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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler
Autoren: Unbekannt
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für einen Eloundar keinen Grund, dieses Gesetz zu durchbrechen. Ein Eloundar hatte keinerlei Bedürfnisse, die ihn dazu treiben konnten, sich dagegen aufzulehnen, den Gang auf den letzten Weg anzutreten.
    Dazu war Gan-Bu-Ren stets gestanden; es war ein ererbtes Gebot, tief in ihm verankert.
    Und nun sah sich Gan-Bu-Ren in der beschämenden Lage, daß er sich gegen dieses unabwendbare Gesetz auflehnte. Er hatte plötzlich ein Bedürfnis, das ihn dazu trieb, für eine Verlängerung seines Lebens, das Hinauszögern des Abtretens, anzukämpfen. Und er schonte sein Oork so gut es ging, auch, um seine Ausfälle nicht registrieren zu müssen.
    Er wollte lange genug leben, um an dem Ereignis teilzuhaben.
    Gan-Bu-Ren geriet in solchen ausweglosen Zwiespalt, daß er sich schließlich einem seiner drei Artgenossen anvertraute, die mit ihm auf Lokvorth stationiert waren. Da der gesamte Planet in ein Feld gehüllt war, das nicht nur den Bund beeinflußte und ihn zähmte, sondern auch die meiste Zeit den Funkverkehr lahmlegte, suchte GanBu-Ren die persönliche Begegnung mit seinem Artgenossen.
    Er traf Ar-Le-Moch außerhalb von Lokvorth-Therm, wo er voller Erregung ein Vivocnest beobachtete, das die ersten Symptome des baldigen Schlüpfens zeigte.
    „Ich verspüre Regungen in mir, die einem .Eloundar nicht zustehen", begann Gan-Bu-Ren nach kurzem Gruß das Gespräch. „Ich bin mir völlig klar darüber, daß dies ein ungeheuerliches Vergehen ist. Und ich schäme mich dafür zutiefst. Dennoch finde ich kein Mittel, gegen diese Regungen anzukämpfen."
    „Ich weiß, daß -du ein ehrenhafter Eloundar bist, der seinen Posten gewissenhaft ausfüllt", versetzte Ar-Le-Moch. „Darum kann ich mir nicht vorstellen, welcher sträflichen Verfehlung du dich schuldig machen könntest. Hast du Vivoc veruntreut? Hast du Bund leichtsinnig zu Tode gebracht?"
    „Bewahre!" rief Gan-Bu-Ren entsetzt. „Nein, nichts von alledem! Ich bin nur voller unreiner Gedanken und verspüre den Wunsch; sie auch in die Tat umzusetzen."
    „Das klingt überaus merkwürdig", sagte Ar-Le-Moch nachdenklich. „Sag mir, welcherart Gedanken das sind. Vielleicht kann ich sie dir austreiben."
    Gan-Bu-Ren erklärte dem Artgenossen sein Dilemma, das durch den Wunsch auf ein längeres Leben entstand, um dem möglichen größten Ereignis beiwohnen zu können.
    „Ich versuche, meinen Abgang hinauszuzögern, um dabeisein zu können, falls es auf Lokvorth zum Absolutum kommt", faßte Gan-Bu-Ren seine Erläuterungen zusammen. „Ich schone ganz bewußt mein Oork, um ihm die Fähigkeiten zu erhalten."
    „Das ist in der Tat außerhalb der Norm", sagte Ar-Le-Moch mit behäbig fächelndem Oork und ließ ein nachdenkliches Schweigen folgen.
    „Ist das ein Grund, mich auszustoßen?" fragte Gan-Bu-Ren ängstlich. „Mich mit unwürdigem Tod zu bestrafen und meinen Körper verwesen zu lassen?"
    Ar-Le-Moch setzte sein Schweigen fort, machte mit den Armen jedoch beschwichtigende Bewegungen.
    „Ich habe mir Zeit zum Nachdenken genommen", sagte Ar-Le-Moch schließlich. „Ich mußte mir überlegen, ob ich dich ins Vertrauen ziehen soll."
    „Mich ins Vertrauen ziehen?" wunderte sich Gan-Bu-Ren. Es gab unter Eloundarn keine Geheimnisse, er konnte sich nicht vorstellen, was Ar-Le-Moch zu gestehen haben könnte. „Du verwirrst mich."
    „Ich bin selbst verwirrt über mich wie du auch über dich", sagte Ar-Le-Moch. „Denn ich habe ähnlich abartige Gedanken wie du. Nur daß ich nicht für eine Lebensverlängerung kämpfe; ich bin jünger als du. Aber ich habe mich dabei ertappt, wie ich mich dazu beglückwünschte, daß ich eine längere Lebenserwartung habe als du und daß ich das Ereignis erleben werde, falls es über Lokvorth kommt. Ist das nicht auch krank?"
    „Nein ... das empfinde ich nicht."
    „Dann sind es deine Wünsche auch nicht", sagte Ar-Le-Moch überzeugt. „Ich glaube, daß ein Eloundar das Recht hat, seinen letzten Weg hinauszuzögern, wenn es ihm dies ermöglicht, am Absolutum teilzuhaben.
    Dafür zu ringen kann nicht falsch sein."
    Gan-Bu-Ren war froh, mit einem Artgenossen über sein Problem gesprochen zu haben.
    Es konnte nicht falsch sein, für eine Teilnahme am Absolutum zu kämpfen.
    Bald, schon sehr bald, würde es sich herausstellen, ob Lokvorth eine auserwählte Welt war - oder ob es bloß eine Totgeburt blieb.
    Gan-Bu-Ren hoffte inbrünstig, daß letzteres nicht der Fall sei und das Ereignis stattfinden möge.
    Und mehr denn je wünschte er sich, daß er
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