Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1855 - Vorstoss in die Traumblase

Titel: 1855 - Vorstoss in die Traumblase
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
aufpaßten, würde es ihnen auch mit dem Bauwerk so ergehen.
    Jeden Augenblick rechnete er damit, daß ihm eines dieser Wesen mit dem flachen und breiten Rumpf den Weg vertreten würde. Aus den Schultern ragten zwei röhrenförmige Arme und aus dem unteren Ende des Plattkörpers zwei Röhrenbeine, ohne daß an den Extremitäten irgendwelche Gelenke zu erkennen waren" Entsprechend bewegte es sich unter Schwerkraftverhältnissen wie auf Stelzen. Der Kopf saß ohne Hals auf dem Rumpf und sah aus wie ein Zylinder mit abgeflachtem Seiten- und Oberteil. Auf allen vier Seiten des Kopfes befand sich eine Organleiste: ein weißes Auge mit dickem Lid, eine fingerartige Nase mit vielen Löchern am oberen Ende und ein runder Mund. Die drei Sinnesorgane lagen in einer Reihe untereinander. Der ganze Körper schimmerte grün und glänzte, als sei er von einer Plastikhaut überzogen.
    In der Traumblase kam ein Philosoph vermutlich selten allein. Und wenn diese Wesen die Fähigkeit besaßen, ihre Körper ins Überdimensionale zu vergrößern, bedeutete das noch lange nicht, daß dies ständig der Fall war.
    Irgendwo mußten sich die Philosophen aufhalten - besser das, was von ihnen in der Traumblase existierte. Und falls sich zwischen den Strängen und in den Ellipsoiden keine Spuren von ihnen fanden, dann im Innern der Kardia oder draußen, wo das silbrige Leuchten war.
    Ein Wärmeabdruck, ein Schemen, ein Ungeheuer - irgendwo mußte es etwas geben, was sich messen ließ.
    Daß der Weg zu Goedda über die Philosophen führte, davon war Myles überzeugt. Erst wenn sie dieses Hindernis überwunden hatten, konnten sie darauf hoffen, an das eigentliche Ziel ihrer Expedition zu gelangen.
    Es sei denn ...
    Ein schrecklicher Gedanke befiel ihn, gefolgt von nagenden Zweifeln. Sie überlagerten seinen Glauben an die Logik seiner bisherigen Gedanken.
    „Piko, berechne mir die Wahrscheinlichkeit, daß es sich bei diesem Bauwerk um eine Illusion oder Fiktion handelt."
    „Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe Null", lautete die Antwort. „Es ist alles Realität."
    Und dennoch - der Wissenschaftler zweifelte weiter. Je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher manifestierte sich eine Befürchtung in seinen Gedanken.
    „Eine Falle",, flüsterte er. „Was ist, wenn wir uns gar nicht in der Traumblase befinden, sondern in einem Hinterhalt? Wenn Goedda uns dieses Gebilde zugänglich macht, um ihre wenigen Verfolger kaltzustellen?"
    Der Pikosyn überging die Frage, und Myles erwartete auch nicht wirklich eine Antwort darauf. Dafür meldete sich der Allrounder.
    „Es ist alles in Ordnung. Du kannst kommen."
    Myles parkte die Plattform, verließ sie und steuerte auf eine der Lücken zwischen den Strängen und Würfeln zu. Er mußte die Arme ausstrecken und die Bündel auseinanderdrücken. Die glatte Oberfläche des Materials half ihm, problemlos hinüber in den nächsten Zwischenraum zu rutschen. Er umfaßte ein paar der dünneren Stränge, durch deren Inneres gerade mal ein terranisches Feldmäuschen gepaßt hätte. Die sensiblen Tastsensoren der Handschuhe übertrugen keine Vibrationen, und es existierte keine Oberflächenspannung. In den Röhren floß nichts.
    Und noch immer zeigten die hochempfindlichen Sensoren des SERUNS keine Energieemissionen innerhalb des Ellipsoids an. Die Anlage war außer Betrieb. Sie war „tot".
    „Die Lücken sind systematisch angeordnet", fuhr der Allrounder fort. „Es gibt keine Sackgassen. Von jedem Hohlraum führt ein Weg zum nächsten."
    „Versuch auf jeden Fall, bis zum Zentrum vorzudringen."
    Der Roboter bestätigte, und auch Myles setzte seinen Weg fort. Der Medorobot folgte ihm lautlos.
    Draußen blieb alles ruhig.
    Der Terraner verzichtete darauf, an den gebündelten Röhren neue Nährstoffproben zu nehmen und sie mit denen von „draußen" zu vergleichen. Solange er nichts über das Sicherheitssystem des Ellipsoids wußte, wäre es töricht gewesen und hätte ihren Vorstoß in das Bauwerk und damit ins Reich Goeddas in Frage gestellt.
    Der Allrounder teilte mit, daß er im Zentrum des Ellipsoids angekommen war. Seine Optiksysteme übertrugen Aufnahmen von einem Gebilde, das einem antiken, christlichen Flügelaltar ähnelte. Mehrere Dutzend Spindeln und Spulen rahmten es ein, die Myles an die tibetischen Gebetsmühlen Sato Ambushs erinnerten. Alles schimmerte graublau bis grauschwarz.
    „Auch hier gibt es keine energetischen Aktivitäten", erläuterte der Modula. „Soll ich mit der Untersuchung des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher