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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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Mischung aus Erstaunen und Unglauben.
    „Jeder hat mit sich selbst zu tun", wich sie aus. „Ohnehin müssen die meisten erst begreifen, daß die Bedrohung endgültig vorüber ist."
    „Wie viele?" beharrte Atlan.
    Gerines Kopfschütteln wirkte bitter.
    „Also hat sich nicht eines der galaktischen Völker bisher gemeldet?" Atlans zuckende Mundwinkel straften die Gleichgültigkeit, mit der er diese Feststellung traf, Lügen. Die Sturheit vieler Galaktiker tat ihm weh. Wenn es darum ging, Terraner zum Buhmann zu stempeln, waren Arkoniden und Aras, Springer, Blues und Antis sich schnell einig. Uralte Ressentiments wurden da wieder aufgewärmt, Vorurteile aus einer Zeit als die Neuen auf dem galaktischen Parkett mißtrauisch als unliebsame Konkurrenten beäugt worden waren.
    Wunden, die längst verheilt geglaubt waren, brachen wieder auf.
    „Die Haluter äußern die Hoffnung, das Galaktikum möge nach der Zeit der schweren Prüfung endgültig zur Einheit zusammenwachsen", erklärte Gerine.
    Ausgerechnet die Riesen von Halut zeigten Gefühle. Aber wo blieben alle anderen? Mit einem Dank von Arkon hatte Atlan ohnehin nicht gerechnet. Eher würden Imperator Bostich und seine Hintermänner sich die Zunge abbeißen, als ausgerechnet ihm zu einem Erfolg gratulieren.
    Doch Arkon war nicht die einzige Macht in der Milchstraße. Was war mit Cheborparnern und Unithern und Antis? Alle hatten unter der Invasion der Tolkander gelitten, hatten Schiffe und Besatzungen, teilweise auch bedeutende Welten verloren.
    Homer G. Adams erschien als Hologramm in der Zentrale der RICO; die eingeblendete Kennung verriet, daß er sich von Bord seines Moduls ROSTOCK meldete. Seine blaßgrauen Augen taxierten den Gefährten langer Jahrhunderte.
    „Warte nicht auf Wunder, Atlan", sagte er leise und sehr bedacht. „Undank ist der Welt Lohn."
    „Ich weiß. Das kenne ich noch von der Erde."
    Der Schatten eines amüsierten Lächelns umspielte Adams Mundwinkel. Aber er wirkte auch müde, ein alter Mann, dem seine Erfolge nie zu Kopf gestiegen waren und der nie aufhören würde, seine Macht für andere einzusetzen.
    „Du bist innerlich immer noch viel zu aufgewühlt, Atlan."
    „Quatsch ..."
    „Es ist so", beharrte Adams. „Weder Dao-Lin noch Myles, noch dukeiner von euch kann nach vierundzwanzig Stunden wieder zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts gewesen. Die Gefahr durch die Philosophen und Goedda war existentiell, psychisch aufarbeiten könnt ihr das nicht allein, indem jeder von euch die Einzelheiten aus seiner Sicht in die Syntroniken einspeichert."
    „Du hättest Seelenklempner werden sollen."
    Adams winkte ab.
    „Dao-Lin-H’ay läuft in ihrer Kabine auf und ab und führt Selbstgespräche. Ich fürchte, sie hat noch nicht genug, sie will vollständige Rache. Teks Schicksal macht ihr wieder zu schaffen, jetzt, nachdem die Anspannung von ihr abgefallen ist wie eine zweite Haut."
    „Tek wird medizinisch bestens versorgt."
    „Das weiß Dao-Lin", seufzte Adams. „Aber sie sehnt sich nach seiner Umarmung, nach dem Gefühl, endlich wieder mit ihm allein zu sein ..."
    Die rauhe Stimme eines Topsiders hallte durch die Zentrale. Die eintreffende Meldung war vom diensthabenden Funker spontan auf die Akustikfelder umgelegt worden.
    Das ist Ansgur-Egmo, identifizierte der Logiksektor die Stimme.
    Ansgur-Egmo war zur Zeit der starke Mann in der topsidischen Politik. Atlan hatte ihn kennengelernt, als das unheilvolle Wirken der Philosophen bereits erkennbar geworden war.
    „Ist wirklich alles vorbei?" fragte der Topsider. „Nicht nur in Tracham-Geich, sondern in allen Regionen unserer Heimatwelt normalisiert sich das Leben. Seit beinahe einem Tag hat keiner mehr freiwillig den Tod gesucht, ist der schreckliche Alpdruck in unseren Schädeln verschwunden. Kreise sind bedeutungslos geworden; wir stehen dem, was wir getan haben, verwirrt gegenüber. Trotzdem scheint es zu Ende zu sein.
    Weder Topsider noch Fremde im Orion-Delta-System verspüren den Drang zum Kritzeln."
    Er hob die Klaue. „Die Terraner - und wie es aussieht, auch Atlan - haben ihre Schuld beglichen."
    „Wie gnädig", seufzte Gerine. „Der Kerl überschlägt sich förmlich vor Euphorie."
    „Ansgur-Egmos Feststellungen werden über Relais im gesamten Orion-Arm verbreitet", kam die Meldung aus der Funkzentrale. „Der Tenor der Mehrzahl anderer Sendungen läßt ebenfalls Erleichterung erkennen."
    „Die Zeit heilt irgendwann auch die letzten Wunden, Atlan", sinnierte Adams.
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