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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit
Autoren: Christian Schwarz
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getroffen in sich zusammen. Kopf und Oberleib sackten nach unten. Der Boden erbebte.
    Mombassa gönnte sich keine Pause. »Mongoo, schnell!«, brüllte er. »Wir müssen Bantu da rausschneiden. Vielleicht isse noch am Leben!«
    Mongoo kam herangestürmt. Während Yao nach unten kletterte, hackten die beiden Wawaas die Snaak auf. Nach gut einer Minute schaute aus dem Gewirr durchtrennter Muskeln und Sehnen die verdickte Speiseröhre hervor. Mombassa schnitt sie auf. Bleich, von einer dicken Schleimschicht umgeben, lag Bantu darin, zusammengekrümmt wie ein Baby, Augen und Mund geschlossen. Als die Öffnung groß genug war, rutschte sie heraus. Reglos lag sie auf dem Boden.
    Mombassa griff zu und legte Bantu auf den Rücken.
    »Mensch, Frau, mach mir bloß keinen Kummer«, flüsterte er und befreite ihr Gesicht vom Schleim. »Du kannst nicht einfach ins Reich der Geister abhauen. Los, wach wieder auf!«
    Er tätschelte ihre Wange. Sie rührte sich nicht. Da presste Mombassa seinen Mund auf ihren und blies ihr Luft in die Lungen. Danach legte er den Handballen auf ihr Brustbein und drückte ein paar Mal.
    »Was machste denn da?«, fragte Mongoo, der so etwas noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Hat mir unser Gott Papalegba gezeigt«, keuchte Mombassa. »Soll helfen, um einen ins Leben zurückzuholen. Und eins, und zwei, und drei, und jetzt wieder blasen…«
    Irgendwann begann Bantu zu atmen. Kurz danach hustete sie sich die Seele aus dem Leib. Zitternd lag sie da. »Warum haste mich zurückgeholt, Mombassa?«, flüsterte sie. »Es war so schön und so friedlich in der Snaak… Da war plötzlich so’n helles Licht, und sowas wie’n Höhleneingang mit Strahlen drumrum. Da hätt ich gern hingewollt. Und du Blödwawaa musst mich wieder in die Welt holen, wo du mich doch sowieso nicht leiden magst…«
    »Na, scheint so, als wärst du ihm doch nicht ganz egal«, sagte Mongoo und grinste unter seiner Pfauenfederkrone hervor.
    Der Hüne grunzte verdrießlich und wandte sich an Yao. »Dank an dich, Huutsi. Ich hätt nicht gedacht, dass du so flink und tapfer bist, nachdem ich eure lahmarschigen Soldaten gesehen hab. Sag mal, was hast du denn da für ‘ne Waffe? Bist du ’n Donnergott oder so was?«
    ***
    (Erzähle, was euch in den Wäldern passiert ist.) Die Stimme des Gottes klang direkt in Yaos Gehirn auf, während er vor dem Großen Thron stand. Auf diesem imposanten Möbel aus Holz und Tierfellen ruhte ein etwa ein Meter hoher, grünlich leuchtender Kristall. Er war in der Mitte bis weit hinunter gespalten und erinnerte Yao an einen Fledermauskopf mit überdimensionalen Ohren.
    Der Große Thron ruhte auf einer schweren Kiste, die »der Heilige Kral« genannt wurde.
    Yao wusste bereits recht gut Bescheid über den Gott der Wawaas, den sie Papalegba nannten. Er schien ein sehr mächtiger Gott zu sein, auch wenn es nur über den Hilfsgeist Katehm, der in der Kiste unter dem Großen Thron wohnte, möglich war, mit ihm in Kontakt zu treten. Papalegba war vor nunmehr zehn Tagen mit den Wawaas, die die Huutsi-Jägerin Elloa beim Jagen entdeckt und gefangen genommen hatten, bei deren Volk aufgetaucht. [1] Yao war nicht klar, warum Papalegba ausgerechnet ihn zu einer Art Vertrauensperson auserkoren hatte und ihm in seinem Kampf gegen den Huutsi-Prinzen Banyaar beistehen wollte, obwohl er ihn kaum kannte.
    Banyaar war drauf und dran, das Volk der Huutsi in den Abgrund zu führen, weil er ausschließlich an sich und sein Vergnügen dachte. Dagegen kämpfte Yao, der Erste Maschiinwart der Huutsi, an. Um Banyaars Herrschaft zu verhindern, hätte er selbst König werden müssen. Das aber war nach den Gesetzen der Huutsi unmöglich, da die Königswürde nach den Worten der verschollenen Uni-Regeln, des Gesetzbuchs der Huutsi, nur innerhalb des herrschenden Clans weitervererbt werden durfte.
    Yao glaubte das nicht. Er war vielmehr sicher, dass der Gazellen-Clan dies lediglich behauptete, um seine Macht zu sichern. Und er glaubte auch, dass ein eingeweihter Kreis sehr wohl wusste, wo die Aula lag, der heilige Schrein, der die Uni-Regeln beherbergte, ja sogar Zugang zu diesen hatte. Der Eingang zur unterirdisch gelegenen Aula musste sich irgendwo unterhalb des stark gesicherten Königspalastes befinden und war somit unerreichbar für ihn.
    Dann war der mächtige Gott Papalegba erschienen und hatte ihm eine Geschichte erzählt, die er noch immer fast wörtlich hersagen konnte, weil sie ihn über alle Maßen faszinierte.
    (Höre, Yao, was ich
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