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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall
Autoren: Mia Zorn
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Wassers.
    Wie hieß dieser Fluss? Plötzlich schwoll das Plätschern zu einem Rauschen an. Und das Rauschen zu einem Tosen. Wie hieß dieser Fluss? Ein knackendes Geräusch drang durch das Brausen in seinem Kopf. Er stürzte. Spree! Spree, so war der Name des Flusses.
    Matts Körper schlug hart auf den Boden auf. Gegen seine Schläfen hämmerte stechender Schmerz. Er rang nach Luft.
    Doch sein Hals blieb verschlossen.
    »Atme, Matthew! Atme. Du musst atmen!«, schrie Rulfan ihm ins Ohr.
    Er röchelte, hustete und spuckte. Endlich öffnete sich seine Kehle und die Luft zwängte sich hinunter zu seinen Lungen.
    Sein Hals schien eine offene Wunde zu sein. Jeder Atemzug tat weh. Nur langsam kehrte Matthew Drax ins Leben zurück.
    Neben ihm hockte Rulfan. Er sagte nichts. Strahlte ihn nur aus feuchten roten Augen an und half ihm auf die Beine.
    Vor ihnen lag der gewaltige Echsenkörper des Sol.
    Offensichtlich war er nach Smythes Tod in seine Urform zurückgefallen. Denn aus seinem Nacken ragte der Kristalldolch des Sol.
    Dahinter stand Victorius und grinste. »Mon dieu, das war knapp! Was hättest du getan ohne den schwarzen Prinzen aus Afra?«
    Matt versuchte zu lächeln. Aber es gelang ihm nicht. Sein Körper schmerzte und ihm war immer noch übel. Ansonsten empfand er nur gähnende Leere. Er wollte weg hier, wollte zu Aruula. Was auch immer die Zukunft brachte: In ihren Armen würde die Welt ohne ihn untergehen
    ***
    Das lodernde Licht des Kristallsplitters tanzte immer noch vor Grao’sil’aanas Augen. Obwohl der Splitter längst nicht mehr vor seinem Gesicht schwebte. Sein Licht war erloschen und der Kristall herab gefallen. Einfach so, direkt vor die Füße des Sil.
    Irgendetwas musste geschehen sein, dass der Sol seinen mentalen Einfluss von der Waffe zurückgezogen hatte.
    Vermutlich brauchte er seine ganze Kraft unten am Kratersee.
    Es dauerte lange, bis Grao’sil’aana in der Lage war, klare Gedanken zu fassen, und noch länger, bis er sich wieder bewegen konnte. Er taumelte aus der Höhle des Sol. Kroch über Felsen. Schlüpfte zwischen Steinformationen hindurch, vorbei an kleineren Tümpeln Richtung Kratersee. Die Lichtreflexe vor seinen Augen machten ihn nervös. Er musste höllisch aufpassen, wohin er trat. Während er weiter lief, rief er nach Thgáan. Aber der Rochen meldete sich nicht.
    Der Sil suchte mental den Kontakt zu Lun und Sil der verschiedenen symbiotischen Einheiten, aber vergeblich.
    Niemand antwortete ihm. Keine Aura tastete nach ihm. Nichts!
    Es war, als ob die Berge die Daa’muren verschluckt hätten.
    Grao’sil’aana beschleunigte seinen Schritt. Sein Atem ging stoßweise, und etwas kroch von innen an seinen Gliedern hoch.
    Sein Wirtskörper schien von außen zusammengepresst zu werden. Seine Temperatur sackte ab und er riss seine Augen auf.
    Zum ersten Mal glaubte er genau zu wissen, wie es sich anfühlte, wenn Vertreter der Primärrasse von Angst sprachen.
    Ja, er hatte Angst! Was war geschehen? Hatte der Wandler die Pläne des Sol durchschaut und ihn ausgeschaltet? Hatte er sich an dem Daa’murenvolk gerächt? War Grao’sil’aana der einzige Überlebende?
    Von diesen Gedanken getrieben, jagte der Sil noch schneller voran. Er stolperte über Geröll und Sand. Schließlich erreichte er die Klippen der Steilufer. Atemlos beugte er sich über ihren Rand.
    Unter ihm gähnte das Becken des Kratersees. In der Ferne leuchtete das Wandlermassiv. Der Sil stutzte und richtete sich auf. Kam das Leuchten immer noch von seinen irritierten Sehorganen oder ging das blitzende Orange und Rot vom Wandler aus? Er kniff die Augen zusammen und riss sie wieder weit auf. Tatsächlich, die Lichter kamen aus dem Massiv. Und nicht nur das.
    Wie eine unsichtbare Woge glitt die Präsenz des Wandlers durch das Becken über die Ufer hinauf zu den Wänden des Ringgebirges.
    Die gewaltige Aura des Wandlers strich über Grao’sil’aana hinweg. (Kommt, meine Gluttümmler, kommt zu mir!) Der Sil sank auf die Knie und lauschte dem mächtigen Wesen. Und nicht nur er.
    Auch Ordu’lun’corteez horchte auf. Sein geschundener Wirtskörper lehnte an einer Felsenwand hinter der Feste. Sein rechter Flügel fehlte, aus einer leeren Augenhöhle zischte heißer Dampf, und in seinen Gliedern klafften zahlreiche Wunden. Neben ihm lag der Kopf von Thul’lun’heeskel. Das Tal der Lun war übersät mit toten Daa’muren.
    Hoffnungsvoll lauschte Ordu’lun’corteez dem Wandler und seiner Geschichte. Und mit ihm Tausende und
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