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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall
Autoren: Mia Zorn
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war Victorius’ Stimme, aber der Wandler sprach aus ihm.
    Der Anführer der Daa’muren senkte seinen Blick.
    Offensichtlich hatte auch er erkannt, wer da das Wort an ihn richtete. »Dein Sol ist gekommen, um dich vor den Absichten dieses Primärrassenvertreters zu warnen.« Er hob den Kopf.
    »Es ist Mefju’drex, unser Primärfeind! Er ist gekommen, um dich zu vernichten!« Die Kralle einer seiner Klauenfinger zeigte auf Matt.
    Matt schaute den Daa’muren aus zusammengekniffenen Augen an. Das also war der Sol – die Kreatur, die den Tod so vieler Menschen zu verantworten hatte. Die auch sein Leben zur Hölle gemacht hatte, indem sie ihn als Erzfeind aller Daa’muren brandmarkte. Matt ballte die Hände zu Fäusten.
    Der Handschuh knirschte an seiner Rechten.
    Die Stimme von Victorius riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Es ist wahr: Der Finder hatte Mefju’drex geschickt, um mich zu paralysieren, doch wie du siehst, habe ich mich mit ihm verständigt! Du kannst also beruhigt gehen. Sorge dafür, dass sich mein Dienervolk hier einfindet!«
    Matt beobachtete, wie der Echsenkörper des Anführers zusammensackte. Die Daa’murin hinter ihm zog den Kopf ein und wich noch weiter zurück. Sie schien einen Höllenrespekt zu haben vor der Macht, die aus Victorius sprach.
    Doch plötzlich richtete sich der Sol wieder auf – und schnellte nach vorne. Mit einem Prankenhieb fegte er Victorius zur Seite. Seine Hinterläufe spannten sich; er stieß sich ab und schoss wie ein silbergrüner Pfeil auf Rulfan zu.
    Der Albino kam nicht mal dazu, sein Schwert zu heben. Mit der Wucht eines Felsbrockens traf ihn der mächtige Körper des Sol und riss ihn zu Boden. Steine knirschten unter den Krallen der Echse.
    Matthew gelang es weder, Rulfan zur Hilfe zu kommen, noch sich selbst in Sicherheit zu bringen. Unglaublich schnell war der Daa’mure an seiner Seite und packte zu. Matt hatte nicht den Hauch einer Chance! Wie ein Schraubstock umklammerte eine Klaue seinen rechten Arm. Der Sol zwang ihn in die Knie.
    Der Mann aus der Vergangenheit wehrte sich nach Kräften.
    Wieder und wieder schlug er mit dem Stein in seiner Linken auf die Echsenpranke ein, doch das schien den Sol eher zu amüsieren. Er öffnete seine dunkelblauen Lippen. Spitze Zähne bleckten Drax entgegen. Mit einem Hieb wischte er den Stein aus Matthews Hand.
    Hilflos beobachtete der Mann aus der Vergangenheit, wie die freie Klaue der Echse zwischen ihre Brustschuppen glitt.
    Sie zog einen Kristall heraus, so dick wie der Schaft eines Dolches und so lang wie Matts Unterarm.
    »Die Hand ist deine Waffe, Drax!«, zischte er. »Dachtest du, ich käme nicht darauf, du dummer Kretin? Dabei ist der Handschuh doch Hinweis genug. Nun, im Gegensatz zu dir werde ich die Waffe benutzen!« Der Kristall in seiner Echsenpranke glühte.
    Matthew Drax’ Blut gefror. Der Daa’mure wollte seine Hand, um sie gegen den Wandler einzusetzen! Und er würde sie mit dem Kristalldolch…
    Ihm wurde schwindelig. »Wenn du den Wandler ausschaltest, riskierst du unser aller Leben! Auch das deiner Daa’muren!«, keuchte er. »Der Feind des Wandlers wird kommen und uns töten!«
    Aber der Sol reagierte nicht. Unaufhaltsam hob er die Klaue. Wie ein Damoklesschwert schwebte der glühende Kristall über Matt.
    Matthew Drax beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Rulfan über den Boden kroch und den Knauf seines Schwertes packte. Aber er war zu weit entfernt, um ihm helfen zu können.
    Von links näherte sich die Daa’murin. Ihre Augen leuchteten.
    Ihrem Gesicht war anzusehen, dass sie begeistert war über die Wendung der Dinge. Der andere Daa’mure stand in ihrer Nähe.
    Er lauschte, als ob er eine Stimme von oben erwartete.
    Matt schloss die Augen und ergab sich in sein Schicksal.
    War nicht sowieso alles zu spät, der Streiter längst auf dem Weg hierher und die Erde verloren? Er fühlte sich müde, so unendlich müde.
    Aruula! Wie ein Funke entzündete der Gedanke an die geliebte Frau einen trockenen Rest von Kraft in Matthew Drax.
    Nein, er durfte nicht aufgeben. Wenn er schon sterben musste, dann zusammen mit Aruula. Nicht hier in einer Dreckpfütze im Kratersee. Er bäumte sich auf.
    In diesem Moment lief eine Erschütterung durch den Boden unter seinen Knien. Bildete er es sich nur ein, oder bebte die Erde tatsächlich? Er spürte, wie der eiserne Griff um seinen Arm sich lockerte. Als Matt die Augen aufriss, sah er, wie der glühende Kristalldolch neben ihm zwischen das Geröll fiel.
    Der Sol
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