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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht
Autoren: Michael M. Thurner
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Leib. Sie bildeten nach wie vor einen Kreis, in dessen Mitte Aruula gegen ihren monströsen Gegner kämpfen musste.
    Ohne den Blick vom Gangooroo zu lassen, tastete sie hinter sich. Hier irgendwo musste der getötete Anangu liegen. Es war jener, der ihr Schwert getragen hatte.
    Da! Die Barbarin fühlte die Schneide, unter schmutzigem Tuch verborgen. Sie musste bloß ein wenig höher greifen, bis sie das Heft…
    Das Gangooroo sprang mit einem mächtigen Satz auf sie zu, diesmal mit dem spitzen Kopf und den kleineren Vorderläufen voran.
    In einer Drehbewegung, die Aruula beinahe die Arme auskugelte, umfasste sie ihr Schwert und zog es mit aller Kraft von links nach rechts. Der Hieb trennte dem Vieh beide Greifhände ab. Das Gangooroo überschlug sich im Sprung, landete mit dem vollen Körpergewicht auf seinem Oberkörper, rappelte sich schrill schreiend wieder hoch. Ein Blutstrahl ergoss sich über Aruula, während ihr Gegner über die Köpfe der Anangu hinweg springend das Weite suchte.
    Mühsam kam Aruula hoch. Rasch verschaffte sie sich einen Überblick. Mittlerweile waren sie und ihre Begleiter von drei Dutzend der Tiere eingekreist. Ein Anangu stürzte soeben zu Boden; er wurde von mehreren Gangooroos fortgeschleppt.
    Kein Schnaufen, kein Schrei des Schmerzes, kein Wort kam dem Todgeweihten über die Lippen, während er hinter der nächstgelegenen Erhebung verschwand. Knurren und schmatzende Geräusche übertönten für mehrere Minuten den Kampfeslärm.
    Aruula fügte sich in den kleiner gewordenen Kreis der Kämpfer ein. Zwei, drei erstaunte Blicke trafen sie, dann widmeten sich die Anangu wiederum konzentriert der Abwehr.
    Die Gangooroos zeigten Intelligenz. Sie gingen bei weitem nicht mehr so blindwütig vor wie zu Beginn des Kampfes. Sie konzentrierten sich vielmehr auf ein oder zwei ihrer Gegner und versuchten sie von der Gruppe zu separieren.
    Immer wieder gelang es den Anangu, die Trennung zu verhindern. Geschickt arbeiteten sie mit ihren Speeren, stachen blitzschnell ins weiche Bauchfleisch oder ins Gesicht der Angreifer. Aber wenn kein Wunder geschah, so befürchtete Aruula, würden irgendwann ihrer aller Kräfte erlahmen.
    Keuchend schlug sie mit dem blutigen Schwert zu, trennte eine Fellpfote am untersten Gelenk ab. Ein Anangu sprang hinzu. Er versetzte dem Tier den Todesstoß, zog seinen Speer aus dem verendenden Gangooroo und begab sich zurück in den Kreis. Ein Gegner weniger…
    Die Sonne ging allmählich unter, die Kampfeswut der Tiere nahm zu. Es schien Aruula, als wollten sie ihre Arbeit noch vor Einsetzen der Dunkelheit erledigen. Fürchteten sie sich etwa vor der Schwärze des Sternenhimmels? War es das, was die Anangu standhaft hielt?
    Sie hieben und stachen zu, verloren einen weiteren Mann, während das Gestirn den Horizont berührte. Rotfarben sank die Sonne tiefer und tiefer, tauchte das weite, flache Land in ein seltsames Licht.
    Schrill quiekend schoben die Gangooroos ihre viel zu kurzen Vorderläufe über die Schnauzen, bedeckten die roten Augen damit.
    Tatsächlich! Sie fürchteten die Dämmerung!
    Aruula wagte einen Ausfall, hieb mit letzter Kraft wild um sich. Zwei, dann drei der Tiere fielen unter den weiten Schwüngen. Irritiert wandten sich die Gangooroos ab, schwankend, als wüssten sie sich nicht zu entscheiden, ob sie dem Kampf ein Ende bereiten oder lieber doch ihr Heil in der Flucht suchen sollten.
    Ein weiteres Gangooroo starb. Nun trauten sich auch die Anangu aus ihrer sicheren Deckung. Der Kampf kippte, die Pattsituation war überwunden. Die Barbarin brüllte ihren Zorn und ihren Angst hinaus, holte das letzte Quäntchen Kraft aus ihrem ausgelaugten Körper.
    Irgendwann endete alles. Ihre matten Hiebe pfiffen durch die Luft, fanden keine Gegner mehr. Hinter und neben ihr lagen die Kadaver der Tiere. Einige Überlebende hatten das Weite gesucht. Sie schickten schmerzerfüllte Rufe aus, die wohl das Schicksal ihrer Artgenossen beklagen sollten.
    Aruula ließ sich fallen. Arme und Lungen schmerzten wie selten zuvor, ihre Beine versagten den Dienst.
    Heftig keuchend blickte sie hinauf in den Himmel.
    Ungewohnte Sternenbilder leuchteten in der Dunkelheit. Die Götter, so wusste Aruula, hatten in diesem sonderbaren Land den Lauf der Sonne verändert. Sie verstand nicht warum, aber das Gestirn wanderte entgegen jenes Verlaufs, den sie aus ihrer Heimat und Euree kannte. Auch die blinkenden Sterne, jene seltsamen und schwer zu deutenden Botschaften fremder Mächte, erforderten
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