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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle
Autoren: Jo Zybell
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»Passiert doch alle paar Millionen Jahre…«
    Er betrat die Anlage. Die Smiths musterten ihn ängstlich. Er winkte ab. »Es läuft alles wie geplant«, sagte er müde. »Bereitet die Schlafwannen vor.«
    Was bedeutet schon die Menschheit , dachte er, während er sich zum Schneewittchensarg seiner Frau schleppte. Was die paar Tausend Jahre ihrer Geschichte? Die Erde wird den Einschlag schon verkraften, ist ja nicht der erste.
    An der Schlafwanne seiner Frau entlang rutschte er zu Boden, verbarg das Gesicht in den Armen und heulte wie ein kleiner Junge.
    ***
    Oktober 2523
    Trauer, Freude, Lust, eine verwesende Frau, ein verblutender Mann, und immer wieder der blendend hell leuchtende Komet – die Bilder und Gefühle bedrängten Aruula mit solch schmerzhafter Vehemenz, dass sie den Säbel fallen ließ, in die Knie sank und die Fäuste an die Schläfen presste.
    »Genug!«, schrie sie. »Es reicht!« Wild schüttelte sie ihren Kopf, ihre blauschwarze Lockenmähne peitschte ihr um die Wangen, und von einem Atemzug auf den anderen – war ihr Hirn wieder frei.
    Der Orkan fremder Empfindungen hatte sich gelegt, die Springflut nie gesehener Bilder hatte sich ausgetobt. Aruula konnte wieder klar denken. Titana schwirrte über ihr und ließ sich auf dem Gestrüpphaufen nieder, in dem Daa’tan steckte.
    »Mutter?« tönte die Stimme ihres Sohnes dumpf und ängstlich aus der Tiefe der Dornenranken. »Ist alles in Ordnung bei dir?«
    »Das wäre übertrieben.« Sie blickte sich um. Von allen Seiten näherten sich die Männer und Frauen mit den Bolzenpfeilgewehren. Die meisten hatten braune Haut und schwarzes Haar. Aruula entdeckte aber auch bleiche Gesichter und sogar blonde Haare. Bald hatten sich ungefähr zwanzig dieser Leute um sie versammelt. Alle waren mit den metallenen Bolzenpfeilgewehren bewaffnet. Sie betrachteten die Kriegerin von den Dreizehn Inseln mit einer Mischung aus Neugier und Bewunderung.
    »Wer seid ihr?«, sprach Aruula den Nächststehenden an.
    »Daujones Ben Ulashi«, sagte der Angesprochene. »Daujones Ben Ulashi«, wiederholte eine Frau hinter ihm, und einige andere aus der Gruppe murmelten denselben merkwürdigen Namen.
    »Wie auch immer…« Aruula stand auf. »Ich danke euch für eure Hilfe.« Die Männer und Frauen reagierten nicht, starrten sie nur an und lächelten seltsam hölzern. Aruula fiel auf, dass sie alle einen ähnlichen Gesichtsausdruck hatten, und dass alle auf eine ähnlich spöttische, fast überhebliche Weise lächelten.
    »Mit wem redest du, Mutter?«, nörgelte Daa’tan aus dem Gestrüpphügel. »Könntest du mich endlich mal hier herausholen?«
    »Eines nach dem anderen.« Aruula fühlte sich nicht wohl unter den lächelnden Gesellen. Irgendetwas führten diese Leute im Schilde.
    Grao’sil’aana tauchte hinter ihnen auf. Bereitwillig ließen sie ihn durch. Das spöttische Lächeln verschwand aus ihren Gesichtern und ein Ausdruck der Bewunderung trat in ihre Züge, während ihre Blicke den Echsenkörper abtasteten. Alle blickten Grao an, alle hatten aufgehört zu lächeln, und alle sahen aus, als würden sie den Daa’muren bewundern. Die Menschen wurden Aruula allmählich unheimlich.
    »Wir holen dich gleich da raus, Daa’tan!«, rief Grao’sil’aana, und sagte an Aruula gewandt: »Sie kommen aus einem der beiden Gebäude. Vermutlich liegt ein Bunker darunter. Ihr Anführer ist auf dem Weg hierher.«
    »Was quatscht ihr da herum?«, krähte es aus dem Gestrüpp.
    »Helft mir lieber hier raus! Ich blute aus tausend Wunden! Ich bin schon halb tot…!«
    Eine Gasse öffnete sich wieder in der Menge. Ein junger Bursche schob einen Rollstuhl mit einem Greis darin zu Aruula.
    Der Alte war sehr groß und sehr dünn. Er hatte ein langes Gesicht und eine Hakennase. Weiße Locken wucherten dicht auf seinem Schädel, ein langer buschiger Schnauzer hing ihm tief über die Mundwinkel herab. Eine quastige Narbe zog sich von seiner linken Schläfe bis zum Unterkiefer. Er musterte Aruula mit demselben spöttischen, leicht überheblichen Lächeln.
    Und obwohl er völlig anders aussah, ähnelte sein Gesichtsausdruck doch dem aller anderen.
    »Wer bist du?«, wollte Aruula wissen.
    »Daujones Ben Ulashi«, sagte der Mann, und aus der Menge tönte dutzendfach und wie ein Echo derselbe Name. »Was habt ihr hier zu suchen?«
    Aruula fehlten zunächst einmal die Worte: Der Greis redete sie in Maddrax’ Sprache an, auf Englisch. »Wir sind zwischengelandet«, sagte sie schließlich. »Weil wir
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