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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht
Autoren: Michael M. Thurner
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verzweifelte Hilferufe.
    Aruula entschied sich rasch. Ich komme!, sandte sie eine Antwort an die drei Stimmen, die sich in ihrem Kopf tummelten. Mit weiten Schritten machte sie sich auf den Weg.
    Es ging in Richtung des hinteren Tors, das sie bereits gemeinsam mit Aluur besichtigt hatte.
    Es waren nicht nur Neugierde oder Nächstenliebe, die sie so spontan entscheiden ließen, nein! Sie spürte das Angebot, das in den Gedanken der drei Hüter unterschwellig mitschwang.
    Wenn sie diesen Wesen half, würde sich im selben Atemzug das »Problem« mit Moogan in Luft auflösen.
    Auch die Wachen am hinteren Tor waren nicht mehr auf ihren Posten. Sie befanden sich wohl wie alle Tooner auf dem Dorfplatz, im Kampf gegen die Händler.
    Das schmiedeeiserne Tor besaß ein einfaches Riegelschloss, das sich mit Hilfe der Schwertklinge aufhebeln ließ.
    Quietschend schwang es auf, erlaubte die Sicht auf eine Landschaft, die so unglaublich schien, dass es Aruula den Atem raubte.
    Im Schein des untergehenden Mondes blickte sie auf Getreidefelder, so weit das Auge reichte. Fette lange Halme beugten sich sanft im Wind und flüsterten leise. Weiter vorne erblickte sie Obst- und Gemüsegärten mit prächtig gedeihenden Früchten. Die Felssteine, die links und rechts des Palisadentors standen, wirkten wie ewige Wächter. Zur Seite hin wuchsen sie zu einer Kette übermannshoch angeordneter Gesteinsbrocken an, die möglicherweise das gesamte Areal umrahmten.
    Dies ist wahrer Reichtum!, sagte sich Aruula. Mit all dieser Nahrung erreicht man mehr als mit der kräftigsten und ausdauerndsten Schwerthand. Allmählich verstand die Barbarin, warum die Tooner ihr den Zutritt in dieses Paradies verweigert hatten. Wer zeigte in diesen Zeiten schon gerne seinen Wohlstand?
    Zögernd marschierte sie den schmalen Weg entlang, der die Felder durchschnitt. Trotz aller Unruhe, die sie in sich spürte, nahm sie sich Zeit, ließ ihre Hände über die Halme streifen und pflückte mehrere dunkle Beerenfrüchte von einem dornenbewehrten Strauch. Sie schmeckten herrlich.
    Das Gefühl der Zufriedenheit währte nicht lange.
    Warum, so fragte sie sich, schuf Moogan auf der einen Seite etwas so Großartiges, während er andererseits von negativen Emotionen und Schmerzen zehrte? Je mehr sie über die Geschehnisse hier nachdachte, desto unerklärlicher erschienen sie ihr.
    Ein rötlicher Lichtschimmer deutete darauf hin, dass die Sonne bald aufgehen würde. Der Wind frischte auf, brachte leichten Frost und Nebel mit sich. Die Erde duftete frisch und kräftig, erste Insekten erhoben sich und brummten ungeduldig um noch ungeöffnete Blumenkelche.
    In der Ferne, gerade noch erkennbar, stieg das Land leicht an. Der Kreis der begrenzenden Felsen schloss sich ringsum.
    Hatten die übermannsgroßen Steine bislang den Eindruck gemacht, mühsam in einen Abwehrwall eingefügt worden zu sein, so entstammten die Gesteinsbrocken weit voraus zweifelsfrei einer natürlichen Anordnung.
    Der Wind nahm zu.
    Die Luftböen trugen geheimnisvolles Singen und Wehklagen heran. Aruula schloss die Felljacke. Ihr fröstelte.
    ***
    Die Anhöhe war bestenfalls hundert Meter hoch und schien keine Herausforderung an die geübte Bergwanderin zu sein.
    Dennoch fiel es Aruula schwer, den richtigen Einstieg in das Steinlabyrinth zu finden. Immer wieder geriet sie in eine Sackgasse und musste umdrehen. Die glatten Wände der dicht stehenden Felsen ließen sich nicht überwinden.
    Eidechsen krochen aus Felslöchern und setzten sich in die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Nach wie vor pfiff der Wind über sie hinweg und beugte einzeln stehende Heidegewächse zu Boden. Mit dem Wasser einer Pfütze, die sich in der Vertiefung eines Steins gebildet hatte, wusch sich Aruula die Müdigkeit aus den Augen und reinigte danach ihre Kratzwunden.
    Es war unheimlich hier. Jedes Geräusch, das sie verursachte, prallte vielfältig von den Felsen zurück und erzeugte ungewohnte Effekte.
    Auf der Suche nach dem Einstieg konnte sie nichts anderes tun, als einen Weg nach dem anderen auszuprobieren. Trotz ihrer Erfahrung fand sie auf dem steinigen Untergrund keinerlei Spuren oder Hinweise. Das Land rings um sie schien bis in alle Ewigkeit eingefroren zu sein. Selbst die Eidechsen bewegten sich nicht mehr, ließen sich durch ihre Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen.
    Ein schmaler, kaum mannsbreiter Spalt war ihr nächstes Ziel. Dahinter wurde es dunkel; ein von oben heruntergefallener Felsbrocken stülpte sich als
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