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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung
Autoren: Gretchen Olson
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wir einem kurvenreichen Pfad, der in steile Lavaströme eingehauen war. (Meine lila Stiefel waren grandios.) Oben konnten wie die verschneiten Berge der Kaskadenkette sehen, die sich bis nach Kalifornien und im Norden nach Washington erstreckt.
    Wir lernten den Unterschied zwischen Hitzschlag und Sonnenstich, zwischen Gelbkiefern und Drehkiefern, zwischen den Fährten von Stinktier, Kojote und Weißwedelhirsch. Bei einer Fischzucht zeigte uns ein ehrenamtlicher Helfer namens Art, wie jedes Jahr vier Millionen Eier abgelegt werden und zu Fingerlingen werden, die ausgewildert werden können. Wir erfuhren, dass es deutlich spannender ist, einen Tank voller Fingerlinge zu füttern als deine Goldfische mit trockenen, bleichen Flocken zu überrieseln. Wenn du spezielle Fischdarmklümpchen in die Betontankswirfst, drehen Tausende von bisher trägen Fischen durch, jagen in alle Richtungen los, brechen durch die Oberfläche und peitschen das Wasser auf wie ein riesiger Mixer. Danach stürzten wir zu den Toiletten und rieben wie wild unsere stinkenden Hände, ehe wir unser Mittagessen anrührten.
    Andere wichtige Dinge, die wir lernten: Peter war Schlafwandler, und Noelle wusste, wie man sich abseilte, weil ihr Onkel Bergsteiger war. Colin Davis kannte essbare Pflanzen, weil seine Mutter und Großmutter bei den Pfadfinderinnen gewesen waren. Und Justin Thayer konnte wirklich mit dem Schwanz wedeln. Das lag daran, dass er seinen Kram immer herumliegen ließ und das Eichhörnchenlied singen musste, um ihn zurückzubekommen. »Eichhörnchen, Eichhörnchen, kannst du mit deinem buschigen Schwanz wedeln«, sangen wir für ihn, wenn er mit anderen vergesslichen Campern vor der Essensschlange stand und mit dem Hintern wackelte.
    Ich erfuhr, dass jemand (Namen werden nicht verraten) seinen/ihren Schlafsack nassgemacht hatte, und dass jemand anderes (Namen werden nicht genannt) sich vor lauter Heimweh erbrechen musste.
    Eines Abends am Lagerfeuer stellte ich fest, dass Brody singen konnte. Wir saßen nebeneinander auf einem Baumstamm und stimmten mal ein Lied an, bei dem nicht gegrölt wurde, deshalb konnte ich seine Stimme hören.
    »In einer Höhle, in einem Canyon, suchten einst nach einer Mine, ein Goldsucher von 49 und seine Tochter Clementine.«
    Es war schön zu hören, dass jemand den Ton halten konnte, nur konnte ich am nächsten Tag den Text einfach nicht vergessen. Und ratet mal, wohin wir gingen? Zur Lava River Höhle – in eine
pechschwarze
Höhle, mit winzigenTaschenlampen, die uns um den Hals hingen. Wir kamen uns vor wie die Goldgräber. Die Betreuer hatten große Laternen in den Händen und wir marschierten in Gruppen los, mit weitem Abstand zu den kalten nassen Wänden und der tropfenden Decke.
    »Ooohhh, wow, seht euch das mal an!«, rief Shawna und richtete ihre Taschenlampe auf eine glitzernde Silberwand.
    »Das sind Bakterien aus der Erde, die durch die Höhlendecke gerutscht ist«, erklärte Feliz und ließ ihre Taschenlampe an der Wand herumwandern. »Und eine chemische Reaktion auf euer Licht erzeugt das Glitzern.«
    Nach und nach stellten wir fest, dass wir uns enger aneinander drängten und die Köpfe senkten, dann gingen wir im Gänsemarsch. »Wir haben das Ende bald erreicht«, hieß es plötzlich warnend. Mr. Hudson hatte uns erklärt, dass die Höhle so eng wird, dass man zum Schluss kriechen muss. Wenn man das aller-, allerletzte Ende der Höhle berühren will, muss man auf dem Rücken liegen und zuerst die Füße durch eine schmale Öffnung schieben, die Zehen langmachen und sich strecken, so sehr das nur geht. Ich fühlte mich ohnehin schon ein bisschen unwohl und mir wurde schlecht, dann stieß ich zweimal mit dem Kopf gegen die harte Decke, aber mein Bauch sagte mir, dass ich weitermachen musste.
    Als ich an die Reihe kam, half Mr. Hudson mir, mich richtig hinzulegen. »Okay, Hope, bring es hinter dich.«
    Mit ziemlich zittrigen Armen konnte ich mich weiterschieben.
Na los, na los, stoß gegen meine Zehen!
Es schien ewig zu dauern, aber dann spürte ich, dass etwas meinen linken Fuß berührte. Noch einmal stoßen – und mein rechter Fuß landete. »Ich hab’s!« Alle johlten und brüllten und ein strahlendes Gefühl kitzelte mich von meinem Kopf biszu den Spitzen meiner lila Stiefel. Aber als ich mich wieder hinausschob, durchfuhr etwas ganz Anderes, Seltsames mein Innerstes. Es war wie ein Hunger, aber nicht auf Essbares. Plötzlich wünschte ich, meine Mutter wäre da.
    Ich wünschte mir, dass
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