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2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel
Autoren: Bastei
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dabei doch uralte Wege gefunden, in dieser Hinsicht selbst kleinste Gelegenheiten zu nutzen.
    »Wer kommt denn da?«, hörte er den Arzt fragen, und die weiteren Geräusche ließen darauf schließen, dass er sein Schnapsglas hinstellte, aufstand und vermutlich ans Fenster trat.
    Ein zweiter Stuhl wurde gerückt, weitere Schritte. Cruchot folgte ihm. »Was ist denn das?«, wunderte sich der Gendarm.
    Pauahtun wusste, was Cruchot und sein Schulfreund vor dem Revier erblickten. Er konnte das dumpfe, vertraute Blubbern des 7,4-Liter-V8-Motors bis in die Zelle hören und das zugehörige schwarze Fahrzeug vor seinem inneren Auge sehen.
    Pauahtun lächelte. Sie waren da.
    Er hatte Kulkulcan unter halb geöffneten Lidern gesehen, als sie ihn aus dem Polizeiwagen ins Revier getragen hatten. Sein Bruder hatte ihm signalisiert, abzuwarten, und Pauahtun wusste, dass die Loge ihn aus dieser misslichen Lage befreien würde.
    »Das sind noch mehr Indios«, hörte er den Doktor staunen und konnte sich vorstellen, dass der Mann dabei einen Blick in Richtung der Zelle warf. »Da scheint irgendwo ein Nest zu sein!«
    » Merde! «, stieß Cruchot hervor. »Der Kleinste der drei trägt eine Pistole unter seiner Jacke, ich hab’s genau gesehen!« Es folgte ein undeutlich gemurmelter Fluch, dann: »Hab ich’s doch gewusst, dass dieser Bursche uns noch Ärger machen wird!«
    Hastige Schritte, eine Schublade wurde aufgerissen, dann hörte Pauahtun, wie eine Pistole durchgeladen wurde.
    »Aber nicht mit mir, ihr Lumpen«, schnaufte Cruchot, »nicht auf meiner Insel!«
    Pauahtun atmete scharf ein. Verdammt, das war nicht gut. Ärger lag auf einmal wie ein beißender Geruch in der Luft. Und der ging nicht nur von dem Polizisten aus.
    Was würde der Mann in Weiß tun, wenn ihnen eine Situation noch einmal so entglitt, dass das große Ziel der Loge gefährdet war?
    Er wollte gar nicht daran denken. Aber er schauderte, und das nicht nur, weil er so gut wie nackt war und draußen die Tür zum Revier aufging und ein Schwall nachtkalter Atlantikluft hereinfuhr.
    Pauahtun gab seine Täuschung auf und trat mit einer geschmeidigen Bewegung an die Zellentür, wo er den Kopf ein klein wenig einziehen musste, um durch die Öffnung in den Bürobereich hinausschauen zu können. Seine Hände umklammerten zwei der Gitterstäbe. Er rüttelte daran, aber die schwere Tür rührte sich nicht. Er konnte nur tatenlos zusehen und musste geschehen lassen, was nun geschah.
    Aber das war – daran zweifelte er nicht – nur eine Sache von Sekunden.

    Washington, D. C., Smithsonian Institution
    » Der Kurier hat Ihre Tickets gebracht, Doktor Ericson! Sie brauchen nur einmal umsteigen, in Miami.«
    Dexter Haywood kam durch die so gut wie immer offene Tür in Abigails Büro und wedelte mit einem Kuvert. Sie pflückte es dem jungen Afroamerikaner aus der Hand. »Danke, Dex.«
    Sie sah, dass er genau aufpasste, wo sie den Umschlag auf ihrem stets überladenen Schreibtisch deponierte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Abby etwas verlegte und Dexter nur hinzulangen brauchte, um es »wiederzufinden«. Ohne den jungen Mann wäre sie manchmal ganz schön aufgeschmissen gewesen.
    Nein, korrigierte sie sich im Stillen, nicht nur manchmal …
    Sie und er stellten praktisch die komplette kryptozoologische Abteilung des Smithsonian-Museums- und Forschungskomplexes dar. Unterstützt wurden sie nur von einer Handvoll Freiwilliger und einer Halbtagskraft, die sie sich auch noch mit den Kollegen aus der »Kreidezeit« teilen mussten.
    »Bringen Sie mir etwas mit aus Yucatán? Einen Gipsabdruck von einer Fußspur des zentralamerikanischen Bigfoot vielleicht?«
    Abby sah auf, Dexter zwinkerte ihr zu. Natürlich meinte er seine Frage nicht ernst. In der Kryptozoologie ging es nur in der Meinung Nichteingeweihter darum, Yeti und Co. aufzuspüren, auszustopfen und in ein Museum zu stellen. Viele der Studenten beispielsweise, die ihnen hier im Institut bisweilen zur Hand gingen, sahen das so und waren dann enttäuscht, wenn Abby nicht einmal mit unscharfen Fotos irgendwelcher Fabelwesen aufwarten konnte.
    Tom hat auch eher zu dieser Fraktion gehört, dachte sie und verscheuchte den Gedanken, so wie sie im Lauf der Jahre die Erinnerung an Tom immer wieder verscheucht hatte. Ohne sie je ganz loszuwerden. Wie sie auch ihn nie ganz losgeworden war.
    Es war kompliziert, damals gewesen und heute immer noch.
    Und jetzt war Tom auf einmal wieder da. Gewissermaßen.
    Abby pustete sich eine
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