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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz
Autoren: Unbekannt
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durchschaubaren Kunstkörper, folgten einer fremdartigen Philosophie. Übereinstimmende Stilmerkmale schien es nicht zu geben, nichts, was einen crozeirischen Sinn für Ästhetik ansprach, statt dessen dominierte der pure Zweck.
    „Ich spreche eine letzte Warnung für dich aus, Samaho. Der Dienst der Kosmokraten ist nicht zeitlich befristet, sondern er dauert eine Ewigkeit. Du kannst diesen Dienst nicht verlassen. Es sei denn, dein Leben endet."
    „Das ist mir klar."
    „Wir werden aus diesem Grund dafür sorgen, daß dein Leben nach Möglichkeit nicht zu Ende geht. Der Körper, in dem dein Geist sich befindet, ist für die Ewigkeit ungeeignet. Wir müssen also bezüglich dieses Körpers eine gewisse Optimierung vornehmen."
    Samaho teilte die Meinung des Roboters, was seinen Körper anging. Doch er wußte nicht, worauf die Worte zielten. Einen bereits ausgewachsenen Körper genetisch zu verändern war nicht so einfach möglich.
    Er tappte hinter dem Roboter her, mit wachsender Unsicherheit. Samaho hatte nicht das Gefühl, an diesem Ort erwünscht zu sein. Etwas war falsch; die Wahrnehmung erreichte seinen Geist mit einer untrüglichen, schmerzenden Intensität.
    Hätte er nicht das Menta in sich aufgenommen, das ihn mächtig werden ließ, das Schiff hätte ihn wie einen bakteriellen Eindringling in einen Organismus ausgelöscht. Cairol hätte ihn nicht davor beschützen können; das Schiff besaß Eigenschaften, die ihm eine besondere Gewalt verliehen.
    Das Gefühl umfassender Beklemmung endete erst, als Cairol ihn in eine Kammer führte.
    In dieser Kammer war es sehr warm.
    Es gab keine Einrichtungsgegenstände. Eine Wand präsentierte sich vollständig kahl, die gegenüberliegende Wand barg das Eingangsschott, links blinkten rätselhafte Anzeigeinstrumente, und auf der rechten Seite erblickte er zwölf kreisförmige Umrisse in einer dunkelgrauen Metallverschalung.
    „Was soll nun geschehen?" fragte er, und er hatte Angst, daß seine Stimme verkrampft klang.
    „Ich werde dir etwas zeigen." Die Stimme des Roboters klang mit einemmal hinterhältig.
    Torr Samaho wußte genau, daß es Unsinn war. Eine robotische Stimme konnte nicht hinterhältig klingen. Doch das Menta verlieh ihm einen Spürsinn, dem er vertrauen mußte, ob er wollte oder nicht.
    „Was...", brachte er etwas holprig hervor, „...willst du mir zeigen, Cairol?"
    Die kreisförmigen Umrisse, kaum mehr als strichdünne dunkle Streifen auf einem farblosen Untergrund, mutierten zu gleißenden Kreisen, aus denen ein glitzerndes Funkenlicht in die Kammer entwich.
    Aus der Wand schoben sich zwölf Röhren in den Raum, allesamt von einer gewaltig wirkenden Größe, vier Meter breit und sieben Meter lang.
    Torr Samaho identifizierte die Röhren als Gräber.
    In den Behältnissen lagerten ungeschlachte, zyklopenhafte Körper. Niemals vorher hatte er etwas gesehen, was sein ästhetisches Empfinden so sehr beleidigte. Er konnte sich die eigene Reaktion nicht erklären, er war ein Prinzregent von Crozeiro gewesen, und die Vielfalt der Natur war ihm nicht unbekannt.
    Die Schädel der Geschöpfe waren riesenhaft und liefen spitz nach oben hin zu. Die zwölf Gestalten besaßen alle nur ein einziges Auge, ein ovales grünes Schandmal, dreißig Zentimeter breit und zwanzig Zentimeter hoch; damit größer als ein Crozeirenkonus.
    Im Zentrum schimmerten die Augen dunkelgrün, sie verliefen zu den Rändern hin in einen lindfarbenen Ton, der weniger intensiv wirkte, wenngleich immer noch häßlich.
    Die Nasen der Gestalten ragten als verknorpelte Riechhöcker von der doppelten Größe einer Crozeirenfaust hervor, und die darunter angeordneten Münder ähnelten lippenlosen Raubtierrachen.
    Samaho betrachtete mit ungläubigem Staunen die zwei Meter breiten Schultern der Wesen.
    Eine Sekunde lang wünschte er sich, er hätte eine solche körperliche Gewalt besessen, aber nicht länger als die eine Sekunde.
    Siebenfingrige Pranken, die für feine Arbeiten nicht zu gebrauchen waren, hingen an drei Meter langen, klobigen, muskelbepackten Armen. Die haarlose braune Haut, die grobem Leder ähnelte, zeigte deutlich auf, daß hochentwickeltes Leben nicht automatisch eine eigene Ästhetik besaß.
    Samaho fühlte sich zutiefst abgestoßen. Die Zyklopen waren die häßlichsten Geschöpfe, die er je gesehen hatte.
    Auf eine schwer in Worte zu kleidende Weise fühlte er sich an den Crozeirenzwilling erinnert, auf dem höchsten Gipfel des Gebirges der Träume; das steinerne Orakel, das er
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