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1857 - Die Maske fÀllt

Titel: 1857 - Die Maske fÀllt
Autoren: Unbekannt
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sie ihre Aufgaben erfüllten, war es ihm gleichgültig. Er hatte Wichtigeres zu tun.
    Zwei Tage noch!
    Camock zitterte innerlich vor Freude bei dem Gedanken daran, was dann geschehen würde.
    Zwei Tage. Eine sehr lange Zeit.
    Wäre sie doch schon vorbei!
    Schon oft hatte er daran gedacht, wie es wohl sein würde, wenn er in den Tod ging, um Teil von Goedda zu werden. Stets waren seine Überlegungen in einen schönen Traum übergegangen, in dem alles licht und leicht war, in dem der Tod Erfüllung bedeutete, nicht das Ende des Lebens darstellte, sondern den Anfang für ein neues, anderes Leben, eine Geburt in Goedda und somit das Hinübergleiten in eine Existenz, die ausschließlich von Glück geprägt war.
    Konnte der Bund dieses Glück trüben?
    Eindeutig nein! dachte der Physander.
    Dennoch wollte er den Plan verwirklichen und eine Falle errichten, um den Störfaktor auszuschalten, bevor Azzamus abgeschlossen war.
    Es konnte nicht schaden, wenn er ein wenig vorsichtiger als erforderlich war.
    Goedda wird es mir danken!
    Seine Gedanken wurden abgelenkt, denn der Zentralcomputer meldete die Ankunft eines weiteren Gliederraumschiffs. Es dockte bereits an, und der Kommandant forderte den Einsatz eines Arbeitskommandos an.
    Camock beendete die Diskussion der anderen Physander.
    „Es gibt Arbeit", sagte er. „Ich kümmere mich um den Bund. Ihr nehmt das neue Material entgegen und führt es den vorgesehenen Bereichen zu."
    Sie gehorchten widerspruchslos, obwohl er im Rang nicht höher stand als sie. Durch seine disziplinierte Arbeit, seine Übersicht und sein Organisationstalent hatte er sich jedoch ihren Respekt erworben, so daß nur selten einmal ein Chaeroder eingreifen mußte, um die Arbeitsabläufe zu koordinieren: Allein Rustimor fügte sich nicht. Er blickte Camock an, und er hörte dessen Worte in sich nachhallen.
    Ich kümmere mich um den Bund!
    Noch nicht ein einziges Mal in seinem Leben hatte er eine derartige Formulierung aus dem Mund eines Physanders gehört Ich, hatte Camock gesagt. Nicht wir.
    Waren Physander nicht Gemeinwesen? Waren sie nicht wie die Zellen eines organischen Körpers, eine ebenso bedeutend oder unbedeutend wie die andere? Wie konnte Camock sein eigenes Ich in den Vordergrund stellen? Wieso hob er sich anderen gegenüber heraus?
    So etwas hatte ein Physander noch nie getan!
    Rustimor war zutiefst verunsichert, und er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Durfte er Camock noch vertrauen?
    Azzamus lief. Wurde der Erste Evolutionssprung womöglich durch Camock gefährdet?
     
    *
     
    Myles koppelte das Ventil an den SERUN der Kartanin und öffnete es. Leise zischend strömte Sauerstoff in den Schutzanzug.
    „Es klappt", freute sich der Wissenschaftler.
    „Bei dir habe ich nichts anderes erwartet", versetzte sie mit einem freundlichen Lächeln. Sie hustete kurz.
    „Ich war weniger zuversichtlich als du", gab er zu. „Die ganze Geschichte war reichlich schwierig."
    Mit einem gedämpften Krachen platzte das Ventil ab, und Sauerstoff entwich dem SERUN.
    Erschrocken versuchte Dao-Lin-H’ay das kostbare Gas mit einer Notschaltung zu retten, doch es gelang ihr nicht. Verzweifelt drückte sie ihre Hand gegen die Öffnung, um die entweichende Luft aufzuhalten.
    Myles kam ihr zu Hilfe. Mit dem ihm eigenen Geschick nahm er das Ventil vom Boden auf und fügte es wieder in den SERUN ein: Aus eigenen Beständen führte er einen geeigneten Klebstoff hinzu.
    „Verlierst du noch Luft?" fragte Atlan.
    Endlich schloß sich das Ventil am SERUN.
    „Nein. Jetzt nicht mehr", antwortete sie atemlos.
    Ihre Stimme bebte und spiegelte auf diese Weise den überstandenen Schrecken wider. Die Kartanin wußte sehr wohl, daß nur das entschlossene Eingreifen des Wissenschaftlers sie gerettet hatte. Es war um Sekunden gegangen. Bereits geringes Zögern hätte den Tod für sie bedeuten können.
    „Mein Anzug hat sich gewehrt", sagte Dao-Lin. „Der Pikosyn wollte den Sauerstoff nicht."
    Der Arkonide lächelte zweifelnd.
    „Tatsächlich? Und was sagt er dazu?"
    „Gar nichts."
    „Du machst Witze!" vermutete Myles Kantor.
    „Nein", erwiderte sie. „Ich habe ihn mehrfach angesprochen, aber er antwortet nicht."
    Die Kartanin war verwirrt. Bisher war es noch nicht vorgekommen, daß der Pikosyn den Gehorsam verweigert hatte. Die Mikrosyntronik galt als außerordentlich zuverlässig. Doch Atlan und Myles Kantor hatten nicht vergessen, was kurz zuvor geschehen war. Eigentlich hätte es schon vorher keine Probleme
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