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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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herunter. Man umarmte und begrüßte sich und hielt ein Schwätzchen über den Weg, den man genommen, und die Ziele, die man ins Auge gefasst hatte.
    Während Sorban mit dem Anführer der Ruupod-Sippe Neuigkeiten austauschte, verlangte die Schamanin erneut nach Aruula. Als sie neben der Alten im Zelt kniete, war diese schon sehr schwach und schien kaum noch zu wissen, was sie von ihr wollte.
    »Sie hat mich gebeten, dich anzumalen«, sagte eine Frau und zeigte Aruula die eigenartigen Salben, mit denen sie schon vor einem Jahr Bekanntschaft beschlossen hatte und die sie lange Zeit in einem kleinen Säckchen bei sich getragen und irgendwann verloren hatte. Die blauen und grünen Linien auf ihrer Haut waren längst verblasst und kaum noch zu erahnen.
    Aruula hatte keine Ahnung, inwiefern die Bemalung ihr nützlich war, aber abgesehen davon, dass sie hübsch aussah, hatte sie nicht vor, einer Sterbenden vor den Kopf zu stoßen.
    Bei ihrer ersten Begegnung hatte die Alte sie selbst angemalt.
    Nun erneuerte die Frau Aruulas Streifen, schob die Tiegel dann in einen Lederbeutel und hängte ihn um Aruulas Hals. »Die Symbole haben mehrere Bedeutungen«, sagte sie leise. »Ich weiß nicht viel darüber, da ich nicht in die Geheimnisse der Göttersprecher eingeweiht bin. Aber eins weiß ich: Anhand dieser Farben wird jeder Wissende erkennen, dass du unter Wudans Schutz stehst.«
    Aruula verbeugte und bedankte sich. Dann rief Sorban auch schon ihren Namen und drängte zum Aufbruch. Der Rest der Sippe machte sich Sorgen. Man hatte schon angenommen, sie sei einem Raubtier zum Opfer gefallen.
    Man verabschiedete sich von einander und wünschte sich eine gefahrlose Reise. Als Aruula sich von der alten Frau verabschieden wollte, war diese eingeschlafen. Wenn Wudan es wollte, würde sie aus diesem Schlaf sanft hinüber gleiten in sein Reich…
    Sechzig Winter, dachte Aruula beeindruckt, als sie den Weg zum Lagerplatz zurückgingen. Auf den Dreizehn Inseln, wo sie zur Welt gekommen war, wurden nur wenige Menschen so alt.
    Die meisten fielen im Kampf, doch viele büßten ihr Leben früh ein, weil sie sich einseitig ernährten. Auch leistete die eisige Kälte im Norden einem langen Leben nicht unbedingt Vorschub.
    Hier im Süden war das Klima vermutlich so wie in den seligen Gefilden von Falalla, in denen Wudans Diener tapfere Recken bewirteten, die ihr Leben im Kampf gegen das Böse geopfert hatten!
    Das Böse – dies wusste jedes Kind – hauste in der Unterwelt; in jenen Bereichen, in denen die Gejagudoos, die Bateras und jene üblen Wesenheiten hausten, die das Licht scheuten. In kalten Winternächten ließ Göttersprecher Baloor die Horde schon mal an seinem Wissen über die Wesen teilhaben, die auf der Erdscheibe kreuchten und fleuchten.
    Zwar war während der Jahrhunderte langen Eiszeit viel Wissen verloren gegangen, aber kluge Köpfe wie Baloor gaben ihre Kenntnisse weiter. »Nur deswegen«, hatte er neulich gesagt, »ist unsere Sippe weniger unwissend als manche andere, deren Schamane zu lange damit gewartet hat, sein Wissen zu verstreuen. Manch einer hat dies erst am Tag seines Ablebens erkannt, und da war es natürlich zu spät.«
    Leider interessierten sich nicht alle für Baloors Wissen.
    Wenn er einen Vortrag hielt – meist am warmen Feuer in einem trockenen, windgeschützten Quartier – hörte Aruula immer interessiert zu. So hatte sie eine Menge gelernt, von dem ihre männlichen Altersgenossen nicht mal etwas ahnten: dass das Tal, zu dem sie unterwegs waren, an einem Fluss namens Wuppoh lag, und dass die Sprache der dort lebenden Menschen, das Plœtt, aus genuschelten Vokalen bestand. Kein normaler Mensch konnte Plœtt erlernen, doch die Talbewohner waren alle sprachbegabt und lernten schnell jedes fremde Genuschel aus anderen Teilen der Welt.
    Sorbans Horn blies zum Aufbruch. Alle waren guten Mutes, denn er hatte vom Anführer der Ruupod-Sippe erfahren, dass der Gutsbesitzer Ilmatz händeringend Leute suchte: Offenbar trieben sich auf seinem Grund und Boden Elemente herum, die es mit dem Eigentum anderer nicht genau nahmen. Ein Wanderer hatte ihm erzählt, jemand habe ihm einen sehr wertvollen Besitz gestohlen.
    »Herr Ilmatz war gut zu uns«, sagte Sorban, nachdem sie ihr Gepäck aufgeladen hatten. »Wir wollen ihm zeigen, dass wir nicht undankbar sind. Wenn er in Not ist und Hilfe braucht, soll er sie haben.«
    ***
    Sturm – das war es, was Daa’tan empfing, als er sich endlich aus der Fabrik mit ihren düsteren
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