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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung
Autoren: Gretchen Olson
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warst«,erzählte Mom drauflos, als wir zum Auto gingen. »Ich habe alle meine Kleider durchgesehen und eine Menge zu So Gut Wie Neu gebracht. Anita meint, ich könnte ganz gut daran verdienen. Tylers Baseballmannschaft ist in der Ausscheidungsrunde. Morgen gibt es ein Spiel in Gaston. Vielleicht möchtest du ja hin.«
    Wir verstauten meine Sachen auf der Rückbank und Mom erkundigte sich nach dem Sommerlager. Ich fing langsam an zu sprechen – und eh ich mich versah, sprudelte alles aus mir heraus: verrückte Betreuer und Bananenboote, Wanderungen am Fluss, Orientierungsläufe und mein Preis. Ich schilderte Mr. Hudsons Make-up-Sketch und wir prusteten beide los.
    »Und wenn ich zur Highschool gehe, dann will ich Betreuerin werden, und ich glaube, ich nenne mich dann …«
    »Was bildest du dir denn ein, Hope?«, fiel Mom mir ins Wort. »Betreuerin? Verantwortlich für all diese Kinder?« Ihre Stimme hämmerte auf jede Silbe ein. »Du hast ja noch nicht mal Erfahrung im Babysitten. Du könntest doch gar nicht …«
    Wham!
Mir fiel der Mund zu, meine Wörter bauten einen Auffahrunfall. Mein Kopf sank gegen die Rückenlehne und ich kniff die Augen zu.
Nicht dahin, Mom. Bitte, tu das nicht. Hör auf. HÖR AUF! Ich kann damit nicht umgehen. Nicht jetzt, nicht nach dieser Woche.
Mein Herz hämmerte so hart gegen meinen Brustkorb, dass es wehtat.
Ich weiß jetzt, was Glück ist, und ich will es nicht hergeben. Das will ich nicht, nein. Ich entscheide mich dafür, stark und frei zu sein. Ich glaube an Rosen. Ich glaube an Hoffnung.
    Bei der nächsten Ampel steige ich aus und renne zurück in die Schule. Gabriela wird noch für mich da sein, und sie nimmt mich mit nach Hause. Für immer.
    »Hope. Hope.« Der Wagen war stehengeblieben. Wir hielten am Straßenrand.
Ich könnte genau jetzt hinausspringen, meine Tasche vom Rücksitz reißen und …
    »Hope.« Moms Hand lag auf meinem Knie. Mit ihrer anderen bot sie mir ein Papiertaschentuch an. Ich nahm das Taschentuch und wischte mir langsam die Tränen von der Wange.
    Mom rückte dichter an mich heran und legte mir den Arm um die Schulter. »Tut mir leid, Hope. Das war nicht so gemeint. Ich … ich bin …« Sie schloss die Augen und ich konnte durch mein T-Shirt spüren, wie ihr Arm zitterte. »Ich gehe zu Mrs. Nelsons Kurs für Eltern.« Sie legte ihre Hand auf meine. »Ich war in dieser Woche schon zweimal da.«
    Ihre Hand war warm und ihr nackter Arm fühlte sich an meinem Hals weich an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Sie schien noch mehr auf dem Herzen zu haben. »Ich liebe dieses Kleid.« Sie zeigte aus dem Fenster. Wir hielten vor So Gut Wie Neu . Die Schaufensterpuppe trug ein luftiges Chiffonkleid, das mit blassgrünen, rosa und lavendelfarbenen Blumen übersät war; sie waren zusammengespritzt wie auf einem Gemälde. Der V-Ausschnitt war mit einer fluffigen Rüsche eingefasst, die sich vorn nach unten zog und dann um den Saum wogte.
    »Wir haben nächsten Freitag im Büro eine Mottoparty – Plantagen in den Südstaaten – und sollen uns entsprechend anziehen.«
    Ich gab mir alle Mühe, in den Laden zu spähen, aber dieses traumhafte Kleid versperrte mir den Weg.
    »Könntest du nicht vor Freitag noch arbeiten, damit ich es für den halben Preis kriege?«
    Ich starrte das Kleid an und die Wörter wirbelten durch meinen Kopf.
Kurs für Eltern. Zweimal pro Woche. Büro.
So Gut Wie Neu
. Kleid. Kurs für Eltern.
Meine Kiefer entspannten sich und auf irgendeine Weise kamen Wörter heraus. »Glaub schon.«
    Als wir in die Garage gefahren waren, machte Mom den Motor aus, aber ich konnte mich nicht bewegen. Mein Körper, der gewandert und geklettert und gekrochen war, der gesungen und gebrüllt hatte, ließ mich im Stich.
    »Na komm, schaffen wir dich ins Haus, ehe du einschläfst.« Mom sprang aus dem Wagen und öffnete die Küchentür. Ich lief hinterher, schleppte meine Tasche durch die Tür und ließ sie neben dem Tisch auf den Boden fallen.
    »Ich hab uns einen Krug Limonade gemacht«, sagte Mom. Sie ging zum Kühlschrank – und ich wäre fast in Ohnmacht gefallen: Da, an der Kühlschranktür, hing ein lila Blatt mit dem Umriss von Moms Hand, ihrer Unterschrift und dem Datum.
    Sie hatte das Gelöbnis abgelegt.
    Ich versuchte, mir das vorzustellen. Mom, die mit anderen Eltern in einem Klassenzimmer stand, die Hand hob und sagte: »Ich werde weder mir noch anderen mit Händen oder Worten wehtun.«
    Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken, legte den Kopf
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