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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall
Autoren: Mia Zorn
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her. In seiner Mordlust zerstörte er ganze Sterne, Planeten und ihre Trabanten. Diejenigen von uns, die fliehen konnten, jagte er durch die Galaxien. Wir flohen von Planet zu Planet. Aber kein Versteck blieb seinen Sinnen verborgen. Manchmal vergingen Äonen, bis er uns aufspürte, aber er fand uns immer. Denn er hatte seine Meute ausgeschickt, die nach unserer Aura, unserer mentalen Signatur suchte. Sobald sie einen von uns entdeckten, informierten sie ihren Herrn. Und sorgten dafür, dass kein Wandler vor seiner Ankunft entfliehen konnte.« Victorius schwieg. Seine Hände hingen wie Fremdkörper an seiner Seite.
    Matthew riss die Augen auf. Ihm stockte der Atem, als er die Bedeutung der letzten Worte begriff. »Der Finder!«, flüsterte er.
    »Äonen lang konnten sich sieben von uns vor diesen Wesen auf dem Lavaplaneten Daa’mur verbergen«, fuhr der Wandler fort. »Millionen Gestirnumkreisungen vergingen, bis Loos’wan’hill entstand, das Schwarze Loch, und den Sonnen die Energie absaugte. Wir wussten, dass er es war, der auf der anderen Seite von Loos’wan’hill lauerte, denn das ist die Art, wie die Streiter große Entfernungen überbrücken. Wir wussten nicht, ob uns einer seiner Finder entdeckt hatte oder ob seine Ankunft nahe Daa’mur nur ein Zufall war. Eines aber war unabdingbar: Wir mussten weiterziehen, bevor Daa’mur erkaltete! Dabei durften wir keine Aurenspur hinterlassen, die vom Streiter entdeckt werden konnte. Also entschieden wir, uns während der Reise zu neuen Heimatplaneten in einen schlafenden Zustand zu versetzen. Ihr würdet es ›Koma‹ nennen. Eigens dafür erschufen wir Dienerwesen, die uns wie leblose Raumarchen zu den neuen Planeten steuern sollten: die Daa’muren! Wir ließen sie über unsere wahre Identität im Unklaren. Nur so konnten wir sicher sein, dass sie uns durch ihre Gedanken nicht verraten würden…«
    Victorius hielt für einen Moment inne. »Trotz all unserer klugen Pläne, wurde ich nun doch entdeckt«, fuhr er dann mit veränderter Stimme fort, in der Mutlosigkeit und tiefe Sorge mitschwangen. »Ich hoffe für mich und für euch, dass der Finder seinen Herrn noch nicht verständigt hat! Sonst ist seine Ankunft ein Frage von wenigen Jahren oder Jahrzehnten; Jahrhunderten, wenn ihr Glück habt.«
    »Im Uluru steckt eine dieser Sonden?« Rulfan war fassungslos. Während er über ihre Erlebnisse beim Finder nachdachte, begann sein Herz wild gegen seine Brust zu hämmern. Seine Stimme quälte sich durch seine Kehle. »Er hat es getan! Er hat ihn verständigt!«
    »Was? Woher weißt du das?« Matthew sprang auf die Beine.
    »Weißt du noch, als die Anangu uns in diese Kuhle brachten, zu ihrem Sprecher Gauko’on?« [7]
    Matt erinnerte sich. »Er stand auf einem Steinblock und redete vom Feind! Heute wissen wir, dass er den Wandler meinte.«
    »Genau.« Rulfan nickte. »Und ich erinnere mich noch gut, was genau er sagte: Vor zwei Umläufen erwachte der Feind aus seiner Leblosigkeit. Seit jener Zeit sendet unser HERR den Ruf aus, und wir bereiten uns auf die Schlacht vor…«
    Das Licht der Kristalle flackerte. Wie aus weiter Ferne war ein Grollen zu hören.
    »Großer Gott…«, flüsterte Matthew. Er war leichenblass.
    Neben ihm wankte Victorius gegen den bernsteinfarbenen Quader. Er keuchte. Seine Stimme klang belegt. »Ihr wisst nun mehr, als ihr wissen müsst! Ich kann nicht mehr verhindern, dass der Streiter die Erde erreicht. Aber wir können gemeinsam der Gefahr begegnen, die vom Finder ausgeht. Hindern wir ihn daran, seinem Herrn weitere Botschaften zu senden!«
    ***
    Kratersee
    Rabenschwarz lag das Wandlermassiv unter den Dunstwolken. Durch eine seiner Felsenspalten trat Matthew Drax ins Freie. Er legte eine Hand über die Augen. Es musste bereits später Nachmittag sein. Das graue Licht fiel von Westen auf die Felsformationen, die am anderen Ufer des Wasserrings aus dem Boden ragten. Manche glichen Riesen aus Stein, manche gedrechselten Türmen.
    Matt war elend zumute. Was sie über den Finder erfahren hatten, lastete schwer auf ihm – von der künftigen Bedrohung durch den Streiter ganz zu schweigen. Er hatte nur noch den Wunsch, endlich schlafen zu dürfen. Und es tröstete ihn, dass es nicht mehr weit zur PARIS war. Er folgte Rulfan und Victorius durch das hüfthohe Wasser.
    Am Ufer angekommen, bahnten sich die Männer einen Weg durch das Labyrinth der Felsengebilde, vorbei an gähnenden Erdspalten.
    Victorius war immer noch in Trance. Er lief voraus und
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