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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit
Autoren: Christian Schwarz
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und Lippen, die er durch die Weißfärbung des kompletten Gesichts zu verbergen versuchte, verbeugte sich vor dem bizarr geformten Haus seines Gottes. Es sollte ehrfürchtig aussehen, an seinem mürrischen Gesicht erkannte Mul’hal’waak aber sofort, dass der Schamane wieder Ärger machen würde.
    »Weißte, Gott Papalegba«, sagte er laut, damit es alle mitbekamen, »ich glaube, dass wir vorsichtiger sein müssten. Wir sollten ein paar von den Pygmas als Geiseln mitnehmen, damit sie nicht auf dummen Gedanken kommen und uns reinlegen. Das hattest du nicht bedacht.«
    Mul’hal’waak war nicht länger gewillt, seine Macht ständig von Olusegun in Frage stellen zu lassen. Er beschloss, den aufsässigen Schamanen zu bestrafen, jetzt und hier.
    Wie ein feuriger Blitz fuhr er in den Geist des Mannes. Der Daa’mure wusste längst, wo die Schmerzzentren im menschlichen Gehirn lagen. Dort tobte er sich kurz aus.
    Olusegun riss die Augen auf. Dann begann er wie ein Irrer zu brüllen, fasste sich an den Schädel und tanzte im Kreis, bis er zusammenbrach und wimmernd liegen blieb.
    »Jetzt hat ihm Gott Papalegba das Hirn ausgebrannt«, stellte Mongoo fest, während er mit großen Augen auf den Liegenden starrte. »Is auch richtig. So wie der darf sich auch ein Zauberdoktor nich gegen die Götter benehmen, schon gar nicht gegen unseren Papalegba. Und das nur, weil der ihm die Ife weggegeben hat. Ja und? Langsam könnt er ruhig mal ‘n anderes Weib besteigen. Zaira könnt’s auch mal wieder gebrauchen.«
    Die Kriegerin, die nicht weit von ihm stand, zischte. Und schon hatte er den stumpfen Teil ihres Speers in den Rippen. Mongoo schrie. Gelächter brandete auf. Zaira stützte sich auf ihren Speer. Sie sah triumphierend in die Runde und genoss ihren kleinen Sieg.
    Bawindi, der König der Pygmas, ließ sich währenddessen auf seinen Thron sinken. Wie immer, wenn er erleichtert war, ließ er seine beiden Hände an der Penishülle auf und ab gleiten. »Ich danke den Göttern, dass sie alle weg sind«, sagte er zu seinem Sohn Nusimbusu, der auf dem Plastikstuhl neben ihm saß.
    »Ja«, erwiderte Nusimbusu. »Die Riesen waren mir unheimlich, auch wenn sie den Frieden gehalten haben.«
    »Vor allem dieser grüne Gott hat mir Angst eingejagt. Er konnte meine geheimsten Gedanken erkennen. Ich habe schon befürchtet, dass er hinter unser Geheimnis kommt.«
    »Am besten wäre es, die unheimliche Macht und die Wawaas würden sich gegenseitig aufreiben.«
    ***
    Das gut einen Meter achtzig große, fette Monstrum lag in einer Höhle auf stinkendem Stroh. Glühend rote Augen funkelten in der Finsternis, während es mit hässlichen Geräuschen den Oberschenkelknochen eines Menschen abnagte. Hunger hatte das Monstrum nicht. Es fraß aus Langeweile. Als es die Hälfte des noch warmen Fleisches herunter geschlungen hatte, warf es den Knochen weg und rülpste.
    Ein zweites Monstrum drückte sich in die Höhle.
    Ehrerbietig blieb es stehen, obwohl es sich am liebsten auf die blutige Beute gestürzt hätte. Das wäre ihm allerdings schlecht bekommen. »Grossserrr Rrasssh«, zischte es. »Menssschen kommen, grrrossse Menschen. Sssssind im Gang unterrrwegss. Wassss ssssollen wirrr tun?«
    »Wie viele, Sussssh?«
    »Viele. Aberrr nicht ssso viele wie wirrr.«
    »Sssehrrr gut. Neuerrr Vorrrat! Wir fangen und frrresssen sssie.«
    Sussssh rieb sich die Krallenhände. Er holte die Seinen zusammen.
    ***
    Olusegun erholte sich wieder. Mul’hal’waak hatte ihn nicht töten wollen. Nicht jetzt zumindest, weil es keinen Sinn machte. Momentan brauchte er jeden Primärrassenvertreter.
    Die Wawaas brachen in den Langen Gang auf. Der Daa’mure bestand darauf, dass der ganze Clan zusammen blieb, obwohl eine kleinere Gruppe wesentlich schneller vorangekommen wäre. Aber Mul’hal’waak wollte dabei sein und zudem den Clan nicht unnötig schwächen. Von König Bawindi wussten sie, dass der Gang nach ungefähr einem halben Tagesmarsch an einer Stelle eingestürzt war, aber von einzelnen Personen trotzdem passiert werden konnte. Mul’hal’waak verließ sich ganz auf Mombassa, der mit seinen Körperkräften den nötigen Platz für den Großen Thron schon schaffen würde.
    Mit Fackeln, die den Gang in flackerndes Licht tauchten, schufen sich die Wawaas das nötige Licht.
    Zaira bildete die Vorhut. Damit übernahm sie Bantus Aufgabe, die dafür noch zu schwach war. Mombassa hatte wie selbstverständlich verfügt, dass Bantu neben ihm ging. Überhaupt hielt er sich
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