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1972 - Die Kosmische Fabrik

Titel: 1972 - Die Kosmische Fabrik
Autoren: Unbekannt
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herum in einen Wirbel, der wie die Vergrößerung eines Wasserstrudels im Badewannenabfluss aussah. Diese Hauptrotationsebene bezeichneten wir physikalisch etwas ungenau als Scheibe. Wirbelstrom oder Mahlstrom hätte besser gepasst. Wie ein riesiger Trichter sog er in sich hinein, was den gewaltigen Anziehungskräften nichts entgegenzusetzen hatte.
    Keine fünftausend Lichtjahre von jenen Regionen entfernt, in denen die Galaxis aus kontraktierenden Nebeln neue Sterne und Sternhaufen gebar riss der gierige Schlund alles in sich hinein, was Energie besaß. Oder was lebte. SENECA wies uns darauf hin, dass wir in wenigen Sekunden eine der Ederschen Anomalien erreichten. Dabei handelte es sich um Sektoren, in denen, energetisch gesehen, Ruhe herrschte. Wie viele es gab, war nicht bekannt. Sie bildeten sich spontan dort, wo sich die tobenden Kräfte gegenseitig aufhoben. Ich konnte die Spannung in meinem Innern kaum bezähmen. Mitten vor uns auf der halbkreisförmigen Tribüne entstand ein über zehn Meter hohes Hologramm. Es zeigte das energetische Abbild des Dengejaa Uveso, umgesetzt in die Spektralfarben des sichtbaren Lichts.
    Ein allgemeines Geraune machte sich breit. Keiner von uns hatte das Phänomen einer Ederschen Anomalie bisher selbst erlebt. Durch die fehlenden Gravitationsverzerrungen in diesem Sektor erkannte man alle Details des Schwarzen Loches. Das Zentrum Dengejaa Uvesos zeigte sich als Ring.
    Dieser drehte sich permanent um sich ständig verschiebende Achsen. Irreguläre Pendel-Rotation nannten es die Forscher. Um ihn herum existierten zwei Horizonte. Der äußere stimmte mit dem überall sichtbaren Ereignishorizont überein. Der innere lag ungefähr auf halbem Weg zwischen ihm und dem Zentrum.
    Außerhalb des Ereignishorizonts wölbte sich eine flachgedrückte Schale extremer Gravitation. Ihre Ebene war mit der Hauptebene der Akkretionsscheibe identisch. Wer in ihren Bereich geriet, hatte keine Gelegenheit mehr, sein Testament zu machen. „Siebzig Sekunden bis zum Ende des Countdowns", meldete die Biopositronik und riss uns aus unseren Betrachtungen. „Keine Signale von der RIO TOCA." Bei K'Renzers Simulations-Spezialisten war folglich alles in Ordnung. Die sechs REMOTE-Schiffe sonderten sich unauffällig von den Pulks ab und suchten ihre zukünftigen Gefechtspositionen auf.
    MATERIA, gerade von einem ihrer 9,554 Sekunden dauernden Aufenthalte unter dem Ereignishorizont zurück, registrierte die Veränderung, ehe sie sich zum nächsten Spaghetti-Manöver anschickte. Eineinhalb Sekunden nach dem Verschwinden der Fabrik verdreifachte sich die LFT-Experimentalflotte. Die REMOTE-Steuerbesatzungen hatten in den HOSTS und REMOTES jeweils zwei Virtuellbildner aktiviert. Drei Sekunden später startete die SOL eine minimale Hypertakt-Phase und näherte sich dem Ereignishorizont bis auf zweieinhalb Lichtminuten. Das war gefährlich nahe, ein optimaler Köder für MATERIA. Allerdings betrug die Geschwindigkeit des Hantelschiffes derzeit 48 Prozent der Lichtgeschwindigkeit.
    MATERIA tauchte auf. Natürlich ortete sie uns sofort nach der Überquerung des Ereignishorizonts. Die Zeitdilatation, verbunden mit der extremen Raumkrümmung, bewirkte allerdings, dass wir eine konkrete Bewegung der Fabrik erst wahrnehmen konnten, nachdem diese ihre eigentliche Gestalt zurückgewonnen hatte. „Sie beschleunigt", sagte Muel Chen. „Ich ändere den Kurs."Die SOL verließ die bisherige tangentiale Bahn und hielt auf die Experimentalflotte zu. MATERIA reagierte fast gleichzeitig und steuerte dorthin, wo sich das rechnerische Ziel des Hantelschiffes befand.
    Die HOST-Schiffe rückten bis zur vorerst imaginären Frontlinie vor. „Es ist nicht zu fassen!" rief ich. „Die Fabrik fällt tatsächlich darauf herein."
    „Mit einer Einschätzung wäre ich vorsichtig", sagte Fee Kellind. Die ehemalige Kommandantin der GOOD HOPE III nahm ihren Dialog mit Muel-Chen auf. Der Emotionaut beanspruchte die Triebwerke der SOL bis. zum letzten Energiequant. Das Schiff raste mit hundertvierzigtausend Kilometern pro Sekunde auf den Pulk der Experimentalflotte zu.
    Der Augenblick der Wahrheit stand unmittelbar bevor. Schon glaubte ich die starken Beharrungskräfte der übermächtigen Traktorstrahlen zu spüren. 120 Kugelschiffe eröffneten das Feuer auf die Kosmische Fabrik. 1440 Transformkanonen spien im Halbsekundentakt ihre vernichtenden Bomben aus und schickten sie durch den Hyperraum ans Ziel. Hundert davon waren so programmiert, dass sie
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