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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz
Autoren: Unbekannt
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erblickt hatte, war das Größte, was es geben konnte, und wenn eine Möglichkeit existierte, eine solche Fabrik in Besitz zu nehmen, so mußte er diese nutzen, gleich um welchen Preis.
    Samaho ahnte nicht, um welchen Preis es sich handelte. Er wußte nur, daß die Sache mit Sailent dem Fischer zusammenhing, und allein der Anblick war schlimm genug.
    „Berühre Sailents Hand!" wies Cairol ihn in einem betont leidenschaftslosen Tonfall an.
    „Nein!"
    „Du kannst es nicht vermeiden."
    „Was geschieht dann?"
    „Willst du MATERIA errreichen, Regent?"
    Torr. Wovor fürchtest du dich?
    Samaho fühlte sich wie betäubt, und er konnte nicht verhindern, daß etwas in ihm die Kontrolle über den zartgliedrigen Körper übernahm und seine Hände führte. Er streckte die Finger aus, und er fühlte, wie eine nicht erklärbare Zitterreaktion seine Bewegungen unsicher werden ließ.
    Und dann tat er es. Es war nicht schlimm, nicht schwerer als die Tötung seines Volkes.
    Er berührte Sailent den Fischer.
    Eine pseudoelektrische Entladung erfaßte seinen Geist, schleuderte das Menta und alles andere an das entgegengesetzte Ende eines Universums.
    Das Boot RUHARION, versunken im terminalen Ozean. Jetstrom an den Gestaden der Zeit, quillt aus tiefer Vergangenheit. Zetturion-Gezeitentaucher; Fontäne aus gelbem Blut spritzt hervor, einer Wolke aus Tinte ähnlich. Strohgedeckte Hütten, an der Küste der Verdammten.
    Samaho schlug die Augen auf.
    Nicht die Augen.
    Es war das Auge.
    Das Auge eines Zyklopen.
     
    *
     
    Samaho erblickte vor sich eine fragile Gestalt mit durchscheinenden Gliedern, mit einem konusförmigen Schädel und einem Blick, der so leer war, daß der Geist den Körper des Wesens auf ewige Zeiten verlassen haben mußte. Der Körper war er selbst.
    Samaho, Prinz und später Prinzregent, heute ein Torr. Er machte sich klar, daß sein Geist in den Körper des Zyklopen gefahren war. Cairol hatte ihm das Schlimmste angetan, was geschehen konnte, mit vollem Bewußtsein und mit voller Absicht.
    „Was für ein entsetzlicher Tausch...", murmelte er beinahe unhörbar.
    Der widerliche, plumpe Zyklop, dessen Name einmal Sailent gelautet hatte - gegen den ästhetischen Leib eines Crozeiren.
    Samaho konnte den Körper mit dem einen Auge und dem spitz zulaufenden Schädel nicht sehen - ein großes Glück, es gab keinen Spiegel! -, doch die Wahrheit stand ihm mit einer quälenden Deutlichkeit vor Augen.
    „Ich werde niemals..."
    Er konnte also reden. Das war eine wichtige Feststellung. Seine kratzende, machtvoll tönende Stimme erschreckte ihn.
    „Ich..."
    Dann wurden ihm die Vorteile bewußt: Samaho fühlte rohe Kraft, die durch seine baumdicken Glieder pulsierte.
    Das verzerrt scheinende Polygonmuster, das von seiner neuen Netzhaut in sein fremdartiges Gehirn transferiert wurde, bildete dagegen eine Jammergestalt ab.
    Er empfand eine instinktive Sicherheit, daß er in jene unbeseelte, pendelnde Hülle nicht mehr zurückkonnte, seinen Crozeirenkörper von Geburt, der winzig klein und verloren in der Mitte der Kammer stand.
    Eine Gestalt, die er aus tiefster Seele haßte, mit einer Intensität, die sich dem letzten Crozeiren nun erst offenbarte.
    Mit ungelenken Bewegungen schob er seinen Zyklopenkörper aus dem Röhrengrab hinaus. Er polterte mit vollem Gewicht zu Boden, doch der Aufprall verursachte ihm keine Wunden, sondern lediglich einen moderaten Schmerz.
    Samaho richtete seinen muskelbepackten Oberkörper auf. Es fiel ihm nicht leicht, weil er die geballte Muskelkraft auf eine ihm fremde Weise koordinieren mußte.
    „Bin ich nun unsterblich?" grollte er den Roboter Cairol zaghaft an.
    „Unsterblich?" hörte er das Geschöpf aus Metall ironisch fragen. „Nein, Samaho, das bist du nicht. Es ist sehr schwer, einen solchen Körper abzutöten, aber mit den entsprechenden Mitteln ist es machbar. Allerdings besitzt der Maunari mittlerweile eine potentielle Unsterblichkeit. Geschieht kein Unglück, triffst du nicht auf einen überlegenen Gegner, wirst du in fünf Millionen Jahren noch am Leben sein. Du wirst mit diesem Körper die Gelegenheit haben, leibliche Dinge zu vernachlässigen.
    Was du in MATERIA benötigst, ist dein Geist. Nicht die Hülle, die ihn tragen soll."
    Samaho streckte mit einer ungelenken Bewegung den Arm aus. „Und der Crozeire?"
    Sein Auge fixierte den hinfälligen Körper, der unter dem Blick scheinbar zu zittern begann, und er konnte nicht mehr verhindern, daß eine Woge von Haß seine Beherrschung
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