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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall
Autoren: Mia Zorn
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symbiotischen Einheiten mental zu beruhigen, zu bewegen und an bestimmten Punkten im Ringgebirge zu sammeln.
    Die ihm vertraute Aura von Liob’lan’taraasis berührte Est’sil’bowaan. Eine Daa’murin aus der Einheit der Liob. Sie rief seinen Namen.
    (Ich bin hier, Liob’lan’taraasis.)
    (Was haben die Lun und Sil beschlossen?) (Hab Geduld. Wir erwarten die neuen Pläne des Sol.) (Von welchen Plänen sprichst du? Der Wandler wird zukünftig für uns planen, nicht mehr Ora’sol’guudo! Der Wandler selbst hat sich zu unserem Sol erhoben! Wollen wir das zulassen?)
    Est’sil’bowaan spürte eine ungewohnte Kälte in ihrer Aura.
    (Ich weiß es nicht, Liob’lan’taraasis. Die Lun und die Sil werden sich mit dem Sol beraten.)
    (Dazu ist keine Zeit mehr. Verschiedene symbiotische Einheiten wollen sich der neuen Führung unterordnen), erwiderte sie.
    Est’sil’bowaan horchte auf. Die Nachricht selbst überraschte ihn nicht, dafür aber etwas anderes: Liob’lan’taraasis versuchte etwas vor ihm zu verbergen. Er selbst hatte sie gelehrt, bestimmte Bereiche ihres Geistes verschlossen zu halten. Aber diese Technik wurde gewöhnlich nur während eines Kampfes mit einem mental Überlegenen angewandt. Unter Daa’muren galt sie als Spiel. Als Kräftemessen. Als Herausforderung.
    Warum benutzte Liob’lan’taraasis jetzt diese Technik? Und warum ausgerechnet bei ihm, ihrem Vertrauten?
    Est’sil’bowaan zögerte noch, seine mentalen Fühler unbemerkt in die Ecken und Nischen ihres Geistes zu strecken. Stattdessen wisperte er ihr zu: (Hab Geduld, Liob’lan’taraasis, hab Geduld.)
    (Du klingst schwach, Est’sil’bowaan. Weißt du noch, wie du mir Trost gabst in den Jahrhunderten nach unserer Ankunft, als wir ohne Körper waren? Wie du mir Hoffnung gespendet hast?)
    (Ich erinnere mich), gab Est’sil’bowaan zurück.
    Liob’lan’taraasis hatte damals allen Mut, alle Kraft verloren und seinen Zuspruch gebraucht.
    (Du sagtest, wir sollen und werden leben, dies dürfte ich niemals vergessen. Und ich habe es nie vergessen! Auch nicht, nachdem ich nach so vielen Erdjahren endlich in meinen neuen Körper schlüpfte. Und auch jetzt nicht, da ein neues Daa’mur unerreichbar scheint.)
    (Das ist gut so, Liob’lan’taraasis.) Er fragte sich, worauf sie hinaus wollte.
    (Du fragtest mich, ob ich leben will, ob ich tanzen will mit Sol’daa’muran, unserem Gott.)
    (Ja.)
    (Est’sil’bowaan, wenn der Wandler so etwas wie Sol’daa’muran ist, will ich nicht mit ihm tanzen! Ich werde leben! Wir werden leben! Auch ohne ein neues Daa’mur. Wir brauchen den Wandler nicht!)
    Est’sil’bowaan spürte den Trotz und die Entschlossenheit hinter ihren Gedanken. (Was hast du vor, Liob’lan’taraasis?) Während er seine mentalen Sinne auf sie richtete, bemerkte er ein Wispern am Rande seiner Aura. Sie waren nicht mehr alleine. Andere Daa’muren belauschten ihren Kontakt.
    (Ich habe annähernd achthundert Daa’muren um mich versammelt, die bereit sind, für die Herrschaft unseres Volkes zu kämpfen), antwortete Liob’lan’taraasis.
    Das anfängliche Wispern schwoll zu einem Raunen an.
    Mehrere Lun und Sil mischten sich in den mentalen Kontakt ein.
    (Sie hat Recht, wir müssen für unser Volk kämpfen!) (Dennoch ist es vernünftig, auf den Sol zu warten. Nur er weiß, was zu tun ist), entgegnete Est’sil’bowaan.
    (Aber er wusste ja nicht einmal von der Existenz dieses Wesens), gab ein Sil zu bedenken.
    (Und kräftemäßig war er ihm unterlegen), warf ein anderer ein.
    (Was wissen wir über den Wandler? Nichts! Vielleicht können wir ja gar nicht ohne ihn existieren! Was glaubst du, Est’sil’bowaan?), fragte ein Lun. Eine Pause entstand.
    Est’sil’bowaan hatte sich aus dem mentalen Kontakt mit den anderen gelöst. Er ertastete das Geheimnis von Liob’lan’taraasis. Seine Aura zog sich schmerzhaft zusammen, als er erkannte, was sie vor ihm verbarg: Sie war nicht nur bereit, gegen den Wandler zu kämpfen, sondern auch gegen alle, die sie daran hindern würden. Sie war bereit zu töten.
    Daa’muren zu töten!
    (Können wir ohne den Wandler existieren?), wiederholte der Lun seine Frage.
    Est’sil’bowaan schaute auf. Durch die Feste zog ein Wispern und Raunen. Die Wirtskörper der Daa’muren vibrierten. Schließlich ergriff er das Wort. (Das kann nur der Sol beantworten!)
    Ein vielfältiges Summen ertönte. Es wurde lauter und fordernd. Schließlich verschmolz es zu einem einzigen Ruf.
    (Ora’sol’guudo, berühre
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