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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall
Autoren: Mia Zorn
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erreichbar zu sein. Außer für diese unsichtbare Macht aus dem Uluru, die ihm auf telepathischem Wege Anweisungen gab.
    Auch wenn Rulfans Verstand dagegen rebellierte, es gab sie wirklich, diese Macht. Er hatte sie selbst erlebt, und es hätte ihn fast das Leben gekostet.
    Sie hatte einen Namen. Sie nannte sich der Finder.
    ***
    In der Höhle des Sol
    Unruhig streifte Ora’sol’guudo durch den Raum. Im Takt seiner Schritte reihten sich die Bilder seiner Erinnerungen aneinander.
    Der Tag, an dem sie Daa’mur verlassen hatten. Auf sieben Wandlern waren je neunundvierzig symbiotische Einheiten untergebracht: Siebzig mal siebentausend Daa’muren, die ihren Körper geopfert hatten, um in geistiger Form in den Kristallhüllen die Äonen währende Reise anzutreten.
    Unmündige Leq, lernende Lin, bewährte Hal, starke Lan, weise Sil, mächtige Lun und die Sol, die Führer, die Genies der Daa’muren. Sieben Sol für sieben Oqualune.
    Jeder Oqualun war ausgestattet mit einem Gravitationsantrieb. Jene Steuerungsmechanik, die die Städte der Daa’muren einst bewegt hatte, sollte sie nun in verschiedene Ecken des Universums bringen. Er selbst leitete den Start ein und programmierte den Kurs ihres Wandlers.
    Nun ja, programmiert wäre zu viel gesagt: Es gab keine Messungen über andere, Lichtjahre entfernte Galaxien, in denen vielleicht Planeten existierten, auf denen biologische Organisationen siedelten.
    Also hatten sie einfach sieben verschiedene Richtungen eingeschlagen, in der Hoffnung, dass die Ortungsgeräte an Bord einen geeigneten Planeten melden würden, während ihre Geister die ungeheure Zeitspanne im Schlaf überbrückten. Kein Verstand hätte eine solche Reise überstanden, ohne erst in Lethargie und schließlich in Wahnsinn zu verfallen.
    Die Automatik würde dann einige von ihnen bei einer Annäherung – oder einem drohenden Zusammenstoß mit einem leblosen Himmelskörper – wecken, und das weitere Vorgehen würde sie dann erst abwägen.
    Und so war es auch gekommen.
    Ora’sol’guudo wusste nicht, wie viel Zeit seit ihrem Aufbruch vergangen war, als er geweckt wurde und jenen blauen Planeten entdeckte, der von Organismen nur so wimmelte.
    Doch es war keine Lavawelt. Sie war kalt, teils von einer festen Landmasse und teils von Flüssigkeit bedeckt. In der sauerstoffreichen Atmosphäre hätten ihre ursprünglichen Körper nicht überleben können.
    Der Sol und einige andere Erweckte versuchten mit elektrischen Impulsen aus ihren Kristallen heraus den Kollisionskurs zu ändern, doch es gelang nicht im geplanten Maße. Die Mehrzahl der Geräte schien die lange Reise nicht überstanden zu haben.
    Schließlich akzeptierte Ora’sol’guudo das Unabwendbare.
    Er ließ seine Sil und Lun wissen, dass sie sich einem Zielplaneten näherten. Sie begannen damit, die schlafenden Geister zu wecken, doch die Zeit war zu knapp; die meisten Daa’muren erlebten bei ihrem Erwachen das höllische Inferno des Absturzes, als der Wandler durch die Atmosphäre des Planeten raste.
    Die obersten Schichten aus Eis, Gesteinsbrocken und kosmischen Staub, die sich während der äonenlangen Reise auf der Oberfläche des Wandlers gesammelt hatten, verdampften.
    Tausende der Kristallhüllen lösten sich und regneten auf den blauen Planeten nieder, verteilten sich über die Meere und Landmassen. Tausende zersplitterten beim Aufprall. Die Raumarche fiel unaufhaltsam. Sie war nicht mehr navigierbar.
    Der Wandler bohrte sich ins Zentrum eines Kontinents und stürzte den Planeten ins Chaos. Eine Katastrophe, deren Folgen erst nach Hunderten von Umläufen allmählich überwunden waren.
    Ora’sol’guudo aber organisierte das Überleben seiner Spezies. Große Aufgaben standen an. Ein Wirtskörper musste gefunden oder entwickelt werden. Die Primärrasse des Planeten musste ferngehalten und, wenn notwendig, bekämpft werden. Und schließlich mussten jene Umweltbedingungen geschaffen werden, die eine langfristige Besiedelung durch die Daa’muren ermöglichten. Der Gravitationsantrieb des Wandlers war der Schlüssel dazu: Mit ihm musste man den Planeten näher an sein Zentralgestirn heran bringen, bis dessen Hitze die Kruste schmelzen würde.
    Ora’sol’guudo richtete seinen Wirtskörper zur vollen Größe auf. (Hörst du, Wandler? Ich allein habe mein Volk geführt, während du nutzlos geschlafen hast! Und ich allein werde es auch sein, der auf diesem Planeten ein neues Daa’mur errichten wird! Ich, der Sol!) Stolz und unbeugsam stand der
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