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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Aruula mit merkwürdigen Linien bemalt und ihr gesagt, Wudan betrachte sie mit Wohlgefallen und hätte zu ihrem Schutz einen Elnak namens Elisuu auf die Erde gesandt. [3]
    Aruula wusste nicht viel über Elnaks, doch sie hatte gehört, dass diese Geschöpfe in Wudans Diensten standen: Sie waren geschlechtslose Lichtgestalten mit Federschwingen, die sie zum Fliegen befähigten.
    »Ja, Ruupod…«
    Ein Schatten fiel über Aruulas Schulter. Der Mann, der ihr bekannt vorkam, beugte sich über sie. »Wir kennen uns doch…«
    Aruula schaute auf. Nun wusste sie, an wen das Gesicht sie erinnerte. Er musste ein Verwandter sein von…
    »Wudans Auge…« Der Mann deutete auf eins der Zelte hinter ihnen. »Weißt du noch?«
    Aruula nickte. Der Mann trat beiseite. Ihr Blick fiel in das Innere eines Zeltes, deren Eingang eine andere Frau aufhielt.
    Dort lag, auf Tannengrün und Decken, die alte Schamanin, die ihr vor einem Jahr begegnet war, und atmete schwer.
    Aruula erkannte sie sofort. Sie musste die Mutter des Mannes sein, vielleicht auch seine Großmutter. Jetzt wusste sie auch, woher die Unruhe kam, die sie im Lager ergriffen hatte.
    »Was ist mit ihr? Ist sie krank?« Sie sprang auf, denn trotz der mitleidlosen Welt, in der sie aufgewachsen war, hatte sie sich ein Herz bewahrt. »Kann ich irgendetwas für sie tun?«
    »Ihre Zeit ist abgelaufen«, sagte der Mann. Die Frau, die Aruula das Handtuch gereicht hatte, nickte. »Sie ist hoch betagt; keins ihrer zwölf Kinder ist auf unnatürliche Weise gestorben.«
    Das war mehr als man sich wünschen konnte. Als die Frau Aruulas besorgten Blick sah, führte sie sie zum Zelt. »Möchtest du mit ihr sprechen?«
    Aruula nickte. Die Frau, die im Zelt neben der Alten kniete, machte Platz. Aruula rutschte auf den Knien hinein und hockte sich neben die Sterbende, die sie mit blauen Augen anschaute.
    »Sechzig Winter«, sagte die weißhaarige Schamanin. »Das ist mehr als ein Mensch erwarten kann.« Ihre Stimme zitterte ein wenig, aber sie schien bei klarem Verstand zu sein. »Was mich betrifft, Aruula, so werde ich die kommende Nacht nicht überstehen. Du jedoch wirst so alt werden wie kein Mensch vor dir…« Sie hustete. »Du wirst viele eisige Winter erleben, doch nur die wenigsten werden dich schrecken. Elisuu hat immer ein Auge auf dich.«
    »Du kennst mich noch?« Aruulas Augen wurden groß. Seit ihrer Begegnung war viel Zeit vergangen. Sie hatte sich in dieser Zeit körperlich so gut entwickelt, dass sie sich selbst kaum erkannte, wenn sie ihr Abbild auf einer Wasserfläche betrachtete.
    Die Schamanin hob eine Hand und streichelte Aruulas Wange. »Wie könnte ich ein Kind Wudans vergessen? Wo ich doch selbst eins bin.« Ihr zahnloser Mund lächelte leicht spöttisch. Dann wurde sie wieder ernst. »Wenn du die Hoffnung nie verlierst und niemals aufgibst…« Ihre Hand packte Aruulas Unterarm und drückte ihn. »Du könntest die Unsterblichkeit erringen.«
    »Was?!« Aruula wusste nicht, was sie von diesen Worten halten sollte. Sterbende sagten manchmal mysteriöse Dinge.
    Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte Wudans Auge Äußerungen getan, über die sie manchmal nachdachte, wenn sie nicht schlafen konnte: »Dein Schwert wird Tausende fressen…« Sie hatte geweissagt, irgendwann würde ein mächtiger, von Wudan gesandter Krieger zu ihr stoßen…
    Großes und Wundersames hat Wudan mit dir vor.
    Aruula war skeptisch. Auch Baloor, der Göttersprecher, prophezeite hin und wieder phantastische Dinge. Die guten Vorhersagen trafen selten ein. Die Schlechten waren in der Regel viel übler, als er behauptet hatte. Dass Wudan ihr einen mächtigen Krieger an die Seite stellte, empfand Aruula als eigenartig. Schließlich wurde sie ja schon von Elisuu beschützt.
    Wenn Wudan es für nötig hielt, ihr einen Begleiter zu schicken, war er kein guter Stratege: Wer zwei Beschützer brauchte, um dessen Unsterblichkeit war es nicht gut bestellt.
    Trotzdem ließ Aruula sich nichts von den Zweifeln anmerken, die sie beschlichen. Sie drückte der Schamanin die Hand und sprach ein paar tröstende Worte.
    Später, als sie wieder trocken war, hörte sie jemanden im Wald ihren Namen rufen. Die am Teich lagernde Gruppe schrak zusammen und griff zu den Waffen.
    »Keine Angst, es sind Freunde.« Aruula trat ins Freie und meldete sich. Kurz darauf tauchten Sorban und zwei Männer auf der Anhöhe auf und hielten nach ihr Ausschau.
    Als sie Aruulas Gastgeber erkannten, winkten sie freundlich und kamen
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