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1850 - Traumtod

Titel: 1850 - Traumtod
Autoren: Unbekannt
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genügt mir nicht. Und leg das Vibratormesser weg, das macht mich nervös."
    „Aber ich muß mich doch schützen."
    „Im Haus bist du sicher. Komm schon, ja, so ist es brav. Und jetzt heraus mit der Sprache! Wie war das mit der Stromfalle?"
    „Es ist ein Geheimnis. Ich habe versprochen, nichts zu verraten."
    „Vor mir brauchst du doch keine Geheimnisse zu haben, Kleines. Ich bin deine Mutter. Deine Vertraute.
    Wir wollen doch Hand in Hand zu Goedda gehen ..."
    „Daraus wird nichts!"
    „Gien! Wie bist du ins Haus gekommen?"
    „Dein guter Nachbar Glen kennt ein Hintertürchen. Ich geh hier ein und aus, wie ich will. So war es auch an jenem Abend, als ich Kim behilflich war, den Kretin von einem Vater vorab zu Goedda zu schicken."
    „Du? Kim, sag, daß das nicht wahr ist!"
    „Mami, wie hätte ich alleine..."
    „Ja, ich, Tara, mein Schatz. Und jetzt bin ich gekommen, um nachzuholen, was ich an dir versäumt habe. Ich sehe jetzt alles klar und deutlich. Goedda hat mich auserwählt, ihr verlängerter Arm zu sein. Ich hole alle zu ihr, die zu feige sind ... Argh! ... Kim, was ... Die Vibratorklinge weg ... nicht ..."
    Das war ein Schock, als Glen Browse plötzlich mit dieser langen motorischen Heckenschere im Zimmer stand. Vom vielen Töten blutüberspritzt. Ein irres Flackern in den Augen.
    Ich habe mir die Aufnahmen noch mal angesehen und erst dabei bemerkt, wie Kim verstohlen nach dem Vibratormesser gegriffen und es dann dem Irren in den Rücken gestoßen hat. Immer wieder. Ging rein wie in Butter. Vibratorklingen haben den Vorteil, daß man sie ohne Kraftaufwand gebrauchen kann.
    „Meine liebe Kim, mein Schatz, ich liebe dich. Wenn ich dazu fähig bin, einen Menschen annähernd so zu lieben wie Goedda, dann bist du es."
    „O Mami!"
    Meine Kleine weinte. Ich ermunterte sie darin, ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Während ganz Terra unter den marodierenden Banden religiöser Fanatiker im Chaos versinkt, stehen wir zwei wie Felsen der Einigkeit in der Brandung.
    Ich habe es leider versäumt, den Aufruf der Ersten Terranerin an die Bevölkerung aufzuzeichnen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Paola Daschmagan hat die Terraner dazu aufgerufen, jede Gelegenheit zu nutzen, um Goedda Seelen zuzuführen. Ich fürchte, auch sie hat den Verstand verloren. Sie fiel während der Ansprache durch die Hand von Cistolo Khan.
    Der LFT-Kommissar sagte dazu so etwas in der Art wie, daß es nur recht und billig sei, dem Prediger zukommen zu lassen, was er anderen predige. Das war der Inhalt, nur drückte er es wesentlich wirrer aus.
    Auch was er dann über Goedda und den Lauf der Welt und einen Geistespool, in dem alle Menschen eingehen würden, sagte, war widersprüchlich und unverständlich. Ich hätte es aufzeichnen sollen.
    Cistolo Khan versuchte, die Menschheit auf wirre Weise zu besänftigen. Er versicherte allen Jüngern der Lehren des Philosophen, daß sie nichts zu befürchten hätten. Es gäbe keine Regierungsgewalt, die sie auf ihrem Wege zu einem höheren Sein aufhalten könne.
    „Ich, Cistolo Khan, bin die Regierung", brabbelte er. „NATHAN ist nur ein Kinderschreck. Die ach so mächtige Mondsyntronik ist handlungsunfähig. Nur ich habe Verfügungsgewalt über NATHAN, und ich werde den Teufel tun, die Mondsyntronik über die Terraner verfügen zu lassen ..."
    Ich habe diese Rede in eine halbwegs verständliche Sprache übersetzt. Es war nicht zum Anhören, und ich schaltete den Empfänger ab. Als ich ihn später wieder einschaltete, war von LFT-Kommissar Cistolo Khan nichts mehr zu sehen und zu hören. Möge Goedda ihn geholt haben.
    Inzwischen sind drei Tage seit dem fünften Flimmern vergangen. Da die Flimmerphänomene bisher stets in immer kürzeren Abständen auftraten, kann es nicht mehr lange bis zum letzten Flimmern dauern.
    Kim und ich sind bereit. Wir haben uns hübsch gemacht und uns in die Ehebetten gelegt. Wir halten einander an den Händen, so, wie wir es vereinbart haben: Wir werden Hand in Hand zu Goedda gehen!
    Ich lasse die Kamera laufen. Ich schicke Kim mit gespitzten Lippen ein Küßchen. Sie drückt meine Hand.
    „Mami, Mami, spürst du es auch?"
    „Was?"
    „Das leise Kribbeln, wie vor jedem Flimmern ..."
    Die automatische Zeit zeigte 21:33 Uhr an, am 25. September 1289 NGZ.
    Atlan: 25. Juni 1289 NGZ 11.
    Atlan sah es, wie Tara und Kim vom Flimmern erfaßt wurden. Ihre Körper wurden wie unter Stromstößen gebeutelt, als wolle jemand das Leben aus ihnen schütteln. Das Leben
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