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1850 - Traumtod

Titel: 1850 - Traumtod
Autoren: Unbekannt
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wich aus ihnen, und zurück blieben zwei leblose Menschenhüllen.
    Die Frau und das Mädchen hielten einander auch im Tode an den Händen. Sie wirkten so friedlich, als würden sie bloß schlafen. Ihre Gesichter hatten den Ausdruck leiser Verzückung, wie in einem süßen Traum.
    Und was mit Tara und Kim passierte, passierte milliardenfach auf ganz Terra. Und es passierte noch einmal milliardenfach auf allen 52 Planeten der Philosophen.
    Und auf unzähligen Planeten, Planetoiden, Raumstationen und Raumschiffen in einer weiten Zone der Milchstraße mit einer Ausdehnung von bis zu 10.000 Lichtjahren.
    Atlan konnte nun verstehen, warum Mila und Nadja einen Weinkrampf bekommen hatten, als sie zum erstenmal einen Blick in die Zukunftsschau des Philosophen getan hatten, von der der Arkonide beim erstenmal ausgeschlossen gewesen war. Ihm erging es nun, als er die Szenen erlebte, ähnlich wie den Zwillingsschwestern. Ihm war zum Heulen zumute.
    Es half ihm nichts, daß er sich sagte, dies sei alles nur Vision gewesen. Das sei alles noch nicht geschehen. Der Philosoph hatte diese Bilder bloß in seiner Gedankenwelt erschaffen - er hatte aufgezeigt, wie es kommen würde.
    Es milderte den Schock keinesfalls, daß sich Atlan sagte, die Erlebnisse des Norman Erengast entstammten bloß einer möglichen Zukunft, wie der Philosoph sie sich vorstellte. Daß Halut und die Hundertsonnenwelt noch lange nicht vernichtet waren, daß es längst noch nicht soweit war, daß die Tolkander in M13 ihre Brutwelten einrichteten.
    Es hatte auch keine beruhigende Wirkung, als sich der Extrasinn des Arkoniden meldete und ihm erklärte: Atlan, dies alles ist nicht Wirklichkeit. Der Philosoph hat dir bloß aufgezeigt, wie es sein könnte, wie er die Zukunft gestalten würde, wenn man ihn nach Gutdünken walten und schalten ließe. Es war alles nur eine Vision, die in der Gegenwart keinerlei Entsprechung hat. Nichts von dem, was du gesehen hast, ist unabänderlich. Es bleibt noch reichlich Zeit, die Weichen für die Zukunft anders zu stellen. Es hat noch kein einziges Mal geflimmert.
    Die Logik seines Extrasinns machte auf Atlan keinen Eindruck, weil er wußte, daß es kein Mittel gab, dem Philosophen Einhalt zu gebieten.
    Das Sterben auf Terra und in der einige tausend Lichtjahre durchmessenden Region war noch nicht geschehen, gut und schön. Aber es würde alles genau so kommen, wie es der Philosoph mit diesen Visionen prophezeit hatte.
    Der Philosoph war ein solch übermächtiges Wesen, daß er es sich erlauben konnte, dieses grausame Spiel mit Atlan, Mila und Nadja zu treiben.
    Als die Zwillingsschwestern die Sphäre erschufen und darin die Bilder wie auf einer Leinwand projizierten, so daß auch Atlan daran teilhaben konnte, wurde dem Arkoniden auf einmal klar, daß dies mit dem Einverständnis des Philosophen geschah.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich dieses Wesen gegen eine Annäherung nämlich gewehrt. Mila und Nadja war es nicht einmal möglich gewesen, sein Aussehen zu erkennen.
    Aber irgendwann mußte der Philosoph erkannt haben, daß ihm von seinen Verfolgern keine Gefahr drohte. Denn auf einmal gewährte er Mila und Nadja Einblick in seine geheimsten Gedanken und Pläne.
    Atlan war sich ganz sicher, daß der Philosoph dies forcierte. Er wollte ihnen zeigen, was kommen würde. Er hatte keine Geheimnisse vor ihnen, denn sie konnten ihm nicht schaden.
    Endgültige Gewißheit darüber, daß er bloß mit ihnen spielte, gewann Atlan, als der Philosoph sich ihnen zu erkennen gab. Er zeigte sich ihnen zum erstenmal in seiner wahren Gestalt.
    Der Philosoph war ein Wesen von relativ geringer Größe, kaum über zwei Meter. Er hatte eine grüne Haut wie aus Plastik. Der Rumpf war flach und breit. Aus den Schultern ragten zwei röhrenförmige Arme, aus dem unteren Ende zwei Beine, ebenfalls rund wie Röhren. Die Extremitäten waren wie bei einem Humanoiden angeordnet, aber es waren keine Gelenke zu erkennen, weder Knie- noch Ellenbogengelenke. Entsprechend unbeholfen wirkten die Bewegungen dieses Wesens, es bewegte sich wie auf Stelzen.
    Der Kopf saß halslos auf dem Rumpf und war zylinderförmig, oben und auch an den Seiten etwas abgeflacht. Auf allen vier Seiten des Kopfes befand sich je eine Organleiste: Ein weißes Auge mit dickem Lid, eine fingerartige Nase mit vielen Löchern am oberen Ende und ein runder Mund waren jeweils übereinander angeordnet.
    Der Mund bewegte sich, so als spreche der Philosoph zu ihnen. Aber es war kein Laut zu hören.
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