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1835 - Kontakt mit einem Killer

Titel: 1835 - Kontakt mit einem Killer
Autoren: Unbekannt
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sein, im gesamten Untergrund, an den Blättern haftend, manchmal sogar in der Atemluft, wenn das Moos einen Zerstäuber besaß.
    Das Botenliquid versetzte ein jedes Nervensystem in den Zustand der Funktionsunfähigkeit. Sobald es in den Körper eingedrungen war, nahm es seine Arbeit auf und bewirkte binnen Sekunden die Vorstufe zum Tod.
    Fen-Qast hatte gerade rechtzeitig erkannt, was da drohte, woher dieses seltsame Gefühl eigentlich rührte. Er hatte an die Jemmgen, seine körpereigenen Drüsen, den instinktiven Befehl erteilt, ein Gegengift zu produzieren.
    Im mikrobiologischen Wettlauf um Leben oder Tod hatte diesmal der Tasch-Ter-Man gesiegt. Das Kriechmoos mußte die Konsequenzen tragen.
    Es besaß keine Beine, keinen irgendwie gearteten Fortbewegungsmechanismus. Lediglich die Strömungen im Untergrund trugen es von einem Ort zum anderen. Das bedeutete, es konnte nicht mehr entkommen.
    Alle Fäden einzeln zu vernichten brachte wenig ein. Soweit Fen-Qast wußte, besaßen Kriechmoose ein dezentrales Nervensystem, das man auf mechanischem Weg niemals völlig zerstören konnte.
    Statt dessen produzierten seine Jemmgen einen Stoff, der dem Botenliquid täuschend ähnlich sah. Das Kriechmoos hatte keine Chance, die beiden Substanzen auseinanderzuhalten.
    In seinem Mund sammelte Fen-Qast Flüssigkeit. Die Jemmgen ejakulierten das Gift, mischten es mit dem Speichel. Fen-Qast spuckte die Substanz in kleinen Tropfen über das Moos.
    Seine Augen registrierten eine braune Verfärbung, die sämtliche Fäden des Lebewesens erfaßte. Das Kriechmoos starb in wenigen Sekunden.
    Er spürte, wie die Kraft in seine Glieder zurückkehrte.
    Für Fen-Qast kam es jetzt darauf an, so schnell wie möglich in die Gemeinschaft eines Tasch zu gelangen. Das war nicht so einfach, weil seine eigene Gruppe mittlerweile einige Kilometer zurückgelegt hatte.
    Er kannte nicht einmal die Richtung, die sie eingeschlagen hatten.
    Und was, wenn er ein fremdes Tasch aufstöberte? Die Lösung hatte große Nachteile - er mußte dann in der sozialen Skala ganz oben anfangen, die anderen würden jede nur mögliche Entscheidung ihm aufdrängen.
    Für den einsamen Tasch-Ter-Man war das ein Rechenexempel: Wenn er die Entscheidungen für sich selbst traf, war sein Vorrat an Kasch-Phech in wenigen Jahren am Ende angelangt.
    Wenn er jedoch für eine ganze Gruppe entschied, dann ging der Vorrat in geometrischer Geschwindigkeit zu Ende. Alles hing davon ab, ob er den sozialen Abstieg schnell genug bewerkstelligte. Der Entscheidungskrieg am Anfang verbrauchte unter Umständen mehr Kasch-Phech-Hormone, als er mit dem Abstieg in späteren Jahren sparen konnte.
    Als Individuum war er an den Erfolg gewöhnt. Er wollte keinesfalls auf seine verdiente Lebensspanne verzichten müssen.
    Fen-Qast hatte mehrfach von einem Ausweg reden gehört, von einer letzten Möglichkeit für solche Fälle. Ein TaschTer-Man der den beschwerlichen Weg des sozialen Abstiegs nicht mehr gehen wollte, der konnte zum Raumhafen wandern.
    Eine technische Zivilisation hatten die Tasch-Ter-Man nicht entwickelt. Bei ihnen beruhte alles auf biologischen Botenstoffen. Fen-Qast mußte deshalb Tasch-Term verlassen und sein Schicksal in fremde Hände legen. Dort wurde ihm nichts abverlangt als absolute Anpassung, Umgang mit Technik, oftmals schwere Arbeit; also Dinge, die ihn nicht weiter kümmerten.
    Am Raumhafen lebten die zerbrechlichen Gottheiten. Sie waren es, die das Tor zum Weltraum für einen Tasch-TerMan öffnen konnten. Die Gottheiten, so hieß es, seien jederzeit bereit, Entscheidungen zu treffen.
    Zweihundert Kilometer bis zum Raumhafen waren viel, für einen gesunden Tasch-Ter-Man jedoch zu bewältigen.
    Fen-Qast entschied, daß er die Wanderung auf sich nehmen wollte. Es war eine schwere Entscheidung.
    Sie kam ihn teuer zu stehen.
    Mit dem hereinbrechenden Abend wandte sich Fen-Qast nach Süden.
     
    *
     
    Für die Nahrungssuche war es kein geeignetes Gebiet. Beutetiere auf normalem Weg zu erwischen, das erwies sich als Ding der Unmöglichkeit, weil der Untergrund einem Schwergewicht wie ihm nur wenig Halt bot.
    Er wurde immer hungriger, gerade nach der überstandenen Attacke.
    Ein charakteristischer Geruch erreichte bald seine Nase, für den Tasch-Ter-Man ein großes Glück.
    Zwischen aufwärtsstrebenden Stechgewächsen witterte er eine Mahlzeit. Zwischen den Stechgewächsen lebten Sumpfkrebse, die Anzeichen deuteten auf eine mittelgroße Kolonie hin.
    Fen-Qast vermochte sie nicht zu
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