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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd
Autoren: Lisa J. Smith
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Kapitel Eins
    Cassie hielt das Buch der Schatten ihres Vaters in Händen und schauderte. Sobald du das Buch öffnest, gibt es kein Zurück mehr, hatte ihre Mutter gesagt. Jetzt sah Mrs Blake ihre Tochter erwartungsvoll an.
    Das in Leder gebundene Buch mit den Büttenpapierseiten und dem Goldschnitt war mit einem Lederbändchen verschlossen. Cassie zog daran, und Staubpartikel schwebten empor, als der Knoten des Bandes sich löste.
    »Es ist noch nicht zu spät, deine Meinung zu ändern«, sagte ihre Mutter. »Bist du dir sicher, dass du bereit bist?«
    Cassie nickte. Noch war der Buchdeckel geschlossen. Aber wenn dieses Buch das Geheimnis enthielt, wie ihre Halbschwester Scarlett zu besiegen und der Zirkel vor den Jägern zu retten war, dann war es ihre Pflicht, es zu studieren.
    Vorsichtig schlug sie es auf. Der Buchrücken knarrte leise. Cassies Blick schien mit der Seite zu verschmelzen. Die Schrift auf der vergilbten Oberfläche des Papiers bestand aus verschlungenen Linien und archaischen Symbolen. Jeder einzelne der gewundenen Federstriche hatte etwas Verbotenes an sich, als habe Cassie etwas aufgeschlagen, das nicht für ihre Augen bestimmt war.
    Doch noch bevor Cassie realisieren konnte, was genau sie da sah, erwärmte sich das Buch in ihren Händen. Binnen Sekunden wurde es bedrohlich heiß. Ihre Finger brannten und Cassie schrie auf. Ihre Haut klebte bereits an dem Buch und sie konnte die Hände trotz des stechenden Schmerzes nicht wegziehen.
    Mit vor Entsetzen geweiteten Augen holte ihre Mutter instinktiv aus und schlug das Buch in hohem Bogen aus Cassies Händen.
    Cassie wimmerte vor Erleichterung, doch ihre Hände leuchteten bereits rot und zeigten erste Brandblasen.
    Sie sah ihre Mutter fassungslos an. »Du… du hast gesagt, es sei nur ein Buch«, stammelte sie.
    »Das war es auch. Oder zumindest dachte ich das«, erwiderte ihre Mom, während sie zitternd Cassies Verletzungen untersuchte. Dann hob sie den Blick und betrachtete die Stelle, wo das Buch mit der aufgeschlagenen Seite nach unten auf dem Holzboden gelandet war. Vorsichtig näherte sie sich ihm, hob es unbeschadet auf und verschnürte es wieder fest mit dem Lederbändchen.
    »Ich werde es wohl erst einmal an einem sicheren Ort verstauen«, erklärte sie. »Tut mir leid, Cassie. Wenn ich das geahnt hätte… Aber so etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Ich verstehe das nicht.« Cassie starrte ihre Mom an. »Du hast gesagt, dass ich dieses Buch brauchen würde, um Scarlett zu besiegen. Aber wie soll ich es studieren, wenn ich es nicht einmal festhalten kann?«
    Mrs Blake schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Irgendein Zauber scheint zu verhindern, dass jemand anders als sein Besitzer es öffnet.«
    »Dann muss ich dringend herausfinden, wie man diesen Zauber bricht. Scarlett ist irgendwo dort draußen und sie will mich töten. Das Buch ist meine einzige Hoffnung…«
    Ihre Mutter hob eine Hand und unterbrach Cassie. »Eins nach dem anderen. Zuerst müssen deine Brandwunden versorgt werden. Ich finde, das ist genug für heute Abend.«
    Sie drückte Cassie kurz und liebevoll die Schulter, dann schob sie das Buch außer Sichtweite und machte sich auf die Suche nach Mull, Verband und Salbe.
    Als sie zurückkam, dachte Cassie bereits voller Sorge an ihre Freundinnen, die von den Jägern markiert worden waren. »Das Leben von Faye und Laurel könnte davon abhängen, dass ich das Buch lese«, rief Cassie verzweifelt. »Ich muss es noch einmal versuchen, Mom!«
    Ihre Mutter setzte sich neben sie und versuchte, sie zu beruhigen. »Faye und Laurel sind tatsächlich in ernster Gefahr.« Sie griff nach Cassies Händen und begann, die Wunden zu versorgen. »Aber um eine Hexe zu töten, sind zwei Schritte nötig: Zunächst müssen die Hexenjäger die Hexe dabei ertappen, wie sie Magie wirkt, um sie zu markieren. Erst dann können sie den tödlichen Fluch sprechen. Wenn wir die Jäger an diesem zweiten Schritt hindern, wird Faye und Laurel nichts passieren.«
    Der tödliche Fluch. Cassie erinnerte sich an das Symbol der Jäger auf der Stirn von Melanies Großtante Constance am Tag ihres Todes. Bevor der Zirkel überhaupt gewusst hatte, dass sie von den Jägern markiert worden war, war bereits alles vorbei gewesen.
    »Warum sprechen die Jäger eigentlich nicht sofort den tödlichen Fluch aus, sobald sie jemanden markiert haben?«, fragte Cassie. »Warum warten sie?«
    »Weil es nur eines einzigen Jägers bedarf, um jemanden zu markieren. Für den
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