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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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war wichtiger als irgendwelche dummen Mutmaßungen meines Extrasinns.
    „Die Ortungen zeigen keine Igelschiffe. Sie sind verschwunden."
    „Auch der Planet vor uns ist energetisch taub. Sämtliche Abbauarbeiten stehen still."
    „Sind die Daten gesichert?"
    „Die Bestätigung wird soeben vorgelegt, Atlan. Es gibt keinen Zweifel, die Invasoren haben sich aus diesem System zurückgezogen."
    „Was ist mit den anderen Positionen?" wollte ich wissen.
    Sevia schüttelte den Kopf. Gleichzeitig legte sie einen hereinkommenden Hyperfunkspruch auf die Akustikfelder um.
    Wir hörten die schrille, von Störungen verzerrte Stimme eines Blues. Teilweise glitt er in den Ultraschallbereich ab, doch die wenigen verständlichen Satzfetzen genügten, um erkennen zu lassen, daß die Flotte der Blues ebenfalls ins Leere gestoßen war.
    „Die Haluter melden, daß sie Tolk-8 ohne Feindberührung erreicht haben. Sämtliche Fabrikationsanlagen für Bourree wurden von den Tolkandern zerstört."
    Gerine begann zu lachen. Erst stieß sie nur ein paar glucksende Laute aus, dann platzte sie lauthals los.
    Aber ebenso unvermittelt hielt sie den Atem an und wischte sich mit dem Handrücken Tränen aus den Augenwinkeln.
    „Freude ist angesichts der ungezählten Opfer wohl fehl am Platz", stieß sie gepreßt hervor. „Es tut mir leid."
    In einer Geste eigener Ohnmacht schlug sie sich die Hände vors Gesicht und ließ sie langsam nach unten gleiten, bis ihre Fingerspitzen nur noch die Lippen berührten. Sie bebte innerlich, als sie sagte: „Wir hätten es ahnen müssen: Goeddas Vernichtung hat den Tolkandern den Lebensinhalt geraubt. Wofür sollen sie jetzt noch Bourree erzeugen? Alles deutet darauf hin, daß sie die Milchstraße verlassen haben." ‘ „Das Sterben hat ein Ende. Endlich!"
    Freust du dich nicht, Arkonidenhäuptling?
    Ich kann es nicht glauben, erwiderte ich in Gedanken. Beinahe dreihunderttausend Kriegsschiffe ziehen sich nicht sang- und klanglos zurück. Nicht, ohne verbrannte Erde zu hinterlassen.
    Haben sie das nicht schon zur Genüge getan? Willst du noch mehr Verwüstungen?
    „Syntron, die Gefechtsbereitschaft beenden!" kommandierte Gerine.
    „Befehl annullieren!" platzte ich heraus. Alles an mir war angespannte Erwartung, mit jeder Faser meines Körpers glaubte ich zu spüren, daß wir uns irrten. Dazu bedurfte es keineswegs des warnenden Impulses meines Logiksektors. Wir waren drauf und dran, den Tolkandern in die Falle zu gehen.
    Meine Stellvertreterin verstand nicht, weshalb ich ihr Kommando aufgehoben hatte. Das war ihr anzusehen. Sie sehnte sich wie wir alle nach Frieden, aber sie suchte diesen Frieden mit Scheuklappen ...
    Im Hauptholo erschien das von Störungen verzerrte Gesicht des LFT-Kommissars Cistolo Khan.
    Flammen loderten im Hintergrund, und aus den Akustikfeldern dröhnte Explosionsdonner. Dazwischen die Todesschreie von Menschen. Eine schaurige Kulisse.
    „... Uranus und Neptun wurden zerstört ... Die Wachforts können den Gegner nicht aufhal..." Das Bild verwehte, stabilisierte sich Sekunden später noch einmal flackernd. „... Terra unter schwerem Beschuß ... die Heimatflotte ist in unzählige Gefechte verwickelt ..."
    „Der Funkspruch kommt aus dem Solsystem über Hauptrelaisstationen", sagte jemand mit Grabesstimme.
    Eine eisige Hand griff unter meiner Brustplatte nach dem Herzen. Die Tolkander hatten sich nicht zurückgezogen. Vielmehr waren sie zum alles entscheidenden Schlag übergegangen, während das Ziel der galaktischen Flotten in maßloser Fehleinschätzung der Lage immer noch 47 Tucani hieß.
    Khans Blick ging mir durch und durch.
    „Luna bricht unter heftigem Beschuß auseinander. Das ... das ist das Ende."
    Mir wurde schwarz vor Augen.
    Erst mein eigener gequälter Aufschrei brachte mich wieder zur Besinnung. Ich zitterte wie Espenlaub, fror und schwitzte gleichzeitig, und der Schweiß brannte wie Feuer in meinen Augen. Oder waren es Tränen der Ohnmacht und des Entsetzens? Ich empfand keine Trauer in dem Moment, nur Haß und rasende Rachegelüste.
    Immer wieder drosch ich die Fäuste gegeneinander. Zu glauben, daß Luna nicht mehr existierte, daß womöglich in diesen Minuten auch die Erde starb, das fiel unendlich schwer.
    Propaganda! schoß es mir durch den Sinn. Die Invasoren versuchen, die Moral der Flotte zu untergraben.
    Aber Unsinn! Welchen Springer, Akonen oder Arkoniden interessierte denn wirklich, was aus der Erde wurde? In Zeiten wie diesen war jedes Volk sich selbst der
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