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1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff
Autoren: Unbekannt
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externen Kraft getragen. Es gab keine Vibrationen oder sonstige Anzeichen dafür, dass sich Maschinen an Bord befanden, die nun ihre Kraft entfalteten. Für einen kurzen Moment drängte sich Alaska die Vorstellung auf, dass man ihn mit holographischen Mitteln zu täuschen versuchte. Er wies sie zurück.
    Willst du dich nicht umsehen? fragte die Haut. Ihre Stimme klang in ihm auf, und sie schien voller Ungeduld zu sein, als könne der Symbiont nicht erwarten, Informationen über das Virtuelle Raumschiff zu erhalten. „Und ob ich das will!" sagte der Terraner laut. Es bedurfte keiner Aufforderung.
    Er war nicht weniger neugierig als die Haut, und er wollte die Besatzung des Raumers kennenlernen. Als er die Hangarschleuse verließ, warf er einen letzten Blick zurück. Da stockte ihm der Atem. Deutlich konnte er sehen, dass so etwas wie ein blaues Tuch außen am Schleusenschott vorbei flog. Es war etwa halb so groß wie eine Bettdecke, und es flatterte leicht, als werde es vom Wind bewegt, doch das war völlig unmöglich. Das Raumschiff befand sich bereits im Weltall, und hier gab es keine Luftbewegungen.
    Er blinzelte, und dann schüttelte er den Kopf, um eine gewisse Benommenheit abzuschütteln. Er kam zu dem Schluss, dass er sich getäuscht hatte. Da draußen konnte kein blaues Tuch gewesen sein. Er schritt in einen Gang hinein, der schnurgerade in das Schiffsinnere führte. Boden, Decke und Wände waren glatt und fugenlos, als wären sie als Ganzes in den Raumer eingepasst worden. Es gab keine Türen, keine Verzierungen, Verschönerungen oder Beschriftungen, ebensowenig wie technische Einrichtungen. Als er etwa hundertzwanzig Meter weit gekommen war, stieß er auf einen Korridor, der von einem Ende des Raumers bis zum anderen zu reichen und so etwas wie eine Mittelachse des Raumschiffs zu bilden schien. Niemand hielt sich darin auf, und doch konnte der Terraner sich des Gefühls nicht erwehren, dass irgendjemand in seiner Nähe war.
    Er zögerte nur kurz, um dann seinen Weg fortzusetzen. Rasch meinte er, schon aus der Ferne erkennen zu können, dass sich vor ihm eine Art Knotenpunkt befand. Er vermutete, dass er dort auf einen Hinweis auf eine Zentrale stoßen würde. Das Virtuelle Schiff hatte ihn wissen lassen, dass er als Pilot vorgesehen war. Folglich erwartete er, dass es ihn in das technische Nervenzentrum führte. Nur von dort aus konnte er seine Aufgabe erfüllen.
    Ein Lichtfleck glitt vor ihm über den Boden des Korridors, eilte einige Meter weit vor ihm her und löste sich dann auf. Zugleich meinte Alaska, eine Stimme zu hören. Da ist jemand! teilte ihm die Haut mit ihrer lautlosen Stimme mit. „Wer?"
    Ich weiß es nicht. Ich spüre, dass da jemand ist. Ganz nah bei uns. Er hatte das Gefühl, als richte jemand seine Blicke auf ihn, als müsse sich ihm schon beim nächsten Atemzug eine Hand auf die Schulter legen. Voller Unbehagen blieb er stehen, drehte sich um und versuchte, die in ihm aufkommende Angst zu verdrängen. Ganz gelang es ihm nicht. Er war allein an Bord, und bis jetzt hatte er keinen Grund, seiner neuen Umgebung zu vertrauen. Der Gang war so leer wie zuvor. Nirgendwo zeigte sich eine Lücke in den Wänden. Nirgendwo verwandelte sich das Material, um ein Hologramm zu bilden oder ihm eine Tür zu öffnen. Niemand hielt sich in seiner Nähe auf. Niemand war ihm gefolgt. Nirgendwo war die Optik einer Kamera zu erkennen, die ihn anpeilte.
    Nichts! „Das hat nichts zu bedeuten", redete er sich ein. „Das Auge einer Kamera braucht nicht größer zu sein als ein Staubkorn, um funktionstüchtig zu sein. Wenn ich es nicht sehe, bedeutet das noch lange nicht, dass es nicht vorhanden ist." Als sich Alaska der Mitte der Walze näherte, stieß er auf einen Bereich, von dem mehrere Gänge abzweigten. Exakt im Mittelpunkt des Verteilers befand sich eine kreisförmige Galerie. Er ging hin zu ihr, blieb dort stehen und legte seine Hände auf ein Geländer. Es fühlte sich warm und angenehm an.
    Darüber hinweg blickte er auf eine Art Bassin, das einen Durchmesser von ungefähr zehn Metern hatte. Saedelaere beugte sich vor und versuchte zu erkennen, wie tief es war, aber er sah keinen Grund. Das Bassin, das mit einer Flüssigkeit gefüllt zu sein schien, wirkte, als reiche es möglicherweise bis in eine uferlose Tiefe. Irgendwo da drinnen entdeckte er einen Mikrokosmos voller Sterne. Sie glitzerten und gleißten, als seien sie Bestandteil eines eigenen Kosmos, Tausende von Lichtjahren entfernt. Alaska
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