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2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel
Autoren: Bastei
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explosionsartig aus. Alejandro schrie auf, aber es hörte sich nicht so an, als stecke tatsächlich Angst dahinter. Er war Autist, und in kaum einer seiner Äußerungen klang durch, was er wirklich empfand. Nur wenn es um seine Schwester ging …
    Maria Luisa erkannte ihren Fehler, schloss das Fenster schnell und fasste nach hinten, wo Jandro ihre Hand ergriff und festhielt, als würde allein dadurch alles gut werden.
    Die Flammen wurden wieder kleiner, der Rauch war allerdings dichter und schwärzer geworden. Der weiße Strand vor der Kanzel, immer noch hundert Meter weit weg, schimmerte hindurch wie der sprichwörtliche Silberstreif am Horizont.
    Tom arbeitete immer noch verbissen und gegen alle Widerstände des krepierenden Motors daran, den Hubschrauber kontrolliert nach unten zu dirigieren.
    Es klappte. Die Flughöhe verringerte sich um die Hälfte.
    Dann krachte irgendetwas dort, wo der Motor saß. Das Heck des Helikopters brach aus wie das eines Autos, das über Eis schlingerte. Tom wurde nur von seinem Sicherheitsgurt im Sitz gehalten, und plötzlich konnte er durch das Fenster auf seiner Seite das graue Meer sehen, das auf ihn zuzukippen schien.
    In Wahrheit war es natürlich genau andersherum – sie kippten dem Atlantik entgegen!
    »Wir müssen hier raus!«, schrie Maria Luisa. Ihre Finger tasteten nach dem Schloss ihres Gurtes, um es zu öffnen, und ihr Blick bedeutete Jandro, dasselbe zu tun.
    Mit einer Hand bekam Tom die ihre zu fassen. »Nein, angeschnallt bleiben!«, ordnete er an. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Jandro hinter ihm beide Hände hob, zum Zeichen, dass er gehorchte. Maria Luisa nickte nur, zitternd, mit bebenden Lippen, vielleicht stumm betend.
    Tom schluckte trocken, dann schaltete er den Motor ab. Der Rotor stoppte mit einem Knirschen, das durch Mark und Bein ging.
    Mit der Linken ergriff Tom wieder die Hand von Maria Luisa und hielt sie fest, die Rechte legte er auf den Lederbeutel, den er am Gürtel trug und in dem jenes verdammte Artefakt steckte, von dem langfristig das Schicksal der ganzen Welt abhängen mochte … kurzfristig jedoch erst einmal nur ihr ganz eigenes.
    Die letzten Laute der Bordmechanik und -elektronik verstummten. Fast lautlos stürzte der Hubschrauber der Wasseroberfläche entgegen.

    Pauahtun erklomm die letzten Stufen der Strickleiter, stieg über die Reling an Bord des Containerschiffs und schüttelte sich angewidert. Wasser lief in Strömen aus seiner nun nicht mehr ganz so elegant wirkenden Kleidung.
    Ebenso wie sein Totemtier, der Jaguar, verabscheute auch der glatzköpfige Indio das feuchte Element. Aber er hatte es bezwungen, er war ihm entkommen.
    Seinen beiden Brüdern war dies nicht vergönnt gewesen. Hunapu und Ixbalanque waren mit dem explodierenden und dann ins Wasser stürzenden Hubschrauber versunken und mussten qualvoll ertrunken sein.
    Der Anführer der Loge gedachte der Toten einen Moment lang, indem er über die Reling der Sanjita hinabblickte auf die Stelle, wo letzte schaumige Blasen vom untergegangenen Helikopter kündeten.
    War es Ironie oder Gnade der Götter oder schiere Bestimmung, dass ausgerechnet Hunapu und Ixbalanque gemeinsam den Tod gefunden hatten? Denn ihren Logennamen nach waren sie engste Brüder, benannt nach den Zwillingssöhnen des Maisgotts Hun-Hunapu, die gemeinsam die Götter der Unterwelt überlistet hatten. Da sie ein nasses Grab gefunden hatten, konnte Pauahtun sie nicht auf jene besondere Weise bestatten, die einen Toten mit Leib und Seele ins Paradies hinübergleiten ließ.
    Sein finsterer Blick löste sich vom Grau des Atlantiks und wanderte empor zum Grau des Himmels. Dort suchte und fand er den kleiner werdenden Klecks, der eine schwarze Rauchfahne nach sich ziehend auf die Insel am Horizont zuhielt, schwankend zwar wie ein betrunkenes Insekt, aber doch zielstrebig.
    »Ericson!«, knurrte der Indio, fast ohne Kiefer und Lippen zu bewegen. Ein grollender Laut, wie aus der Kehle eines Jaguars.
    Bisher war die Gegnerschaft zwischen ihm und dem Archäologen fast rein geschäftlicher Natur gewesen. Zunächst war Ericson als Ersatzmann für Professor Branson ins Spiel gekommen, den die Loge in seiner Eigenschaft als Maya-Experten vor ihren Karren gespannt hatte. Ericson hatte sich jedoch nur anfangs als nützlich erwiesen. Dann war er störrisch geworden und hatte sein eigenes Süppchen gekocht – und das Artefakt an sich gebracht, jenen »Himmelsstein«, das letzte und entscheidende Bauteil der Maschine
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