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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung
Autoren: Gretchen Olson
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Blaubeerpfannkuchen und heißer Schokolade, rollten wir unsere Schlafsäcke auf, fegten unsere Zelte aus, bauten sie ab und packten sie ein. Nachdem wir den Lastwagen vollgestopft und ein letztes Mal die Badezimmer geputzt hatten, stellten wir uns für Fotos auf: das ganze Lager, die Zeltgruppen, Kombinationen von neuen Freundschaften, Schnappschüsse der Betreuer als riesige wackelige Pyramide, und die freiwilligen Eltern vor dem Lastwagen. Jenny, Ellie und ich überredeten Frosch, mit uns einen Baum zu umarmen. Feliz machte vier Bilder. Wir signierten uns gegenseitig Tagebücher, T-Shirts und Jeans. Dann stiegen wir in die Busse, riefen aus den Fenstern den Eltern Grüße zu und winkten allen zu, die zurückwinken könnten. Die Busse krochen über die holprige Straße zum Lager und überquerten den Fluss Deschutes.
    Ich lehnte meinen Kopf gegen den Fensterrahmen. Auf Wiedersehen, Fluss. Auf Wiedersehen, Wiese und Lagerfeuer, auf Wiedersehen gefrorene Milch und verbrannte Marshmallows. Auf Wiedersehen. Meine Brust tat weh und meine Schultern fühlten sich plötzlich sehr schwer an. Ich schloss die Augen.

    Der Bus hielt an. Mein Hals war abgeknickt, mein Kinn auf meine Brust gepresst. Langsam wickelte ich meinen Körper auseinander und blickte mich um. Fast alle schliefen, lehnten an der Schulter ihres Nachbarn oder hatten den Kopf in den Nacken gelegt, den Mund offen. Mützen waren schief gerutscht, die Haare ungekämmt. Beine und Arme hingen über den Mittelgang. Holzplätzchen baumelten überall herum.
    Fast zu Hause,
dachte ich. Mein Kiefer spannte sich an und meine Zähne knirschten übereinander. Im Lager hatte ich vergessen, die Zahnschiene zu benutzen, aber meine Kopfschmerzen waren trotzdem wie weggeflogen. Würden sie zurückkommen? Bitte nicht, nicht die Kopfschmerzen. Wir hatten die ganze Woche lang Probleme gelöst, aber es waren spaßige Probleme gewesen, wie mit einem einzigen Streichholz ein Feuer zu machen oder eine Fährte zu markieren. Die Vorstellung von wirklich schlimmen Problemen, die gelöst werden mussten, jagte Wellen der Panik durch meinen Körper. Ich war jetzt hellwach und starrte den Stadtrand von Eola Hills an. Ich wünschte, wir könnten umkehren, zurückfahren, die Woche noch einmal von vorn beginnen lassen.
    Stöhnen und Seufzen erfüllte den Bus, als wir wieder hielten. Ich schaute auf die Uhr mit dem Thermometer. 23 Grad, 4:56. Ich hatte fünf Tage lang keine Armbanduhr oder Wanduhr gesehen, und das machte ja nichts, da ich die Zahlen aufgegeben hatte. Aber diese hier waren ganz schön gut. Großartig geradezu. Ich küsste meine Finger, berührte das Fenster und wünschte, es wäre ein gutes Zeichen.
    Wir bogen um die Ecke und fuhren noch zwei Blocks zur Schule, während mein Körper sich anspannte, mein Atem innehielt, meine Augen wachsam waren. Alle Artenvon Autos füllten den Parkplatz. Eltern redeten in kleinen Gruppen miteinander, während jüngere Geschwister auf Schaukeln und Rutschen spielten. Ich suchte den Parkplatz ab und eine Hälfte von mir hoffte, während die andere sich fürchtete. Dann entdeckte ich Moms Auto und mein Herz machte einen Sprung. Ich war nicht vergessen worden.
    Als der Bus vor dem überdachten Spielbereich hielt – bewegte sich niemand. »Na los, Leute, wir sind da!«, rief Miss Lindquist. Möglichst langsam suchten wir unsere Rucksäcke und Reservedecken, Mützen und zerknüllten Provianttüten zusammen. Ich stellte mich hinten an und sah zu, wie Eltern ihre Söhne und Töchter mit strahlendem Lächeln und heftigen Umarmungen begrüßten. Meine Kehle schnürte sich zusammen und meine Ohren wurden heiß. Ich stieg aus dem Bus und schaffte es auf irgendeine Weise, mich aus der Menge zu lösen.
    »Wie geht’s dir, Herzchen?« Das war die Stimme meiner Mutter, aber ich hörte sie kaum. Ich konnte nur das blauweißkarierte Kleid anstarren.
    Während die Fragen sich wie ein Rouletterad drehten, landete endlich eine auf meinen Lippen. »Warum hast du dieses Kleid an?«
    »Na ja«, murmelte Mom, »als du zum allerersten Mal nach Hause gekommen bist, habe ich dieses Kleid getragen. Und jetzt kommst du erneut nach Hause.«
    Das musste ein Traum sein.
    Wir gingen schweigend zum Fußballplatz, wo der Lastwagen stand. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte; ich hatte Angst, den Zauber zu brechen.
    Wir fanden alle meine Sachen, und während Mom Tylers Schlafsack hielt, umarmte ich Gabriela ein letztes Mal.
    »Ich hatte wirklich sehr viel zu tun, als du weg
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