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2.01 Donnerschlag

2.01 Donnerschlag

Titel: 2.01 Donnerschlag
Autoren: Joachim Masannek
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große und ältere Schwester.“ Sie sprach ihren Namen englisch aus und machte dabei einen schelmischen Knicks.
    „‚April‘ heißt ‚April‘!“, übersetzte Marlon versonnen-verzaubert-hypnotisiert und erntete dafür die augapfelverdrehten Blicke von Markus und Maxi. Vanessa, die Unerschrockene, zuckte zusammen. Sie wurde ganz bleich und sah erschrocken zu Marlon. Sie wünschte sich inständig, dass er ihren Blick spürte, aber die Nummer 10 war nicht mehr er selbst. „‚April‘ heißt Frühling!“, flüsterte Marlon mit einem immer dunkler glühenden Kopf, starrte das fremde Mädchen wie ein Alien an und wachte erst auf, als sie ihn lachend fragte:
    „Und wie heißt du?“

    „Ich?“, fragte Marlon und hatte nicht den blassesten Schimmer. „Ich …?“
    „Er heißt Marlon!“, erlöste ihn Markus cool und genervt und schaute genauso cool zu den Fremden. „Und das da sind Leon, Vanessa, Maxi, Juli und Raban.“
    „Und er selbst nennt sich Markus“, fiel ich ihm ins Wort. „Markus, der Unbezwingbare.“
    Erik und April horchten kurz auf, was ich sofort ausnutzte.
    „Ja, verflixt, wer gegen Markus ein Tor schießt, kommt ins Guinnessbuch der …“
    „Und der da ist Nerv! Und der heißt nicht nur so!“, schnitt mir Markus das Wort ab und wurde unter den Blicken, die ihm die Fremden zuwarfen, schlagartig rot. So rot wie Marlon oder das T-Shirt, das das kleinste der drei fremden Mädchen trug.
    „Nerv, der echt nervt!“, grinste sie frech. „Doch wir wollen woandershin.“
    „Wir wollen ins Stadion“, erklärte uns Erik.
    „Ins Stadion der Stadien!“, säuselte April und legte ihren Arm um das mittlere Mädchen.
    „Ins Stadion, in dem der Fußball rockt. Hallo, ich bin Freya und das da ist Klette …“ Sie zeigte zuerst auf die kleinste der Mädchen und dann auf die Jungen, die hinter ihr standen. „Und das da sind Hagen, Gilead, Tronje und Run. Wir sind die Wölfe von Ragnarök.“
    Sie lächelte uns erwartungsvoll an. Spätestens jetzt mussten die Wilden Kerle sie doch erkennen.
    Doch die glotzten wie Autos. Verdutzt und verdatterter Pomeranzen-Laubfrosch! So, dachte ich, mussten sie ausgesehen haben, als sie erfahren hatten, dass es die Biestigen Biester gab. Dass sie, die Wilden Kerle, nicht die Einzigen waren, die in dem endlosen Universum der Straßenfußballmannschaften kickten und lebten. Nein, ganz offensichtlich gab es noch andere Teams.
    „Was ist mit euch los?“, fragte April vergnügt. „Seid ihr jetzt alle so hypnotisiert und geistig umnachtet wie euer hübscher Freund Marlon, oder zeigt ihr uns dieses Stadion?“
    „Und ob wir das tun!“, platzte es aus Marlon heraus.
    Er ignorierte den eifersüchtigen Blick von Vanessa, der wie ein Wespenstachel nach ihm zuckte, nach ihm und nach April, und sprang auf sein Fahrrad. Er klopfte begeistert auf den Tank der alten Triumph, der zwischen Sattel und Lenker die Schwungräder barg, und rief April zu:
    „Na, komm schon! Na komm! Oder willst du den ganzen Weg laufen?“
    Da lachte das Mädchen in dem tiefgelben Shirt. Sie schüttelte ihre Rastas, die sie als rostbraunen Turban auf dem Hinterkopf trug, sprang auf den Tank wie in einen Damensattel, und kurze Zeit später raste der Pulk der Kerle hinter ihnen her durch die Stadt.
    Jeder von ihnen beförderte dabei einen der Wölfe. Die saßen auf den Tanks oder den Heckflossen der Bikes. Nur bei mir war das anders.
    Auf meinem Fahrrad fuhr Klette und ich rannte wütend hinter ihr her.
    „Na warte. Ich krieg dich. Das ist mein Fahrrad, hörst du!“
    „Und ich bin der Fahrer!“, lachte sie frech zurück.
    Dann bremste sie cool, ließ das Hinterrad schliddern, bis sie quer vor mir auf der Straße stand, und bot mir gnädig den Lenker an.
    „Ich warne dich!“, zischte sie. „Wenn du dich mit mir einlässt, wirst du mich nie wieder los.“
    „Aha! Eine Klette, die klettet!“, revanchierte ich mich für den ‚nervenden Nerv‘ und nahm ihr Angebot wutschnaubend an. Sie sauste los, und nach einer, mein Blut in den Adern gefrieren lassenden Fahrt erreichten wir beide den Teufelstopf . Das heißt, wir erreichten den Hügel, der sich vor ihm erhob. Dort sprangen wir vom noch rollenden Rad und liefen zu zweit den Feldweg hinauf.
    „Das ist er. Das ist der Teufelstopf !“, hörten wir Marlon, der mit den anderen längst vor dem Kiosk stand. Er packte den Hebel und zog ihn nach unten. „Und das ist die Baustrahlerflutlichtanlage.“

    Sofort sirrte und funkte es an den vier
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