sie wieder zu dem al ten Imker und seinen Verschlägen. Er machte sich an einem Stock zu schaffen, umgeben von einer Wolke von Bienen, die ihn summend umschwirrten. Jetzt erst fiel ihr auf, dass er keinen Gesichtsschutz trug. „Stechen sie nicht?" fragte die junge Frau. „Du brauchst keine Angst zu haben", erhielt sie zur Antwort. „Diese hier nicht. Es handelt sich um eine genetisch veränderte Abart der Apis dorsata, der ursprünglichen Riesenbiene."
    „Aha"-, sagte sie. „Bis jetzt wusste ich gar nicht, dass es in Südamerika überhaupt Bienen gibt."
    „Früher gab es sie hier auch nicht. Sie wurden allein durch den Menschen verbreitet."
    „Ach so?"
    „Ja", sagte Plato, ohne sie anzusehen. „Und dass sie überhaupt hier leben können, verdanken wir einer in jüngster Zeit hier eingeführten speziellen Kleesorte, die im Hochland existieren kann und eine natürliche ökologische Nische ausfüllt." Der Klee! Tia erinnerte sich. „Ich habe solche Kleefelder gesehen und mich darüber gewundert, sie hier anzutreffen", berichtete sie.
    Plato lachte trocken und hustete. „Du bist nicht dumm. Dann kannst du dir auch vorstellen, dass meine Bienen weit fliegen müssen, oft bis zu zwanzig Kilometer, um die zum Leben notwendigen Kleefelder aufzuspüren. Das ist leider eine Tatsache, die sich auf ihre Energiebilanz äußerst nachteilig auswirkt. Ich muss dem Volk häufig zuckerhaltige Lösungen beifüttern, die den Nahrungsmangel auszugleichen helfen."
    „Wie lange brauchen die Bienen denn bis zu den Feldern?" fragte Tia. Sie war beeindruckt von der plötzlichen Auskunftsfreudigkeit des alten Mannes. Wenn es um seine Bienen ging, schien er geradezu aufzutauen. „Das ist unterschiedlich", wurde sie belehrt. „Bienen können pro Stunde bis zu fünfzig Kilometer zurücklegen. Guter Durchschnitt sind eher zwanzig bis dreißig."
    „Allerhand", sagte Tia gedehnt, während ihre Gedanken kreisten. „Dann sind sie ja doch relativ rasch bei ihren Weidegründen."
    „Stell es dir nicht zu einfach vor, mein Kind. Die Honigproduktion ist in der kargen Landschaft des Altiplano eine mühselige Angelegenheit. Der Energiebedarf der Bienen ist auf genetischem Weg optimiert, sie wurden ihrer für Bienen schwierigen Umgebung angepasst. Aber auch wenn sie in einer Stunde bei ihren Feldern sind, will das noch nicht viel heißen." Tia gab keine Antwort und stellte keine weitere Frage mehr. Ihre Gedanken drehten sich um einen ganz speziellen Aspekt... Doch Plato redete von sich aus weiter.
    Über Bienen, Bienen und nochmals Bienen. Über seine
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