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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit
Autoren: Christian Schwarz
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in den vergangenen Tagen oft in ihrer Nähe auf, viel öfters als sonst. Wegen des ernsten Hintergrundes verbiss sich Mongoo seine diesbezüglichen Feixereien, die ihm auf den Lippen lagen.
    Mombassa hatte sich direkt beim Großen Thron aufzuhalten, um im Notfall den grünen Gott beschützen zu können. Von seiner zweiten Funktion ahnte Mombassa hingegen nichts: dass Mul’hal’waak sein Gehirn von Geburt an manipuliert hatte, um es übernehmen zu können. Das gelang ihm aber nur für kurze Zeit und mit der Hilfe des Namenlosen. Ohne dessen mentales Leuchtfeuer hätte er nicht zurückgefunden, und der Primärrassenvertreter wäre verrückt geworden. Wenn er Mombassa wieder verließ, wusste der Hüne nicht, dass er eine Zeitlang von einem fremden Geist besessen gewesen war.
    Immer wieder tauchten knapp unter der Gangdecke große, mit Gittern abgesperrte Öffnungen an den Seitenwänden auf.
    (Das müssen Belüftungsschächte sein), meldete sich der Namenlose bei Mul’hal’waak. (Und sie funktionieren noch. Ansonsten könnten die Primärrassenvertreter hier unten nicht überleben.)
    Nach etwa einer Stunde kamen die Wawaas an einer Wartungsbucht vorbei. Sie ragte wie ein großer Erker gut zwei Armlängen in den Gang hinein. Zudem war wieder einer dieser mächtigen halbrunden Bögen in den Gang eingezogen. Drei davon hatten sie bisher passiert. Sie dienten wohl als eine Art Stützen.
    Zaira öffnete vorsichtig die Tür der Wartungsbucht.
    Es ging problemlos. Mombassa stand dicht hinter ihr, falls sich der Gegner zeigen sollte. Aber der größere Raum direkt hinter der Tür war leer. Seltsame Geräte standen an den Wänden. Die Wawaas hatten so etwas noch nie zuvor gesehen.
    (Das muss Kom’puuter-Tekknik sein), stellte der Namenlose fest. (Der Primärrassenvertreter Ha’beeb hat öfters von ihr gesprochen und sie auch benutzt. Da hier keine Lichter brennen, funktioniert sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr.)
    Yao, dem ein Übermaß an technischem Verständnis bereits in die Wiege gelegt worden war, machte sich sofort daran, die übermannsgroßen Kästen mit den vielen Kabeln im Innern zu untersuchen.
    Hektisch tastete er alles ab. Er wusste, dass ihm der grüne Gott nicht die Zeit geben würde, um sich alles in Ruhe anzuschauen. Und tatsächlich, bevor er das Funktionsprinzip auch nur ansatzweise begreifen konnte, mahnte Mul’hal’waak das Weitergehen an. Nur widerwillig folgte Yao, hätte sich aber niemals erdreistet, sich gegen den Wawaa-Gott zu stellen. Olusegun, der sich hinter dem Thron nur mühsam auf den Beinen hielt, war ihm Warnung genug.
    Der Gang begann sich zu winden. Es gab scharfe Biegungen, hinter die sie nicht sehen konnten. Die Wawaas blieben eng zusammen. Sie waren darauf gefasst, jederzeit angegriffen zu werden. Aber der unheimliche Feind zeigte sich nicht. Nach einer weiteren halben Stunde stießen sie auf einen Haufen verbeultes Eisen, das an der Wand vor sich hin rostete.
    Yao stieß erstaunte Rufe aus und untersuchte das Ding.
    »Warum flippt der so aus?«, wollte Mongoo wissen.
    »Bei den Eiern vom Hausakoy, sowas Besonderes ist das doch auch nich.«
    »Mit etwas Fantasie kann man sehen, dass das Ding ein bisschen so aussieht wie die Dampfrakeet unseres Prinzen«, erläuterte der Huutsi in gebrochenem Wawaa.
    »Das muss eines von den legendären Otos sein, von denen unsere Überlieferungen sprechen.«
    »Was soll denn das sein, ‘n Oto«, fragte Bantu.
    »Ein Wagen, der sich ohne Zugtiere bewegt, so wie ein Dampfrouler, aber ohne Dampf. Damit sind sie bestimmt den Gang entlang gefahren.«
    »Ah.« Bantu erinnerte sich an die Maschiins der Huutsi, die sich fauchend, zischend und dampfend wie von Zauberhand von allein bewegt hatten. Das Ding flößte ihr Furcht ein. Auch wenn es anscheinend schon viele Jahre tot war.
    Hinter der nächsten Gangbiegung erstreckte sich die Röhre wieder viele hundert Meter geradeaus, ohne dass der Clan dies sofort wahrnahm. Die Fackeln bildeten bestenfalls eine Lichtinsel in der nächsten Umgebung.
    Urplötzlich zeigte sich das Material, aus dem der Tunnel bestand, angeschlagen. Metallplatten waren verbogen, zum Teil gefaltet, und ragten schief aus der Wand. Einige hingen sogar von der Decke. Aus einem Spalt tropfte Wasser und bildete eine mächtige Pfütze auf dem Boden.
    »Möglich, dass es sich um Schmelzwasser von der Erdoberfläche handelt«, murmelte Yao. Sie hatten auf ihrer Suche noch immer schneebedeckte Flächen an jenen Teilen der Vulkanhänge
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