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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung
Autoren: Gretchen Olson
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sie stolz auf mich wäre.

    Zurück im Camp war es für mich Zeit zu duschen. Nach vier Tagen ohne Dusche musste ich bestimmt stinken, aber ich konnte nur Rauch riechen, und den roch ich gern.
    Es war unser letzter Abend. Ich hatte den ganzen Tag versucht, das zu verdrängen. Ein letztes Lagerfeuer, eine letzte Runde Sketche. Ich hoffte, Mr. Hudson würde noch einen aufführen. Er war einfach zum Schreien mit seiner Nummer als Frau, mit Perücke und weitem Rock, bei der jemand sich hinter ihm versteckte, seine Arme in Mr. Hudsons Hemdsärmel schob und versuchte, ihn zu schminken. Da die versteckte Person nichts sehen konnte, landete Lippenstift auf Mr. Hudsons Nase und Wimperntusche auf seiner Stirn. Als sie fertig waren, blickte Mr. Hudson in einen kleinen Spiegel. »Oh du meine Güte«, sagte er mit hoher Quietschstimme. »Charmant, charmant!«
    Als ich vom Duschhaus zu meinem Zelt zurückging, kam ich mir unglaublich sauber vor; ich roch nach Apfelshampoo und Pfirsichfestiger. Ich kam vorbei an den Batikbäumen, deren Zweige mit triefnassen orangefarbenen, grünen und lila T-Shirts behangen waren, die vor dem Nachtfrost trocknen sollten. Die freiwilligen Eltern kochten unser letztes Abendessen. Die Müllpatrouille ging zwischen den Zelten umher, und Holzsammler luden die letzte Ladung aus toten Zweigen und verfaulten Stücken in den Feuerkreis.Ich blieb vor meinem Zelt stehen, ließ meine Schuhe auf dem kleinen Stück schmutzigen Teppichs stehen und ging vorbei an der sonnengebleichten Klappe in die schweren Gerüche von Daunenschlafsäcken, rauchigen Kleidern, verschwitzten Socken und feuchten Handtüchern. Jennys Aloe-Vera-Gel war über den Zeltboden gelaufen und ihr Sonnenöl mit dem Bananenaroma hing in der Luft. Schon vermisste ich das alles.
    An diesem Abend führte Brodys Zelt am Lagerfeuer einen Sketch auf.
    »Wo hast du denn deinen Hut her?«, fragte ihr Betreuer Peter.
    »J. C. Penney.«
    »Wo hast du denn dein Hemd her?«, fragte Peter Trask.
    »J. C. Penney.«
    »Wo hast du denn deine Shorts her?«, fragte Trask Seth Jacobs.
    »J. C. Penney.«
    Dann kam Brody dazu, und er war nur in ein Handtuch gewickelt. »Ich bin J. C. Penney«, teilte er mit.
    »Super, Brode!«, rief jemand.
    Die Eltern, die freiwillig im Camp geholfen hatten, sangen ein Lied, das sie auf die Betreuer gedichtet hatten. Dann verteilte Adlerauge Lagerpreise für die abenteuerlichste Person, den besten Feuermacher, die schnellste Duscherin, den lautesten Sänger. Ich wurde zur besten Spelunkerin ernannt – das ist eine Höhlenforscherin. Ich bekam ein Band und eine Umarmung.
    »Das war unser dreiundzwanzigstes Sommerlager«, verkündete Mr. Hudson, als er mit der Preisverleihung fertig war. »Und ich muss sagen, es war eins der allerbesten. Ihr wart großartig, wissbegierig und hilfsbereit. Das Wetter hatauch mitgespielt, abgesehen von dem einen Nachmittagsregen.« Alle lachten – wir hatten Mr. Hudson eine ›Überraschungsdusche‹ verpasst, als er nach einem unserer Ausflüge aus dem Bus gestiegen war.
    »Ich nehme an, ihr werdet alle morgen ein wenig verändert nach Hause zurückkommen. Wie?« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, aber bestimmt wird es eine Veränderung zum Besseren sein.« Er sah zum Himmel hoch. »Ehe ihr nachher schlafen geht, wünscht euch bitte etwas für jemanden, der nächstes Jahr mit ins Sommerlager kommt – zum Beispiel, dass diese Woche für ihn oder sie ein ebenso wunderbares Erlebnis wird wie jetzt für euch.«
    Wir formten unseren abendlichen Freundschaftskreis, überkreuzten die Arme, hielten uns an den Händen und streckten uns weit um das Lagerfeuer. »Was ist das Band, das uns verbindet?«, stimmte Adlerauge an und wir stimmten ein:
     
    »Freunde vieler, vieler Jahre? Nur dies –
    Wir haben das Wetter geteilt,
    nebeneinander gelebt den Traum.
    Und Freunde, die zusammen im Zelte verweilt,
    können niemals getrennt werden in Zeit und Raum.«
     
    Wir sangen ein letztes Lied zum Zapfenstreich, drückten einander fest die Hände (die Jungs pressten immer total heftig, aber wir Mädchen gaben keinen einzigen Pieps von uns), dann gingen wir zum letzten Mal in unsere Zelte. Ich suchte den Nachthimmel über Oregon ab, fand den hellsten Stern und wünschte etwas für jemanden im nächsten Sommerlager. Ich fügte ein PS hinzu, einen heimlichen Wunsch für mich. Nämlich, dass ich eines Tages zurückkehren würde – als Betreuerin.

KAPITEL 32
Ein neuer Anfang
    Am nächsten Morgen, nach
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