Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schämte er sich. Es war ein degenerierter, zutiefst leistungsschwacher Leib, der zu seinem Geist und dessen Potential nicht mehr paßte.
    Ganz anders die schimmernde Gestalt im Sonnenlicht des soeben angebrochenen Tages. Samaho konnte sich gegen den Eindruck nicht wehren, das zeitlos elegante Geschöpf aus organischem Metall stünde seit einer Million Jahren dort. Cairol war makellos. Über die Herkunft wußte Samaho nicht sicher Bescheid, doch er empfand keinen Zweifel daran, daß die Hohen Mächte ihn erschaffen hatten.
    „Samaho", hörte er den Roboter tonlos sprechen, „ich erinnere mich gut an dich. Damals haben meine Sensoren mir andere Werte geliefert. Du warst ein Niemand, aber du hast dich verändert. Du bist... gewachsen."
    Samaho hätte nicht sagen können, welche Sprache der Roboter benutzte. Er wußte nur, daß er jedes Wort verstand, so als wäre es das Croze seiner Heimat.
    Seiner ehemaligen Heimat, korrigierte er, denn mit dem Untergang von Crozeirenstadt waren das Ende einer Epoche und das Ende des galaktischen Reiches gekommen.
    Ein sachter kalter Wind strich an seinen zerbrechlichen Gliedern vorüber. Sein Konus kühlte aus, die Schleimhäute in seinem Mund trockneten an, bis er nicht mehr sicher war, daß er noch sprechen konnte.
    Der bis zum Rand der Kapazität angefüllte Geist suchte einen Weg, auszubrechen, sein Menta zu verstreuen, millionenfach überschüssige Kraft an andere Crozeiren abzugeben. Doch es gab keine anderen mehr. Er war der letzte im Universum, der die geistige Struktur besaß, in der das Menta sich niederlassen konnte.
    Samaho empfand eine überwältigende Zufriedenheit, daß er es getan hatte. Torr war kein Schimpfwort mehr, sondern ein Name für einen Sieger.
    Torr Samaho, der sich aus dem Grab der Pseudolebendigen erhoben hatte. Torr Samaho, dem das Universum nun offenstand, der nach seinem Belieben herrschen konnte.
    „Ich bin nicht gekommen, um dich zu bitten oder mit dir zu feilschen, Cairol", stieß er hervor. „Ich fordere meinen Platz in MATERIA. Ich will eine Fabrik der Kosmokraten mein eigen nennen."
    Cairol gab ihm sehr lange keine Antwort.
    Samaho spürte eine Erwärmung der Luft, von der Mittagssonne aufgeheizt, dann wurde es wieder kälter und Nacht. Hätte er eine ungebührliche Forderung gestellt, Cairol hätte ihm seine Antwort innerhalb einer Sekunde gegeben. Aber so war es nicht.
    Samaho nahm an, daß der Roboter mit einem unsichtbaren Ratgeber Zwiesprache hielt. Cairol versuchte möglicherweise, Samaho und seinen Geist in eine kalkulierbare Matrix zu pressen, die seine Entscheidung erleichterte.
    Unzählige Sternenlichter drangen durch die klare Atmosphäre der Wüstenwelt. Samaho ertrug die bittere Kälte, und als ein Schimmer von Licht den neuen Morgen ankündigte, sprach Cairol: „Ich akzeptiere dich als neuen Herrn einer Kosmokratenfabrik. Du mußt wissen, daß dies ein sehr bedeutsamer Erfolg ist.
    Seit dem Ende von Kohagen-Pasmereix bist du der erste Kandidat, der die geltenden Anforderungen erfüllen kann."
    Samaho hatte das Gefühl, daß der halbe Planet sich unter ihm wegdrehte, als er die Worte vernahm. Dennoch registrierte er die unausgesprochene Einschränkung, die in Cairols Worten lag.
    „Ich fordere mehr!" versetzte er schnell. „Nicht irgendeine Fabrik. - Ich fordere MATERIA! Jene Fabrik, die ich in Kohagen-Pasmereix gesehen habe."
    „Du weißt nicht, was MATERIA bedeutet."
    „Ich werde es lernen."
    Ein heftiger Windstoß fuhr zwischen ihnen hindurch, so als wolle die Natur des Planeten sie voneinander trennen.
    „Also gut", stimmte Cairol ihm nach einer Weile zu, „MATERIA steht für dich bereit." Samaho konnte das Gefühl nicht verdrängen, daß die Zustimmung mit einem gewissen Widerwillen erfolgte. „Jetzt glaubst du noch, daß du einen bedeutsamen Sieg davongetragen hast. Vielleicht ist es auch so; vielleicht kommt alles ganz anders. Du wirst lernen, daß MATERIA wichtige Aufgaben zu erfüllen hat, und du wirst sehr viel Zeit dazu benötigen, Prinzregent."
    Sehr viel Zeit ... Was sagte diese Floskel aus, wenn ein Geschöpf aus den Werkstätten der Ewigen sie gebrauchte?
    Cairol zog seine metallischen Unterschenkel aus dem Wüstensand, und als er in Richtung der kobaltblauen Walze stapfte, hätte der entkräftete Crozeire ihm fast nicht folgen können.
     
    *
     
    Das Innere des Walzenraumschiffs erwies sich als dunkel, fast schwarz. Die endlosen Korridore, Wandelgänge durch einen in seiner Komplexität nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher